„Das Diabetesrisiko hat sie vom Vater“

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 29. März 2011

Jetzt kriegen Väter ihr Fett weg: Neue Erkenntnisse in der Vererbungslehre zeigen, dass auch die Ernährung des Vaters Einfluss auf die Gesundheit der Nachkommen haben kann.

Es gilt als erwiesen, dass die Ernährung und das Lebensumfeld einer Schwangeren einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit ihrer Nachkommen haben können (1). Vor diesem Hintergrund scheint es durchaus nachvollziehbar, dass auch die Energie- und Fettaufnahme der Mutter während der Schwangerschaft Einfluss auf die Gesundheit der Kinder haben kann. Neuerdings rücken auch die Ernährungsgewohnheiten des Vaters in das Blickfeld, wie die folgende Studie zeigt.

HOMA-Index-Rechner

Forscher an der Universität von New South Wales, Sydney, untersuchten, welche Auswirkungen eine fettreiche Ernährung des Vaters vor der Zeugung auf den Glukosestoffwechsel und eine mögliche Diabetes-Erkrankung der weiblichen Nachkommen haben kann. Aus ethischen Gründen werden solche Studien nicht an Menschen, sondern an speziell gezüchteten Tieren (in diesem Fall Ratten) durchgeführt. Ihre Stoffwechselvorgänge sollen denen des Menschen möglichst nahe kommen.

Für die Studie erhielt die Hälfte der Rattenväter in spe ein mit Fett angereichertes Futter, die anderen männlichen Tiere sowie alle Weibchen ein Standardfutter. Ähnlich wie bei Menschen hatte die Nahrung der Tiere eine unmittelbare Wirkung: Die männlichen Elternteile mit einem fettreichen Futter wurden schnell übergewichtig und hatten ein ungünstigeres Verhältnis zwischen Körperfett- und Muskelmasse. Darüber hinaus war ihr Blutzuckerspiegel erhöht und ihre Zellen sprachen schlechter auf Insulin an (sogenannte Insulinresistenz). Viel interessanter waren allerdings die Auswirkungen der väterlichen Ernährung auf die Gesundheit des Nachwuchses. Die weiblichen Nachkommen waren zwar während ihrer Kindheit normalgewichtig, dennoch zeigte ihr Stoffwechsel bereits Anzeichen einer gestörten Verwertung von Kohlenhydraten, die sich mit zunehmendem Alter verstärkten. Beeinträchtigt waren insbesondere die Insulinsekretion sowie die Verstoffwechselung von Glukose. Als Ursache hierfür wurden Veränderungen im Aufbau der Bauchspeicheldrüse infolge einer veränderten Genexpression (2) ermittelt.

Currywurst mit Pommes
© drrt

So lieber nicht: fettreiches Essen kann das Diabetesrisiko erhöhen.

Der genaue Mechanismus, über den die väterliche Ernährung Einfluss auf das Erkrankungsrisiko der Nachkommen nimmt, ist indes noch nicht bekannt. Es wird  vermutet, dass eine fettreiche Ernährung oxidative Schäden in der Erbinformation (DNA) von Spermazellen verursachen kann. Des Weiteren nehmen die Wissenschaftler an, dass auch die Spermienbildung selbst beeinträchtigt wurde. Beides muss jedoch erst noch in weiteren Studien untersucht werden, ebenso wie der Mechanismus, der letztendlich zur Störung des Kohlenhydratstoffwechsels in der Tochtergeneration führt.

(1) Schwangeren wird beispielsweise die Einnahme von Folsäure-, Jod-und evtl. Eisenpräparaten empfohlen. Außerdem sollen sie auf Alkohol und Tabakwaren während der Schwangerschaft verzichten.
(2) Umsetzung genetischer Information in Botenstoffe und Proteine

Quelle:
Ng SF, Lin RC, Laybutt DR et al.: Chronic high-fat diet in fathers programs ß-cell dysfunction in female rat offspring. Nature 2010;467(7318): 963-6.

verfasst von am 29. März 2011 um 07:20

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Ein Kommentar zu “„Das Diabetesrisiko hat sie vom Vater“”

  1. Charly sagt:

    Das kann ich nur bestätigen.
    Meine Problemstellen sind tatsächlich auch die meines Vaters. Und das nicht nur bei den kleinen Fettpolstern, sondern auch bei Gelenksproblemen beim Sport.
    Es geschieht nicht selten, dass ich mit meinem Vater über Gesundheitliche Probleme spreche und der erste Satz von ihm beginnt damit: „Ja genau das hatte ich auch schon…“
    Gruss Charly

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