Bundesernährungsminister kündigt Qualitätsoffensive zur Verbesserung des Schulessens in Deutschland an
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 23. Dezember 2014
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat zwar einen Qualitätsstandard für die Schulverpflegung definiert, jedoch mangelt es an dessen Umsetzung. In seiner Offensive sieht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fünf Handlungsfelder zur Verbesserung der Qualität des Schulessens in Deutschland.
Der Qualitätsstandard der DGE sieht ein tägliches Angebot von Gemüse, Salat oder Rohkost vor, das Angebot von Trink- oder Mineralwasser zu jeder Mahlzeit. Obst und Milchprodukte sollten mindestens zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen, Seefisch mindestens einmal und Fleisch maximal zweimal wöchentlich. Obwohl dieser Qualitätsstandard mehr als der Hälfte der kürzlich in einer bundesweiten Umfrage befragten Schulleitungen bekannt ist, setzen nur die Hälfte dieser Schulen ihn auch um. Qualitätskontrollen sind außerdem eher eine Seltenheit. Für Bundesernährungsminister Christian Schmidt ist der DGE-Qualitätsstandard wörtlich „kein Hexenwerk“, sondern eine notwendige Zutat für ein qualitativ hochwertiges Mittagessen. „Wenn das Essen dann noch hygienisch einwandfrei, nicht verkocht und zudem schmackhaft ist, ist die Rezeptur gegeben für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Schulernährung„, fährt Schmidt fort.
Bis dahin ist wohl noch einiges zu tun. „Unser Ziel ist es, dass der DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung flächendeckend Beachtung findet. Dabei spielt auch die Qualifizierung aller, die mit der Verpflegung unserer Kinder befasst sind, eine zentrale Rolle“, erläutert der Bundesernährungsminister. Beides müsse fester Bestandteil des pädagogischen Gesamtkonzeptes von Schulen sein. Nach Schmidts Ansicht haben Ernährung und Essen an Schulen noch einen zu geringen Stellenwert. „Warum ist heute die Ernährungsbildung nicht ebenso wichtig wie der Dreisatz, warum gibt es anerkannte und beachtete Sicherheitsstandards für die Turngeräte in der Sporthalle, aber keine für die Qualität des Schulessens?“, fragt er.
Durch eine gezielte Qualitätsoffensive möchte das Bundesernährungsministerium jetzt die Qualität des Schulessens nachhaltig verbessern. Folgende Handlungsfelder wurden dafür festgestellt:
- Der DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung soll verbindlich gelten. Damit auch mit dem Schulessen die Grundlage für ein gesundes Leben geschaffen wird, sollen Schulleitungen oder andere Institutionen, die die Verpflegung beauftragen, die Einhaltung des Standards einfordern.
- Einführung eines „Ernährungs-TÜVs“ für Anbieter von Schulverpflegung. Die DGE soll künftig in ihrer Funktion als Nationales Qualitätszentrum Schulessen den Qualitätsstandard hüten und zugleich die Federführung für die Qualifizierung der Caterer übernehmen.
- In Zukunft soll die Schulleitung die direkte Verantwortung für die Schulverpflegung übernehmen. Verpflegungsausschüsse aus Eltern, Lehrern, Schülern und Vertretern der Caterer sollen sich gemeinsam für eine Aufrechterhaltung/Verbesserung der Qualität des Schulessens einsetzen.
- Bund und Länder sollen gemeinsam die Arbeit der Vernetzungsstellen Schulverpflegung unterstützen, die Schulträger, Schulen und Verpflegungsanbieter beraten.
- Mehr Mitspracherecht für Schüler: Schüler dürfen zukünftig mitentscheiden, wie die Empfehlungen der DGE umgesetzt werden, das heißt, was sie essen wollen, und wie das Essen angeboten wird. Mit einem Wettbewerb will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Schüler zu einfallsreichem Engagement im Bereich der Schulverpflegung motivieren und erstklassiges Schulessen auszeichnen.
Quellen einblenden
- Bundeskongress Schulverpflegung
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Schulessen in Deutschland: Von delikat bis Ätzspinat. Pressemitteilung vom 25.11.2014
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 23. Dezember 2014 um 10:55
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