Bei einer Apfelallergie kommt es auf die Sorte an
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 28. Januar 2014
Menschen mit einer Apfelallergie vertragen alte Apfelsorten wie Berlepsch, Goldparmäne, Gravensteiner oder Boskoop häufig besser als neue Züchtungen. In einem Projekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sammelt die Ortsgruppe Lemgo Rückmeldungen von Allergikern zur Verträglichkeit verschiedener Apfelsorten und bietet eine Übersicht über Bezugsquellen im Internet.
Immer mehr Menschen haben eine Lebensmittelallergie. Etwa ein Viertel der Betroffenen reagieren allergisch auf Äpfel. Damit zählt die Apfelallergie zu den häufigsten Lebensmittelallergien. Doch Apfel ist nicht gleich Apfel: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die in Supermärkten überwiegend erhältlichen neueren Apfelzüchtungen eine höhere Allergenität besitzen. Ältere Sorten können von vielen Allergikern dagegen symptomfrei verzehrt werden.
Schlüsselrolle für die bessere Verträglichkeit der Traditionssorten ist ihr hoher Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, den sogenannten Polyphenolen. Diese Farb- und Geschmacksstoffe blockieren die Aufnahme des Apfelallergens. Deshalb können viele Apfelallergiker alte Apfelsorten wie Boskoop, Berlepsch und Goldparmäne auch roh verzehren. Aufgrund des säuerlichen Geschmacks der alten, polyphenolreichen Apfelsorten und der schnelleren Bräunung nach dem Anschnitt wurden neue Sorten gezüchtet, die den Vorlieben der Verbraucher besser entsprechen. Mit ihrem geringeren Polyphenolgehalt sind diese Neuzüchtungen jedoch roh weniger verträglich für Allergiker. Unabhängig von der Sorte werden gekochte Äpfel (zum Beispiel in Form von Apfelmus) in der Regel von Allergikern gut vertragen, da die Allergene durch das Kochen ihre Wirksamkeit verlieren.
Apfelsorte | Polyphenolgehalt (in mg/kg) |
---|---|
Roter Boskoop | 938 |
Roter Eiserapfel | 1030 |
Goldparmäne | 909 |
Braeburn | 414 |
Golden Delicious | 402 |
Granny Smith | 193 |
Quelle: Hochschule OWL – Institut für Lebensmitteltechnologie NRW
Allergiker helfen Allergikern: Die Ortsgruppe des BUND in Lemgo sammelt Hinweise von Allergikern zur Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit verschiedener Apfelsorten. Wer sich beteiligen möchte, kann die Meldeliste des BUND ausfüllen und an die Ortsgruppe schicken. Der BUND-Lemgo bittet, nur unbehandelte Äpfel zu testen, da z.B. Spritzmittel die Ergebnisse verfälschen könnten. Leider sind insbesondere unbehandelte alte Apfelsorten kaum in Supermärkten erhältlich. Deshalb hat der BUND-Lemgo eine Liste mit Bezugsquellen für alte Obstsorten zusammengestellt.
Abschließend noch ein wichtiger Hinweis für hochgradig sensibilisierte Apfelallergiker: Bitte testen Sie alte Apfelsorten nur mit Zustimmung und Betreuung ihres Facharztes, da die Eigenexposition zu starken allergischen Symptomen bis hin zum allergischen Schock führen kann.
Quellen einblenden
- Internetseite des BUND-Lemgo
- Bund (2007): BUND-Projekt zur Apfelallergie. Pressemitteilung vom 18.05.2007.
- G. Meier-Drawe (2011): Apfelallergie – unsere Region hat die Lösung.Braunschweig-Spiegel, Artikel vom 10.02.2011
- R. Ebert (2010): Äpfel allergiefrei genießen. Kraut & Rüben 10/2010
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 28. Januar 2014 um 08:33
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