Abnehmen: Hormone vermitteln Krankheitsschutz
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 20. März 2013
Epidemiologen vermuten, dass hinter chronischen Erkrankungen oft starkes Übergewicht und Bewegungsmangel stehen. Doch ein ungünstiger Lebensstil ist keine Einbahnstraße: Wer es schafft abzunehmen, senkt gleichzeitig sein Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Krebs. Mögliche Mittler der Wirkung sind Botenstoffe des Fettgewebes.
Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, USA, fanden heraus, dass die Höhe des Körpergewichts und die Produktion bestimmter Hormone im Fettgewebe wechselwirken. Mit sinkendem Gewicht bildet sich im Fettgewebe weniger von dem Hormon Leptin, dafür aber mehr von dem Hormon Adiponektin. Diese Änderung bleibt wahrscheinlich nicht ohne Folgen auf die Gesundheit.
So könnte ein Mehr an Adiponektin die Gesundheit fördern, denn der Botenstoff wirkt entzündungshemmend und trägt dadurch zum Schutz vor chronischen Erkrankungen bei. Des Weiteren verbessert Adiponektin die Wirkung des Hormons Insulin, dessen Wirkverlust bei der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 eine wichtige Rolle spielt. Leptin hingegen gilt in hohen Konzentrationen als ungünstig, da es das Wachstum von Tumorzellen begünstigt. Sinkende Leptin-Spiegel im Zuge einer Gewichtsreduktion könnten demnach protektiv wirken.
Die Forscher untersuchten den Einfluss von Körpergewicht und Bewegung auf die Bildung der Botenstoffe Adiponektin und Leptin im Fettgewebe an 439 übergewichtigen und adipösen Frauen jenseits der Wechseljahre. Diese verteilten sie zufällig auf vier Gruppen. Drei Gruppen änderten ein Jahr lang ihren Lebensstil – entweder nahmen sie weniger Kalorien auf oder sie machten mehr Sport oder beides. Die vierte Gruppe behielt ihre Gewohnheiten bei und diente als Kontrolle.
Egal ob mehr Sport oder eine kalorienreduzierte Ernährung: Beide Umstellungen führten dazu, dass die Probandinnen weniger Leptin produzierten. In der Sport-und-Ernährungs-Gruppe sank Leptin am stärksten. Den größten Anstieg des Hormons Adiponektin erzielten Frauen der Gruppe, die ihre Ernährung umstellte.
Auffällig war, dass sich durch eine größere Gewichtsabnahme durchgängig bei allen Teilnehmerinnen stärkere Effekte einstellten. „Die größten Veränderungen beobachteten wir bei Frauen, die zehn Prozent ihres Ausgangsgewichts verloren hatten“, informiert Clare Abbenhardt, Erstautorin der Studie. Bei diesen Frauen fanden die Forscher teilweise um bis zu 20 Prozent mehr Adiponektin und einen Abfall des Hormons Leptins um bis zu 50 Prozent. Auslöser für das Sinken der Leptin-Konzentration war auch eine veränderte Körperzusammensetzung. Auf diese Weise erreichte die Sport-Gruppe allein durch eine Zunahme der Muskelmasse niedrigere Leptin-Werte, ohne dass gleichzeitig Gewicht reduziert wurde.
Die bisher ausgesprochenen Empfehlungen, ein gesundes Körpergewicht zu halten und sich ausreichend zu bewegen, würden durch die neuen Erkenntnisse untermauert, sagt Cornelia Ulrich, die im Bereich „Präventive Onkologie“ forscht und ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war.
Quelle:
Seltmann S (05.03.2013): „Gesündere Hormone“ durch Ernährung und Sport. Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums
verfasst von Sabrina Rauth am 20. März 2013 um 08:14
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