Aus artgerechter Tierhaltung: Tierschutzlabel soll Einkauf erleichtern
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 8. Februar 2013
Eine aktuelle Umfrage bestätigt, dass Verbraucher in Deutschland Wert legen auf tierische Produkte aus einer artgerechten Tierhaltung. Viele sind bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Beim Einkauf war es allerdings bislang schwer, tiergerecht erzeugte Lebensmittel zu erkennen, zumal das entsprechende Angebot eher noch gering ist. Abhilfe verspricht das neue Tierschutzlabel.
Obwohl Tierschutz in Deutschland gesetzlich verankert ist, ist die Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere häufig alles andere als artgerecht. Nachdem der Deutsche Tierschutzbund sich seit längerer Zeit weitgehend erfolglos für die Einführung einer europaweiten Tierschutzkennzeichnung einsetzte, wurde nun beschlossen, ein solches Projekt auf nationaler Ebene zu starten. Das Tierschutzlabel soll Verbraucher auf Produkte von Tieren hinweisen, die artspezifisch gehalten wurden. Zunächst wird das Siegel für Produkte von Masthühnern und Mastschweinen vergeben, langfristig sollen aber Kriterien für alle landwirtschaftlich genutzten Tiere erarbeitet werden.
Das Tierschutzlabel „Für mehr Tierschutz“ wird als zweistufiges System eingeführt. So sollen ein breiter Marktzugang und damit Verbesserungen in der Haltung möglichst vieler Tiere erreicht werden. Die Einstiegsstufe fordert verbindlich ein adäquates Platzangebot, Strukturen und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere. Für eine Auszeichnung mit der Premiumstufe müssen ein noch größeres Platzangebot sowie Außenklimabereiche oder Auslaufmöglichkeiten gewährleistet sein.
Laut Deutschem Tierschutzbund erfolgen Zertifizierung und Kontrolle durch von ihm geprüfte, unabhängige Organisationen vor Ort. Der Deutsche Tierschutzbund wird darüber hinaus Zugang zu allen Zertifizierungs- und Kontrollergebnissen haben und selbst unangemeldete Kontrollen durchführen.
Das neue Label sei keine Werbung für einen vermehrten Fleischkonsum. Vielmehr solle es Menschen dazu animieren, bei ihren Einkaufsentscheidungen Tierschutzkriterien mit zu berücksichtigen, sagt der Deutsche Tierschutzbund. Mit wachsendem Bewusstsein für Tierschutz werden die Käufer ihren Fleischkonsum unweigerlich reduzieren bzw. sich bevorzugt für Premiumprodukte entscheiden, so die Hoffnung des Verbands.
Weitere Informationen zum Tierschutzlabel sowie eine Liste mit Details über Anforderungen für die Zertifizierung von Mastschweinen und Masthühnern in der Einstiegs- und Premiumstufe finden Sie hier.
Quellen einblenden
- dpa (2013): Sterne für den Tierschutz: Neues Siegel für Fleisch aus artgerechter Haltung. Mitteilung vom 15.01.2013
- Deutscher Tierschutzbund (2013): Zeichen für ein besseres Leben – das zweistufige Tierschutzlabel. Pressemitteilung vom 16.01.2013
Zum Thema
- Oekotest.de (20.3.2013): Tierschutzlabel … schützt die Tiere nicht
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 8. Februar 2013 um 06:57
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Ich halte dieses neue Label letztlich nur für eine Werbeaktion in eigener Sache. Diverse Label schießen wie Pilze aus dem Boden, hier versucht man offenbar noch einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das Problem dabei, je mehr verschiede Label es auf dem Markt gibt, um so mehr werden die Verbraucher verunsichert. Denn am Ende verliert der Verbraucher den Überblick, weiß gar nicht mehr welches Label noch wofür steht.
Der beste Weg, hier mittelfrist Ergebnisse zu bekommen, wäre, Steuern auf Produkte zu legen, die nicht in artgerechter Haltung produziert sind. Mit den Geldern, könnte man dann sogar Premium-Haltung fördern. Anders als über das Geld lernen es die Menschen einfach nicht.