Auszeichnung für „erdnussfreie Schule“
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 16. Dezember 2014
An der VGHS Burgschule in Peine haben Erdnüsse seit neuestem Schulverbot. Anlass für diesen ungewöhnlichen Schritt war die Erdnussallergie eines Schülers. In einer vorbildlichen Initiative setzten sich seine Klassenkameraden und Lehrer für ein Erdnussverbot auf dem gesamten Schulgelände ein.
Allergien gegen Erdnüsse und Baumnüsse wie Hasel-, Wal- oder Cashewnüsse zählen zu den schwersten Nahrungsmittelallergien. Häufig genügen Spuren des Allergens, um lebensbedrohliche allergische Reaktionen bis hin zum gefährlichen anaphylaktischen Schock auszulösen. Bis heute gibt es keine wirksame Therapie gegen Nussallergien. Betroffene müssen daher meist lebenslang die allergieauslösenden Nüsse in jeglicher Form und Konzentration meiden.
Fachkreisen zufolge ist die Anzahl der von Nussallergien betroffenen Personen in den letzten Jahren gestiegen. Während sich das Risiko für starke allergische Reaktionen im familiären Umfeld durch Maßnahmen wie den Verzicht auf den Verzehr von Erdnüssen und erdnusshaltigen Produkten kontrollieren und minimieren lässt, ist dies außer Haus nicht ohne weiteres möglich. Essen beispielsweise Mitschüler Erdnüsse, Erdnussflips oder schokolierte Erdnüsse, kann dies bereits über den Transfer kleinster Allergenmengen einen anaphylaktischen Schock bei einem Kind mit einer Erdnussallergie auslösen.
Diese Gefahr bestand auch an der Burgschule in Peine. Nachdem ein Schüler mit einer Erdnussallergie mehrfach aus Sicherheitsgründen nach Hause geschickt werden musste, weil andere Schüler erdnusshaltige Knabberwaren verzehrt hatten, wandten sich seine Klassenkameraden an die Schulleitung. So entstand die Idee, alle Schüler dazu anzuhalten, auf dem gesamten Schulgeländer keine Erdnüsse oder erdnusshaltigen Lebensmittel zu verzehren. Verstöße gegen dieses Verbot werden nicht geahndet, solange sie ohne Vorsatz geschehen. Stattdessen setzen Schulleitung und Lehrer auf Verständnis für die Gefahren einer Lebensmittelallergie und entsprechende Rücksichtnahme.
Die Ausrufung einer „erdnussfreien“ Schule wurde nun von dem Nuss/Anaphylaxie Netzwerks (NAN) e. V., ausgezeichnet. „Der solidarische Gedanke und das Engagement der Schüler und der Schulleitung zeichnen diese Schule in besonderem Maße aus. Der NAN e. V. begrüßt ausdrücklich Initiativen, die zum Ziel haben, allergischen Kindern ein sicheres Umfeld in der Schule zu gewähren. Wir freuen uns, wenn weitere Schulen diesem Beispiel folgen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag, den Alltag Betroffener normal zu gestalten“, ist Kristina Schmidt, Vorsitzende des NAN e.V., überzeugt.
Der Verein „Nuss/Anaphylaxie Netzwerk (NAN) e.V.“ wurde ursprünglich von Eltern gegründet, deren Kinder eine Nussallergie haben. Er unterstützt Betroffene und ihre Familien und setzt sich für eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen ein. Weitere Informationen zu dem Verein finden Sie hier.
Quellen einblenden
- NAN (2014): Lebensgefährliche Nussallergie – erstmals werden Eltern aktiv.
- NAN (2014): Erdnussfreie Schule – die VGHS Peine. Pressemitteilung vom 17.11.2014
- Peiner Allgemeine (2014): Erdnussfreie Zone in der Burgschule. Artikel vom 17.11.2014.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 16. Dezember 2014 um 07:42
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Eine gute Initiative, wenn dabei die Aufklärung und das Wissen um Allergien, Kennzeichnung von Lebensmitteln und das Wissen um das Handeln bei allergischen Reaktionen nicht vernachlässigt wird.
Ein Verbot alleine wird nicht ausreichen. Ein Zeichen setzt es in jedem Fall.
Grüße
Katrin Stolze