Begünstigt Übergewicht die Entstehung einer Demenz?

Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle, Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind an einer Demenz erkrankt, wobei die Anzahl der betroffenen Menschen aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung ansteigt. Starkes Übergewicht kann das Risiko für eine Demenz erhöhen, berichten Wissenschaftler des King‘s College der Universität London in ihrer aktuellen Studie.

Im Rahmen ihrer Studie analysierten Dr. Corina Cadar und ihre Kollegen die Daten von 6.852 Teilnehmern der „Englischen Längsschnittstudie über das Altern“ (kurz ELSA). Alle Probanden waren bei der Aufnahme in die Studie mindestens 50 Jahre alt und nicht an einer Demenz erkrankt. Anhand ihres BMI-Werts (Body Mass Index, Körpermassenindex) wurden die Probanden in drei Gruppen (Normalgewicht: BMI 18,5-24,9; Übergewicht: BMI 25,0-29,9; Adipositas/Fettleibigkeit: BMI 30,0 oder höher) eingeteilt. Eine Ansammlung von Fett in der Bauchregion gilt als besonders gesundheitsschädlich, da sich dieses Fett an den inneren Organen sammelt und besonders stoffwechselaktiv ist. Daher wurde zusätzlich der Taillenumfang aller Teilnehmer gemessen. Ab einem Taillenumfang von 88 Zentimetern bei Frauen und 102 Zentimetern bei Männern spricht man von einer abdominalen Adipositas.

Im Laufe von 15 darauf folgenden Jahren wurde bei 453 Studienteilnehmern eine Demenz diagnostiziert. Im Vergleich zu Personen mit Normalgewicht war die Wahrscheinlichkeit für eine Demenz bei Probanden, die zu Beginn der Studie adipös waren, um 31 Prozent höher. Unterschiede aufgrund von Alter, Geschlecht, Bildung, körperlicher Aktivität, Rauchen, Familienstand, Bluthochdruck, Diabetes und genetischen Faktoren wurden bei der Analyse herausgerechnet. Frauen mit abdominaler Adipositas bei Studienbeginn hatten ein um 39 Prozent erhöhtes Risiko für eine Demenz als Frauen ohne abdominale Adipositas. Dagegen bestand bei Männern mit einer abdominalen Adipositas kein statistisch signifikant erhöhtes Demenzrisiko.

Der Mechanismus, über den starkes Übergewicht zu einer Demenz in späteren Jahren führen kann, ist noch nicht geklärt. Es wird vermutet, dass entzündungsfördernde Botenstoffe des Fettgewebes das Demenzrisiko erhöhen. Denkbar sind auch übergewichtsbedingte Schäden am Gefäßsystem, die die Entstehung einer Demenz begünstigen. Ferner könnte starkes Übergewicht zur vermehrten Bildung Alzheimer-typischer Plaques führen.

Quellen einblenden