Harnsteine - Informationen zur Therapie

Allgemeine Hinweise

Auch wenn die Entstehung von Harnsteinen viele Ursachen hat, spielt doch die Ernährung als Auslöser der Steinbildung eine wichtige Rolle. Häufig ist die erhöhte Ausscheidung steinbildender Substanzen auf Fehler in der Ernährung zurückzuführen und kann durch entsprechende diätetische Maßnahmen normalisiert werden.

Die Erfahrung zeigt, dass Harnsteine sich immer wieder bilden (rezidivieren). Eine Ernährungsumstellung ist essentiell für eine erfolgreiche Rezidivprophylaxe. Hierdurch kann das Risiko einer erneuten Steinbildung von 50-70% auf unter 5% gesenkt werden.

Steinbildende Nahrungsmittel

Im folgenden Kapitel finden Sie eine Übersicht von ernährungsbedingten Faktoren, die die Entstehung von Harnsteinen begünstigen können.

Flüssigkeitszufuhr

Harnkristalle können sich nur dann bilden, wenn entweder steinbildende Substanzen in hoher Menge ausgeschieden werden, oder wenn der Harn nicht ausreichend verdünnt ist. Die Erhöhung der täglichen Flüssigkeitsaufnahme und damit auch der erhöhten Harnausscheidung ist daher die wichtigste Maßnahme, um der (erneuten) Bildung der Harnsteine vorzubeugen.

Hier ist es wichtig zu wissen, zu welcher Steinart man neigt, denn je nach Zusammensetzung der Harnsteine werden unterschiedliche Trinkmengen empfohlen. Um die Entstehung von Cystinsteinen zu vermeiden sollten täglich 3,5 - 4 Liter Flüssigkeit zu sich genommen werden. Bei den anderen Steinarten reichen 2,5-3 Liter täglich.

Diese Empfehlungen gelten natürlich nur bei funktionstüchtigen Nieren, da es bei reduzierter Nierenfunktion zu Überwässerung kommen kann.

Da durch Alkohol die Entstehung aller Steinarten gefördert wird, sollte Alkohol jeder Art (auch Bier) möglichst gemieden werden.

Nährstoffe

Eiweiß

Ein erhöhter Verzehr von Nahrungsmitteln, die reich an tierischem Eiweiß sind, begünstigt über zwei Mechanismen die Steinbildung: Zum einen sinkt der pH des Harns, zum anderen steigt die Ausscheidung von Calcium. Entsprechende Nahrungsmittel sollten also möglichst selten auf Ihrer Speisekarte stehen.

Kohlenhydrate

Besonders kurzkettige Kohlenhydrate, wie sie in Zucker oder Süßigkeiten enthalten sind, fördern die Entstehung von Harnsteinen durch eine vermehrte Ausscheidung von Calcium im Urin.

Mineralstoffe

Calcium

Eine gesteigerte Calciumaufnahme führt auch zu einer gesteigerten Calciumausscheidung. Daher sollte bei Neigung zu calciumhaltigen Steinen die Zufuhr nicht mehr als die nach D-A-CH empfohlenen 1000mg/Tag betragen.

Natrium

Auch eine erhöhte Kochsalzzufuhr steigert die Calciumausscheidung im Urin. Also sparsam salzen!

Magnesium

Dieser Mineralstoff hemmt die Bildung von Calciumoxalatsteinen. Magnesiumreiche Nahrungsmittel sind daher sehr empfehlenswert.

Weitere Inhaltsstoffe

Ballaststoffe

Eine ballaststoffreiche Ernährung kann eine gesteigerte Calciumresorption im Darm verhindern. Aber Vorsicht: Nicht alle Ballaststoffe sind geeignet. Kleie steigert nämlich die Oxalsäure-Ausscheidung.

Oxalsäure

Werden mit der Nahrung vermehrt oxalsäurehaltige Lebensmittel wie Spinat, Rhabarber o.ä. zugeführt, steigt auch die Ausscheidung von Oxalsäure mit dem Urin. Die Resorption der Oxalsäure über den Darm kann bei bestimmten Magen-Darm Erkrankungen, wie Morbus Crohn, Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Durchfall noch zusätzlich erhöht sein.

Purine

Purine, die mit der Nahrung aufgenommen werden, werden im Körper zu Harnsäure verstoffwechselt und als solche über die Niere ausgeschieden. Wer zuviel purinreiche Lebensmittel isst, hat aber nicht nur ein erhöhtes Risiko für harnsäurehaltige- sondern auch für calciumoxalathaltige Nierensteine. Weitere Informationen rund um Purine, purinarme Ernährung etc. finden Sie auf unseren Seiten zum Thema Gicht.

Ernährungsempfehlungen

Die folgenden Empfehlungen ersetzen natürlich nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater, sondern sind als zusätzliche Tipps zu verstehen.

Empfehlenswert

  • Viel trinken! Um den Urin ausreichend zu verdünnen, sollten Sie 2,5-3 Liter (Calciumoxalatsteine) Flüssigkeit zu sich nehmen.
  • Besonders gut geeignet sind bicarbonatreiche, aber insgesamt mineralstoffarme Mineralwässer (HCO3 > 500 mg/l), verdünnte Zitrussäfte aber auch Nieren-, Blasen- oder Früchtetees und verdünnte Fruchtsäfte.
  • Bevorzugen Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Salate oder Gemüse und Obst. Ballaststoffe in Form von Kleie sind für Nierensteinpatienten weniger empfehlenswert.
  • Günstig sind auch magnesiumhaltige Nahrungsmittel. Besonders reichhaltig sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte (z.B. weiße Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Limabohnen, Linsen, Sojabohnen), Gemüse (z.B. Artischocken, grüne Bohnen, Grünkohl, Kohlrabi, Kartoffeln), Obst (z.B. Bananen, Brombeeren, Himbeeren, Papaya, Passionsfrucht, Sanddorn)

In Maßen erlaubt

  • Kaffee und schwarzer Tee sollten nur in Maßen genossen werden.
  • Reduzieren Sie die Zufuhr von tierischem Eiweiß (max. 150g Wurst oder Fleisch/Tag).
  • Beschränken Sie die Aufnahme von Calcium auf tgl. 1000mg! Beachten Sie: 1 Liter Milch enthält bereits 1200mg Calcium!!
  • Reduzieren Sie purinreiche Lebensmittel! Eine Liste purinarmer Lebensmittel und weitere Tipps zur purinarmen Ernährung finden Sie in unserem Kapitel Gicht.
  • Sparsam salzen! Frische oder tiefgekühlte Produkte sollten Konserven vorgezogen werden. Würzen Sie reichlich mit frischen Kräutern. Das schmeckt nicht nur besser, sondern ist auch gesünder für Ihre Nieren und Ihren Blutdruck. Eine Liste salzarmer Lebensmittel finden Sie in unserem Kapitel über Bluthochdruck.
  • Gehen Sie sparsam mit Süßigkeiten um!

Nicht empfehlenswert

  • Alkoholische Getränke sowie stark zuckerhaltige Getränke sind tabu!
  • Meiden Sie Lebensmittel, die reichlich Oxalsäure enthalten, wie Rhabarber, Spinat, Mangold oder Rote Beete.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Allgemeine Therapie

Wenn die Nieren- oder Harnleitersteine nicht spontan abgehen, müssen Sie entfernt werden, da sie sonst zu erheblichen Komplikationen führen können. Hierfür gibt es verschiedene Vorgehensweisen, auf die im folgenden nur in Kürze eingegangen werden soll.

Wenn Sie genauere Informationen wünschen, sprechen Sie doch einfach mit Ihrem/r Arzt/Ärztin!

Extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie

Der Stein wird mittels Ultraschall oder Röntgenuntersuchung lokalisiert und dann durch Fokussierung einer Stoßwelle auf den Stein zertrümmert. In über 90% der Fälle können die Steinfragmente so über die ableitenden Harnwege ausgeschieden werden. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist, dass der Stein genau lokalisiert werden kann und keine Abflusshindernisse bestehen.

Spezielle Therapie bei Harnsteinen

Perkutane Nephrolithotomie

Hierbei dringt man unter ständiger Ultraschallkontrolle mit einem kleinen Schlauch (Endoskop) in das Nierenbecken ein und entfernt den Stein entweder mit einem geeigneten Instrument oder zertrümmert ihn mit Laserenergie.

Operative Steinentfernung

Durch die Möglichkeit nicht-operativer Methoden wie der extrakorporalen Stoßwellenlithotrypsie kommt die chirurgische Entfernung eines Nierensteines durch Eröffnung des Nierenbeckens nur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung.

Spezielle Therapie bei Harnleitersteinen

Hier gibt es verschiedene urologische Verfahren, Steine zu entfernen. Neben der Zertrümmerung durch Laser oder Ultraschall kann auch über die ableitenden Harnwege mit einer Schlinge oder Fasszange in den Harnleiter eingegangen werden, um den Stein zu entfernen. Ein operativer Eingriff ist auch hier nur in den seltensten Fällen erforderlich.