Low-Carb-Diät kann Herz aus dem Rhythmus bringen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 3. April 2019
Eine kohlenhydratarme Ernährung wie beispielsweise bei Low-Carb-Diäten kann langfristig Vorhofflimmern hervorrufen. So lautet das Ergebnis einer aktuellen, groß angelegten Studie mit knapp 14.000 Probanden.
Low-Carb-Diäten erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Ob Atkins-, Paleo- oder ketogene Diät – eines haben alle Ernährungsformen gemeinsam: Die Einschränkung des Verzehrs von Zucker, Getreide(-produkten), Hülsenfrüchten, Früchten und stärkehaltigem Gemüse. Fette und Proteine sollen die wegfallenden Kohlenhydrate ersetzen. Viele Menschen entscheiden sich für eine Low-Carb-Diät, um ihr Gewicht zu reduzieren. Denn wenn weniger Kohlenhydrate aufgenommen werden als der menschliche Organismus benötigt, nutzt der Körper seine eigenen Fettreserven zur Energiegewinnung. Mit dem Sinken des Blutzuckerspiegels wird weniger Insulin ausgeschüttet, was den Fettabbau begünstigt. Zeitgleich steigt die Glukagonkonzentration und damit die Mobilisierung der körpereigenen Kohlenhydrat- (Glykogen-) und Fettspeicher.
Ob sich mit Low Carb-Diäten tatsächlich besser Gewicht abnehmen lässt als mit anderen Restriktionsdiäten, ist nach wie vor umstritten. Allerdings gibt es immer wieder Hinweise auf ungünstige gesundheitliche Begleiterscheinungen. In einer aktuellen Studie, deren Ergebnisse auf der Jahrestagung des Amerikanischen Kardiologenverbands vorgestellt wurden, wurden Daten von nahezu 14.000 Probanden der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) ausgewertet. Das Ziel der Wissenschaftler bestand darin, den Zusammenhang zwischen der Kohlenhydrataufnahme und Vorhofflimmern zu analysieren. Vorhofflimmern ist die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen und kann Schwindel, Müdigkeit und Herzrasen bis hin zum Herzversagen hervorrufen. Überdies haben Menschen mit Vorhofflimmern fünfmal häufiger Schlaganfälle.
Je nach ihrem üblichen Kohlenhydratverzehr wurden die Probanden in drei Gruppen eingeteilt:
- Low-Carb-Gruppe: Weniger als 44,8 Prozent der täglichen aufgenommenen Energie stammten aus Kohlenhydraten,
- Moderaten Gruppe: 44,8 bis 52,4 Prozent der täglichen aufgenommenen Energie stammten aus Kohlenhydraten,
- High-Carb-Gruppe: Über 52,4 Prozent der täglichen aufgenommenen Energie stammten aus Kohlenhydraten.
Im Studienzeitraum zwischen 1985 und 2016 wurde bei knapp 1.900 Probanden Vorhofflimmern neu diagnostiziert, wobei Probanden der Low Carb-Gruppe am häufigsten davon betroffen waren. Verglichen mit Probanden mit moderatem oder hohem Kohlenhydratverzehr war die Wahrscheinlichkeit der Low-Carb-Gruppe für Vorhofflimmern um 18 beziehungsweise 16 Prozent erhöht.
„Für diesen Zusammenhang gibt es mehrere mögliche Erklärungen“, erläutert Studienleiter und Kardiologe Dr. Xiaodong Zhuang. Möglicherweise nehmen Menschen, die sich kohlenhydratarm ernähren, weniger Obst, Gemüse und Getreide zu sich. Diese Nahrungsmittel verringern Entzündungsprozesse. Werden weniger entzündungshemmende Nahrungsmittel aufgenommen, könnten Entzündungsreaktionen zunehmen, welche wiederum in Zusammenhang mit Vorhofflimmern stehen. Denkbar ist außerdem, dass der Ersatz von Kohlenhydraten durch Fett und Protein oxidativen Stress auslöst und so Vorhofflimmern auslöst. Und schließlich ließe sich der Zusammenhang zwischen Low-Carb-Diäten und Vorhofflimmern auch durch ein erhöhtes Risiko für andere kardiovaskuläre Erkrankungen erklären.
Quelle einblenden
- American College of Cardiology. „Low-carb diet tied to common heart rhythm disorder: Study suggests using caution when restricting carbohydrates for weight loss.“ Pressemitteilung vom 06.03.2019
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 3. April 2019 um 06:23
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schade wie low-carb dort eingegrenzt wird. <45% der Kalorien aus Kohlenhydraten kann alles bedeuten und ist leider so für die meisten wirklichen lowcarb-Diäten nicht aussagekräftig. Und es wird nicht berücksichtigt ob auf Mängel geachtet wird oder nicht (bei 14k Probanden wohl eher fraglich).