Darüber freut sich die Leber im Dezember

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 14. Dezember 2021

Die Adventszeit und die Weihnachtsfeiertage sind nicht nur für uns eine oftmals stressreiche Zeit. Auch die Leber hat allerhand zu bewältigen. Damit die Gesundheit der Leber nicht überstrapaziert wird, gibt die Deutsche Leberstiftung Tipps für die kommenden Advents- und Weihnachtsfeiertage.

Weihnachten ohne Weihnachtsessen, Plätzchen und Alkohol? Für viele ist das kaum vorstellbar. In der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit wurde schon immer viel, meist sogar zu viel gegessen. Oft rächt sich die (vor-)weihnachtliche Völlerei im neuen Jahr auf der Waage.

Wer kennt das nicht? Häufig essen wir an Festtagen weiter, obwohl wir keinen Hunger mehr haben. Aber es ist ja Weihnachten und die zahlreichen Leckereien verleiten dazu, nochmal zuzugreifen. In Wissenschaftskreisen ist dieser Effekt unter dem Namen „variety effekt“ (Vielfalts-Effekt) bekannt. Zwar sinkt unser Bedürfnis, ein bestimmtes Nahrungsmittel zu essen, während wir es verspeisen (wahrnehmungsspezifische Sättigung). Stehen jedoch – wie häufig an Festtagen – weitere Alternativen zur Auswahl, erfolgen weitere Stimulationen und wir essen weiter.

Völlerei zum Jahresende ist kein neues Phänomen. Dennoch sieht Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, die möglichen gesundheitlichen Folgen des Schlemmens in diesem Jahr besonders kritisch: „Auch wenn die bislang veröffentlichten Ergebnisse der verschiedenen Studien bei den Angaben des konkreten Kilozuwachses bei Kindern und Erwachsenen während der Pandemie variieren, kann man davon ausgehen, dass sich der bereits vor der Pandemie deutlich erkennbare Anstieg der Zahl übergewichtiger Menschen weiter manifestiert hat. Kinder und Erwachsene nehmen zu viele Kalorien auf, immer öfter auch flüssig über zuckerhaltige Getränke. Es gibt immer mehr Arbeitsplätze, die nur zu einer geringen körperlichen Aktivität führen. Auch Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit sitzend am Computer oder mit dem Mobiltelefon.“

Manns empfiehlt, über eine Veränderung der eigenen Ess- und Trinkgewohnheiten nachzudenken, sodass eine weitere Gewichtszunahme vermieden wird. „Oftmals werden tradierte Muster beispielsweise beim Ausrichten der Festtagsspeisen nur weitergeführt, weil es „schon immer so“ war. Die fettigen und süßen Gerichte, die nach alten Rezepten zubereitet werden, vergrößern oftmals das Risiko für Übergewicht. Starkes Übergewicht ist eine der Hauptursachen für die Entstehung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD), der bei Erwachsenen und Kindern am stärksten zunehmenden Lebererkrankung in Deutschland. Eine Fettleber kann sich entzünden (Fettleberhepatitis) und aus einer chronischen Leberentzündung kann sich eine Leberfibrose (Bindegewebsvermehrung) entwickeln, die eine Leberzirrhose (Vernarbung der Leber) zur Folge haben kann. Die Fettleberhepatitis führt zu einem erhöhten Risiko, einen Leberzellkrebs zu entwickeln. Und wir dürfen nicht vergessen, dass starkes Übergewicht gleichzeitig auch einer der Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf ist.“

Zu den von Manns erwähnten alternativen Möglichkeiten beim Essen und Trinken zählen folgende Praktiken. Sie helfen in der Advents- und Weihnachtszeit, lassen sich aber selbstverständlich auch darüber hinaus anwenden.

  • Das wichtigste zuerst: Essen mit Maß beziehungsweise Maßhalten.
  • Langsam und bewusst essen. Geben Sie dem Sättigungsgefühl, das erst nach etwa einer Viertelstunde einsetzt, eine Chance.
  • Gesunde und kalorienarme Komponenten wie Salate, leichte Suppen und Gemüse in das Menü integrieren.
  • Bunte Teller reichlich mit frischen Früchten, Nüssen und Trockenobst bestücken.
  • Beim Backen von Weihnachtsgebäck den Zuckeranteil reduzieren oder mit Zuckeralternativen arbeiten.
  • Statt reine Schokolade zu verzehren, lieber Spieße aus Trauben, Erdbeeren oder anderem Obst mit Schokoaldenüberzug anbieten.
  • Und last but not least: sich ausreichend bewegen: Nach dem Essen ein ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft, morgendliches Joggen oder eine Fahrradtour/Schlittenpartie helfen, überschüssige Energie zu verbrennen.

Wie gefährlich zu wenig Bewegung in der Vorweihnachtszeit und während der Feiertage sein kann, demonstriert Prof. Manns anhand der Ergebnisse einer Studie: „Eine dänische Studie belegt, dass die Gesamt-Cholesterol-Werte nach Weihnachten und Neujahr oft erhöht sind. Der LDL-Wert – Low Density Lipoprotein, das „schlechte Cholesterin“ – war sogar um 20 Prozent erhöht. Der Anteil des LDL-Cholesterins ist ein entscheidender Faktor bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Fettstoffwechselstörung gilt als einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung von Arteriosklerose, besser bekannt als Verkalkung der Blutgefäße. Obwohl Weihnachten eigentlich das Fest der Liebe sein soll, wird es immer mehr zum Fest der ungesunden Ernährung.“

In der kürzlich erschienenen vierten, aktualisierten und erweiterten Auflage „Das Leber-Buch“ informiert die Deutsche Leberstiftung umfassend und allgemeinverständlich über die Aufgaben und möglichen Erkrankungen der Leber, sowie deren Diagnose und Therapie. Auch das Thema Ernährung wird darin ausführlich behandelt. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt bei der Deutschen Leberstiftung erhältlich.

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verfasst von am 14. Dezember 2021 um 08:02

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