Mediterrane Ernährung schützt vor Erektionsstörungen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 5. Januar 2021
Eine Ernährung nach dem Vorbild der traditionellen Ernährungsweise im Mittelmeerraum senkt das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, beugt einer Fettleber vor, kann die Hirnfunktion verbessern und vor Krebserkrankungen schützen. Laut einer aktuellen Studie kann die mediterrane Ernährung auch der Entstehung einer erektilen Dysfunktion entgegenwirken.
Erektile Dysfunktionen (ED) sind keine Seltenheit. In den USA sind schätzungsweise 18 Millionen Männer davon betroffen. ED können die Lebensqualität beeinträchtigen und zu psychischem Stress bei den betroffenen Männern und ihren Partnerinnen führen. Darüber hinaus gelten ED als Vorboten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bislang wurde der Zusammenhang zwischen der Ernährungsweise und ED vorwiegend bei Männern untersucht, die bereits eine ED hatten oder an Diabetes erkrankt waren, der das Risiko für eine ED erhöht. Ein Team von Wissenschaftlern um Assistenzprofessorin Stacey Kenfield von der Universität Kalifornien (San Francisco) hat nun untersucht, ob eine Ernährung nach den Prinzipien der mediterranen Ernährung oder dem Alternativen Index für eine gesunde Ernährung (Alternative Healthy Eating Index 2010) vor einer ED schützen kann.
Im Rahmen einer Langzeitstudie zur Gesundheit von Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, der sogenannten Health Professionals Follow-up Study, wurden Männer alle vier Jahre zu ihren Ernährungsgewohnheiten und Erkrankungen (darunter ED) befragt. Zu Beginn der Studie waren die Männer zwischen 40 und 75 Jahre alt. Personen mit einer Vorgeschichte von ED, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Urogenitalkrebs wurden aus der Auswertung ausgeschlossen. Für die Analyse wurden Daten von 21.469 Männern verwendet.
Anhand eines Punktwerts wurde bestimmt, inwieweit die Ernährung der Männer mit den Prinzipien der mediterranen Ernährung beziehungsweise dem Konzept des Alternativen Indexes für gesunde Ernährung übereinstimmt. Ein höherer Verzehr von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten, mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie Omega-3-Fettsäuren wurde positiv gewertet, ebenso der sparsame Konsum von verarbeitetem Fleisch, zuckerhaltigen Getränken, trans-Fettsäuren und Kochsalz. Je höher die aus allen Angaben errechneten Gesamtwerte waren, desto gesünder war die Ernährungsweise der Probanden insgesamt.
Erwartungsgemäß stieg die Wahrscheinlichkeit für eine ED mit zunehmendem Alter. Nach durchschnittlich knapp 11 Jahren hatten 968 Männer der Altersgruppe unter 60 Jahren eine ED, bei den 60- bis 69-Jährigen waren 3.703 Männer betroffen, bei den Männern ab 70 Jahren 4.793 Männer. Wurden diese Daten mit der Ernährungsweise der Männer in Verbindung gebracht, zeigte sich, dass die unter 60-Jährigen, deren Ernährung am meisten den Prinzipien der mediterranen Ernährung entsprach (6-9 Punkte auf der Skala der mediterranen Ernährung) ein um 22 Prozent geringeres Risiko für eine ED hatten als jene mit den geringsten Punktwerten (1-3 Punkte). Auch die Männer der älteren Altersgruppen profitieren von einer überwiegend mediterranen Ernährung. Hier verringerte sich das Risiko bei den Männern zwischen 60 und 69 Jahren um 18 Prozent und bei den Männern ab 70 Jahren um 7 Prozent im Vergleich zur Gruppe, deren Ernährungsweise am wenigsten mit der mediterranen Ernährung übereinstimmte.
Ähnliche Resultate ergab auch die Auswertung des Alternativen Index für eine gesunde Ernährung. Hier kam eine gesündere Ernährung mit höherem Index der Altersgruppe unter 60 Jahren und zwischen 60 und 69 Jahren gleichermaßen zugute, bei denen das Risiko für eine ED zwischen dem Fünftel der Probanden mit dem höchsten Index 22 Prozent geringer war als bei dem Fünftel der Probanden mit dem geringsten Index. In der Altersgruppe ab 70 Jahren war das Risiko ebenfalls um 11 Prozent geringer.
Vielleicht lässt sich mit dieser positiven Aussicht auch der eine oder andere Ernährungsmuffel von den Vorteilen einer gesunden Ernährungsweise überzeugen.
Quellen einblenden
- S. R. Bauer, B. N. Breyer, M. J. Stampfer, E. B. Rimm, E. L. Giovannucci (2020): Association of diet with erectile dysfunction among men in the Health Progessionals Follow-up Study. JAMA Network Open 3:e2021701
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 5. Januar 2021 um 09:31
vorheriger Artikel: Apfel, Nuss und Mandelkern
nächster Artikel: Lesetipp: Neue Ausgabe – „Der Ernährungsmediziner“ der DAEM
DEBInet-Ernährungsblog - über uns
Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.
Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.
Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung
© 2010-2024 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit