Bio nicht rundweg umweltfreundlicher
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 24. Oktober 2012
Ökologisch erzeugte Lebensmittel schonen die Umwelt. Davon sind 84 Prozent der deutschen Bio-Käufer laut Ökobarometer 2012 überzeugt. Eine aktuelle Studie der Universität Oxford spricht indessen dafür, dass dieser Schluss zu pauschal sein könnte. Die Umweltfolgen der ökologischen Landwirtschaft müssten nuancierter betrachtet werden, meinen die Oxforder Forscher.
„Viele Leute denken, dass die ökologische Landwirtschaft wesentlich niedrigere Umweltauswirkungen habe als die konventionelle“, sagt Hanna Tuomisto, „aber wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigen uns, dass das nicht der Fall ist.“ Tuomisto leitete die Studie, die von der Forschungseinheit zum Artenschutz an der Oxford Universität initiiert wurde. Zwar seien einige Methoden, die in der Öko-Landwirtschaft zum Einsatz kommen, umweltschonender als die der konventionellen, andere aber seien auch nachteilig für bestimmte Umweltaspekte.
71 Studien flossen in die Oxforder Untersuchung ein. Ein Vergleich ergab, dass Öko-Landwirte ihre Produkte im Mittel mit weniger Energie erzeugen. Außerdem gewährleisten sie meist eine höhere Artenvielfalt, setzen dafür aber mehr Fläche ein als konventionell arbeitende Bauern. In der ökologischen Landwirtschaft könnten die Umweltfolgen zwar bezogen auf eine Landeinheit als vorteilhafter eingestuft werden. Fällt der Ertrag pro Fläche aber geringer aus, schrumpft dieser Vorteil unter Umständen, weil die mit dem einzelnen Produkt verbundenen Auswirkungen in diesem Fall mehr Gewicht bekommen.
So käme es, dass ökologisch erzeugte Milch, Getreide und Schweinefleisch höhere Treibgas-Emissionen verantworteten als ihre konventionellen Gegenstücke. Für Rindfleisch und Oliven zeige sich Gegenteiliges. „Nur weil ein Produkt das Label ‚Bio‘ trägt, bedeutet dies nicht, dass eine eindeutige Garantie für das umweltfreundlichste Produkt gegeben ist, dessen müssen sich die Leute bewusst werden“, meint die Forscherin.
Es könnte viel gewonnen werden, wenn die allzu einfache Debatte „Bio“ kontra konventionell überwunden werde, glaubt Tuomisto. Wichtiger als ein Denken in diesen Gegensätzen sei, sich darüber klar zu werden, wie die umweltfreundlichsten Praktiken beider Produktionsmethoden nutzbringend verbunden werden könnten.
Quelle:
University of Oxford (3.09.2012): Organic farms not necessarily better for environment.
Zum Weiterlesen
- Bio europaweit
- Bio-Lebensmittel erleben Aufschwung
- „Bio“ ist gesünder…?
- Freiwilliges Logo für regionale Lebensmittel
- Regionales aus Übersee?
verfasst von Sabrina Rauth am 24. Oktober 2012 um 05:54
vorheriger Artikel: Risiko Schichtarbeit
nächster Artikel: Diabetes, Metformin und Lebensstil
DEBInet-Ernährungsblog - über uns
Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.
Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.
Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung
© 2010-2024 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit