Harnsteine - Krankheitsbild

Definition

Harnsteine bilden sich in den Harnwegen durch die Auskristallisation von Substanzen, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Sie können sich in jedem Abschnitt der ableitenden Harnwege festsetzen und Symptome verursachen.

Die häufigste Steinsubstanz ist das Calciumoxalat, die man bei 75% der diagnostizierten Steine findet. An zweiter Stelle folgt die Harnsäure, die den Hauptbestandteil von 10-15% der Steine ausmacht. Deutlich seltener findet man Steine aus Struvit (Magnesium-Ammonium-Phosphat), Cystin, Carbonatapatit (Dahllit) oder Calciumphosphat.

Häufigkeit

Etwa 4% der Bundesbürger erkranken einmal oder mehrmals in ihrem Leben an Harnsteinen. Die Inzidenz der Erkrankung, das ist der Prozentsatz der Neuerkrankungen pro Jahr, beträgt bei uns etwa 0,5%. Das bedeutet, dass jährlich in Deutschland ca. 400.000 Patienten an Nierensteinen erkranken. Besonders häufig sind Männer betroffen.

Ursachen / Risikofaktoren

Nierensteine sind multifaktoriell bedingt, d.h. es gibt verschiedene Ursachen, die die Entstehung von Nierensteinen begünstigen können.

  • Eine erhöhte Ausscheidung steinbildender Substanzen wie z.B. Calcium, Phosphat, Oxalsäure, Harnsäure oder Cystin kann bei entsprechender Veranlagung und/oder erhöhter Zufuhr mit der Nahrung eine Steinbildung hervorrufen.
  • Hohe Flüssigkeitsverluste (z.B. durch starkes Schwitzen beim Sport, in der Sauna o.ä. und eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr) können das Risiko einer Kristallisation stark ansteigen lassen.
  • Engstellen (Stenosen) im harnableitenden System verlangsamen den Durchfluss des Urins und können somit die Bildung von Harnsteinen begünstigen.
  • Harnwegsinfekte können die Harnzusammensetzung und den pH-Wert des Urins verändern. Bei pH-Werten unter 5,5 oder über 7,0 steigt das Risiko für Nierensteinbildung. Umgekehrt wird aber auch die Ausbildung von Harnwegsinfekten durch Nierensteine gefördert, so dass oft ein Teufelskreis entsteht.
  • Auch mangelnde Bewegung, Stress oder starke psychische Belastung können Auslöser für eine Steinbildung sein.

Allgemeines Schema zur Harnsteinbildung

Schema Harnsteinbildung

Quelle: modifiziert nach Hesse und Bach, 1982

Symptome / Komplikationen

Beschwerden machen Harnsteine erst dann, wenn sie sich aus dem Nierenbecken lösen und in dem Harnleiter stecken bleiben. Dies führt zu den klassischen, oft von dem Patienten als dramatisch empfundenen Symptomen der Harnleiterkolik:

  • Kolikartige Schmerzen, die je nach Sitz der Steine in den Rücken, den seitlichen Unterbauch, die Schamlippen bzw. Hoden ausstrahlen können
  • Brechreiz/Erbrechen
  • reflektorischer Stuhl-/Windverhalt
  • Blutausscheidung mit dem Urin (sog. Hämaturie)
  • Bestehen Harnsteine über einen längeren Zeitraum, kann es zu bakteriellen Entzündungen zunächst im Bereich der Harnwege kommen. Diese können sich unter Umständen dann im gesamten Körper ausbreiten und zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Urosepsis) führen.

Diagnose

Zunächst wird Ihr Arzt bei Verdacht auf Nierensteine mit einem Teststreifen einen Urinschnelltest durchführen. Hierdurch können innerhalb von Minuten Infektionen des Harntraktes sowie Blutspuren im Urin nachgewiesen werden.

Mittels 24 Stunden-Urin werden dann weitere Harnanalysen durchgeführt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Parameter, die untersucht werden und ihre Grenzwerte für einen Therapiebeginn.

Parameter Grenzwert
pH-Wert (Tagesprofil) < 5,8 oder > 6,8
Spezifisches Gewicht (Morgenurin) > 1,010g/cm3
Volumen < 2,0 l
Calcium > 5,0 mmol
Harnsäure > 4,0 mmol
Citrat < 2,5 mmol
Oxalsäure > 0,5 mmol
Kreatinin 7-13 mmol (Frauen)
13-18 mmol (Männer)

Anhand der Untersuchungsergebnisse kann man nicht nur feststellen, ob einzelne steinbildende Substanzen in zu hoher Konzentration ausgeschieden werden, sondern sich gleichzeitig noch ein Bild über die Nierenfunktion machen.

Außerdem wird auch noch Ihr Blut auf Calcium, Harnsäure, Phosphat und Kreatinin untersucht. Eine Erhöhung jedes einzelnen dieser Stoffe kann Hinweis auf die Ursache von Nierensteinen sein.

Im Rahmen der bildgebenden Diagnostik kommen die Ultraschalluntersuchung und die Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Urographie) zum Einsatz. Mit diesen Methoden kann man einen Stein lokalisieren und erhält auch noch Informationen über die Gestalt der Nieren und ableitenden Harnwege.

Mittels Infrarotspektroskopie oder Röntgendiffraktometrie kann man abgegangene oder entfernte Steine auf Ihre Zusammensetzung hin prüfen. Sind die Hauptbestandteile der Steine bekannt, kann man eine spezifische Ernährungstherapie einleiten.