Aktuelle Trends im Lebensmittelverbrauch
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 9. März 2017
Im Rahmen eines Seminars für Journalisten berichtete die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) über Ergebnisse des 13. DGE-Ernährungsberichts. Aus Daten der Agrarstatistik zum Lebensmittelverbrauch (Kapitel 1) lassen sich Rückschlüsse auf die Nährstoffversorgung der Bevölkerung Deutschlands ziehen.
In den letzten Jahren ist der Verbrauch an Gemüse angestiegen. Dies gilt für alle Gemüsearten außer Kohlgemüse. Statistisch bedeutsame Zuwächse konnten für Tomaten (+ ca. 400 Gramm pro Person und Jahr), Möhren, Rote Rüben (+ ca. 180 Gramm) und Zwiebelgemüse (+ ca. 160 Gramm) verbucht werden. Erfreulich ist auch der erhöhte Verbrauch von Schalenobst und sonstigem Beerenobst (+ durchschnittlich 120 Gramm beziehungsweise 100 Gramm). Dennoch wurden insgesamt 1,2 Kilogramm weniger Frischobst pro Person und Jahr verbraucht. Rückläufig war dabei insbesondere der Verbrauch von Äpfeln, Birnen, Pfirsichen, Tafeltrauben und Apfelsinen.
Der zunehmende Verbrauch von Getreideprodukten (Hartweizen: + 250 Gramm, Teigwaren: + 150 Gramm, Reis: + 190 Gramm) wird von der DGE begrüßt, da eine erhöhte Aufnahme von Getreideballaststoffen vor Diabetes mellitus und Dickdarmkrebs schützen kann.
Weniger positiv ist der nach wie vor zu hohe Fleischverbrauch in Deutschland. Rund 60 Kilogramm Fleisch werden in Deutschland pro Person und Jahr durchschnittlich verbraucht. Zwar ist Fleisch eine gute Quelle für Eisen, Zink, Selen und die Vitamine A, B1 und B12. Mit dem Fleischverzehr steigt aber auch die Aufnahme von ernährungsphysiologisch ungünstigen gesättigten Fettsäuren, Cholesterin, Purinen und Speisesalz. Außerdem besteht der begründete Verdacht, dass sogenanntes „rotes Fleisch“ (von Rind, Kalb, Schwein, Schaf, Lamm, Ziege) und daraus hergestellte Fleisch- und Wurstwaren zu einem erhöhten Körpergewicht und Bauchumfang beitragen. Im Gegensatz zum Fleischverbrauch ist der Fischverbrauch seit 2010 erschreckend stark zurückgegangen. Da (See-)Fisch viele langkettige mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren) und Jod enthält, wird der rückläufige Verbrauch von Experten kritisch gesehen und kann die Entstehung von koronaren Herzkrankheiten begünstigen.
Der Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen ist auf einem hohen Niveau geblieben. Dagegen stieg der Verbrauch von Hart-, Schnitt- und Weichkäse um ungefähr 220 Gramm pro Person und Jahr. Diese Entwicklung ist angesichts der Verbesserung der Versorgung mit Protein, Calcium, Jod und Vitamin B2 in der Bevölkerung zwar begrüßenswert, ein hoher Verzehr fettreicher Milch(-produkte) kann jedoch das Risiko für Übergewicht erhöhen.
Energiereiche Streichfette und pflanzliche Fette werden inzwischen weniger verbraucht. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass sich der einseitige Verzicht auf pflanzliche Fette ungünstig auf das Verhältnis zwischen (mehrfach) ungesättigten und gesättigten Fettsäuren auswirkt, was wiederum koronare Herzkrankheiten begünstigt.
Im Getränkebereich ist der Verbrauch von Mineralwasser und Erfrischungsgetränken um durchschnittlich 1,1 Liter pro Person und Jahr angestiegen, während der Verbrauch von Fruchtsaft weiterhin zurückgegangen ist. Hier warnt die DGE vor dem teilweise hohen Zuckergehalt von Erfrischungsgetränken. Insbesondere Kinder und Jugendliche sollten keine oder wenig mit Zucker gesüßten Getränke trinken. so die DGE. Außerdem steht ein hoher Konsum zuckergesüßter Getränke im Zusammenhang mit einem erhöhten Körpergewicht und der Erkrankung an Typ-2-Diabetes. Dementsprechend wünscht sich die DGE einen weiterhin steigenden Verbrauch von Wasser als Durstlöscher.
In den letzten Jahren wurden im Mittel 1,9 Liter mehr Kaffee und 0,3 Liter mehr Tee pro Person und Jahr getrunken. Der deutliche Zuwachs bei Kaffee könnte auf das vielfältige Angebot an „To-go-Varianten“ zurückzuführen sein. Kaffeeprodukte wie Latte macchiato und Cappuccino können sich allerdings negativ auf die Energiebilanz auswirken.
Etwas Süßes zum Schluss: Während der Verbrauch von Zuckerwaren deutlich zurückgegangen ist, hat im selben Zeitraum der Schokoladenverbrauch um ca. 135 Gramm Schokolade pro Person und Jahr zugenommen. Damit ist der Schokoladenverbrauch seit dem Jahr 2000 um ein Viertel (25 Prozent) angestiegen.
„Wir müssen unsere Anstrengungen weiter hochhalten, den Verzehr von Lebensmitteln mit einer vergleichsweise niedrigen Energiedichte voranzutreiben. Dazu gehören vor allem pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst. Gleichzeitig sollte in der Bevölkerung der Verzehr von Lebensmitteln bzw. Speisen und Getränken mit hoher Energiedichte, u. a. zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken und Schokoladenwaren, eingeschränkt werden. Gerade der Konsum von Lebensmitteln mit hohem Energiegehalt erhöht das Risiko für die Entstehung von Adipositas deutlich“, folgert Prof. Dr. Peter Stehle, Chefredakteur des 13. DGE-Ernährungsberichts, aus den aktuellen Entwicklungen im Lebensmittelverbrauch.
Quellen einblenden
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE, 2017): Trends im Lebensmittelverbrauch. Presseinformation vom 01.02.2017
- Der aktuelle Ernährungsbericht kann hier bestellt werden.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 9. März 2017 um 12:20
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