Darm nährt nützliche Bakterien

Autor/in: , Redaktion: Dr. Julia Kluthe-Lebek
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Freitag, 4. Januar 2013

Mit nur wenig viel bewirkt

Der menschliche Darm beeinflusst aktiv, welche Bakterien er für längere Zeit beherbergt, und welche er möglichst schnell wieder loswerden will. Spezielle darmeigene Nährstoffe scheinen dabei (neben auf Bakterien wirkende Gifte) eine entscheidende Rolle zu spielen.

Circa 100 Billionen Bakterien tummeln sich auf und in jedem Menschen, die meisten davon besiedeln den menschlichen Darm. Nicht alle Bakterien bringen dem Darm Nutzen und sind somit erwünscht. Während manche Kleinstlebewesen ihrem Wirt Vitamine und Nährstoffe zur Verfügung stellen, sind andere nicht nur weniger spendabel, sondern können auch krank machen.

Frau betrachtet Bakterienkultur.
© IRRI Images

Nun wachsen die „guten“ Bakterien langsamer – ein eindeutiger Selektionsnachteil im Kampf um Lebensraum. Was tun, um diese nicht vorschnell wieder zu verlieren? „Wir wissen, dass viele Bakterien dem Darm in hohem Maß nützlich sind, indem sie uns vor Krankheitskeimen schützen und bei der Verdauung helfen, aber wie sich solch eine Beziehung zu gegenseitigem Nutzen entwickelt, und wie sie erhalten wird, blieb irgendwie rätselhaft“, sagt Kevin Foster, der im Fachbereich Zoologie an der Oxford Universität forscht und dort an einer Studie zur Selektion von Darmbakterien durch den Menschen mitgearbeitet hat.

Die Wissenschaftler der Oxford Universität fanden in ihrer Studie heraus, dass die innerste Schicht Darmzellen kleinste Mengen Nährstoffe absondert. Diese reichen, um die nützlichen Bakterien in Darmwandnähe wachsen zu lassen. Seine schlauchförmige Beschaffenheit kommt dem Darm bei einer selektiven Förderung der Bakterien zugute. Wegen der fortlaufenden Bewegtheit des Darminhalts gedeihen Bakterien in den Randbereichen am beständigsten. Bakterien, die sich dagegen im Innenraum des Darms aufhalten, verlassen diesen wesentlich schneller als randständige.

„Das Innere unseres Darm ist ein eigentlich wie ein Kriegsgebiet, mit all den verschiedenen Mikroorganismen, die um ihr Überleben kämpfen und sich um ihren Lebensraum streiten“, sagt Jonas Schulter, Erstautor der Oxforder Studie, die in der Zeitschrift PLOS Biology erschien. Der Mensch müsse nur eine kleine Menge Substanz absondern, die nützliche Bakterien geringfügig begünstige. „Es bedeutet, dass gewünschte Bakterienarten, die sonst verloren gehen würden, nicht nur auf der Darmoberfläche überleben, sondern sich auch vermehren und dadurch alle anderen Stämme abdrängen“, folgert Schulter.

Die Forschung zeige, wie bedeutsam nährende Substanzen seien, um schädliche Mikroorganismen unter Kontrolle zu halten. Sie zeige auch, dass Nährstoffe wirksamer seien, wenn sie den Darmzellen entstammten als wenn sie mit der Nahrung in den Darm gelangten, meinen die Forscher. Wahrscheinlich sei eine Kontrolle der Darm-Mikroorganismen leichter als bisher angenommen.

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verfasst von am 4. Januar 2013 um 07:25

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