Actionfilme als Figurkiller

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 5. Februar 2015

Beim Ansehen von Actionfilmen sind nicht nur die Darsteller „in action“. Das abwechslungsreiche, fesselnde Geschehen auf dem Bildschirm animiert auch die Zuschauer, häufiger bei Snacks zuzugreifen. Ganz nebenbei werden so deutlich mehr Kalorien aufgenommen als eigentlich gewollt.

Was wäre ein Actionfilm ohne Nervennahrung? Während der Filmheld zahlreiche Herausforderungen meistert und Abenteuer besteht, schauen wir gebannt zu – und ganz nebenbei schrumpft die bereitgestellte Nervennahrung. Am Ende des Films fragt sich wohl so mancher, wer die ganzen Knabbereien gegessen hat. Interessant wäre auch zu wissen, ob verschiedene Fernsehgenres sich unterschiedlich auf die Verzehrsmenge auswirken.

Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Cornell University (New York) und der Vanderbilt University (Tennessee) nach. Für ihr Experiment luden die Wissenschaftler 57 weibliche und 37 männliche Studenten zum Filmschauen ein. Was die Probanden ansahen, bestimmte das Zufallsprinzip: In Gruppen von bis zu 20 Teilnehmern sahen sie entweder einen Ausschnitt aus dem Hollywood-Actionfilm „The Island„, denselben Actionfilmausschnitt nur ohne Ton oder einen Teil einer Talkshow. Dabei wurden jedem Teilnehmer reichliche Mengen verschiedener Snacks (schokolierte Erdnussdragees, Kekse, Karotten und Weintrauben) angeboten. Am Ende der Filmsequenzen wurde für jeden Teilnehmer berechnet, welche Mengen der verschiedenen Snacks er verzehrt hatte und das Ergebnis auf Gruppenbasis ausgewertet.

Bereits in den 20-minütigen Filmsequenzen zeigten sich deutliche Unterschiede in der Menge der verzehrten Snacks zwischen den verschiedenen Gruppen. Am meisten knabberten die Teilnehmer, die den Actionfilm mit Ton sahen: Sie aßen beinahe doppelt so viel wie die Talkshow-Zuschauer (+98 Prozent). Selbst wenn die tonlose Version des Films angesehen wurde, verzehrten die Probanden nebenbei noch deutlich größere Mengen als die Talkshow-Zuschauer (+36 Prozent). Dieser Mehr-Konsum machte sich auch bei der Anzahl der aufgenommenen Kalorien bemerkbar: Die Actionfilm-Zuschauer mit Ton verzehrten während der kurzen Filmsequenz 354 Kalorien, bei der tonlosen Variante waren es noch 314 Kalorien, während bei der Talkshow mit 215 Kalorien deutlich weniger Kalorien aufgenommen wurden.

Die Wissenschaftler führen diesen Effekt auf die starke Ablenkung durch Actionfilme zurück: „Actionlastige Programme sind abwechslungsreich, schnell geschnitten, bannen unsere Aufmerksamkeit und lenken uns dadurch davon ab, was und wie viel wir essen“, erklärt der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Aner Tal von der Cornell University. Es scheint so, als würden wir bei stärker ablenkenden Programmen dazu neigen, mehr zu essen – ohne dies überhaupt zu merken. Eigentlich schade, dass im Rahmen dieser Studie nicht auch das Konsumverhalten während Sportsendungen, bei denen Spannung auf Gruppendynamik trifft, untersucht wurde…
Im Interesse der eigenen Figur raten die Wissenschaftler Actionfilmfreunden kalorienreiche Snacks vorzuportionieren – oder ganz auf gesündere, kalorienärmere Snacks umzusteigen. Wenn anstelle von Chips und Schokolade Obst oder Gemüse verzehrt werden, lässt sich die Ablenkung zum eigenen Vorteil nutzen, rät der Seniorautor der Studie, Brian Wansink.

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verfasst von am 5. Februar 2015 um 07:18

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2 Kommentare zu “Actionfilme als Figurkiller”

  1. Bianca sagt:

    Ein wirklich schöner Ansatz, auch auf die unterschiedlichen Inhalte der Fernsehprogramme zu achten. Die grundsätzliche Tendenz, vor dem Fernseher unterbewußt größere Mengen als „normal“ zu verzehren sind ja weithin bekannt. Ich denke auch, dass alles, was diese extreme Spannung beinhaltet die Kontrolle über die Menge des Gegessenen noch weiter senkt.

  2. Martin sagt:

    Könnte man mit Horrorfilmen gleichsetzen oder? Da gibt es auch schnelle Frequenzen und einen gewissen Adrenalinkick, der auch dazu neigt etwas zu knabbern. Oder wären die Ergebnisse in dem Fall anders?

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