Abnehmtipps vom Arzt: Mit seinem BMI steigt das Vertrauen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 22. November 2013
Patienten mit Übergewicht schenken ihrem Hausarzt mehr Vertrauen und nehmen Ratschläge zur Gewichtsreduktion eher an, wenn er ebenfalls mit überflüssigen Pfunden zu kämpfen hat. Doch das Vertrauen ist nicht grenzenlos, wie eine US-amerikanische Studie zeigt.
Wissenschaftler der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health und der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore (USA) befragten per Internet 600 übergewichtige Menschen, die im Vorjahr mindestens einmal ihren Hausarzt konsultiert hatten. Drei Fragen standen im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses: Wie schätzen die Probanden das Gewicht ihres Hausarztes ein? Wie hoch ist ihr allgemeines Vertrauen in ihren Arzt? Wie hoch ist speziell ihr Vertrauen in seine Kompetenz, sie beim Abnehmen zu unterstützen, sei es durch eine Beratung zur Gewichtskontrolle, Ernährung oder Anleitung zu sportlicher Aktivität.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Hausärzte generell ein hohes Vertrauen bei den befragten Patienten genossen. Dabei war das Gewicht des Ärzte kaum von Bedeutung: Auf einer Skala von 0 bis 10 (10 stand für „vollstes Vertrauen“) erhielten normalgewichtige Ärzte im Durchschnitt eine Bewertung von 8,6, übergewichtige Ärzte eine 8,3 und fettleibige Ärzte eine 8,2. Wurden allerdings figurbezogene Themen angesprochen, zeigten sich in Abhängigkeit vom Gewicht des behandelnden Arztes Unterschiede. Ernährungstipps wurden besser von übergewichtigen und adipösen Hausärzten angenommen als von normalgewichtigen: 87 Prozent der Befragten mit einem übergewichtigen und 82 Prozent der Befragten mit einem fettleibigen Arzt gaben an, ihrem Hausarzt in Ernährungsfragen zu vertrauen, verglichen mit 77 Prozent der Patienten eines normalgewichtigen Hausarztes. Auch die ärztlichen Ratschläge zum Bewegungsverhalten und zur Gewichtskontrolle wurden von übergewichtigen und fettleibigen Ärzten tendenziell besser angenommen, allerdings war der Unterschied hier nicht statistisch signifikant.
Doch das Vertrauen der Patienten in korpulente Ärzte hatte Grenzen: Litt ihr Arzt unter extremem Übergewicht, fühlten sich die ebenfalls übergewichtigen Patienten häufiger stigmatisiert als bei normalgewichtigen Medizinern und oder Ärzten mit geringerem Übergewicht. Die Wissenschaftler vermuten, dass die stark übergewichtigen Ärzte ihre schlechten gewichtsbezogenen Erfahrungen und Erlebnisse auf Patienten mit Übergewicht übertragen, was zu Vertrauenseinbußen führen kann.
Patienten mit Übergewicht scheinen sich damit hinsichtlich ihres Vertrauens von anderen Patienten zu unterscheiden, wie eine im Frühjahr veröffentlichte Studie aus den USA zeigt. In den Augen dieser Patienten war ein Hausarzt mit Übergewicht oder starkem Übergewicht weniger glaubwürdig, ihr Vertrauen war geringer und sie waren weniger geneigt, seinen Ratschlägen zu folgen.
Hausärzte sollen Vertrauenspersonen sein und mit gutem Beispiel voran gehen. Das Gewicht des Hausarztes scheint auf seine Glaubwürdigkeit bei figurbezogenen Aspekten Einfluss zu haben, auch wenn die genauen Zusammenhänge noch nicht erschlossen sind. Interessant wäre auch, ob Ärzte, die früher übergewichtig waren und abgenommen haben, einen besonderen Vertrauensbonus bei ihren Patienten genießen.
Quellen einblenden
- S. N. Bleich, K. A. Gudzune, W. L. Bennett, M. P. Jarlenski, L. A. Cooper (2013): How does physician BMI impact patient trust and perceived stigma? Preventive Medicine 57, Ausgabe 2, Seite 120-124
- R. M. Puhl. J. A. Gold, J. Luedicke, J.A. DePierre (2013): The effect of physicians’ body weight on patient attitudes: implications for physician selection, trust and adherence to medical advice. International Journal of Obesity, Onine-Vorabveröffentlichung
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 22. November 2013 um 07:23
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