Dem Körperfett auf der Spur
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 15. März 2012
Es ist hilfreich, seinen Körperfettanteil zu kennen, wenn man sein Gewicht reduzieren möchte oder auch um sein Erkrankungsrisiko abzuschätzen. Anstelle den Körperfettgehalt aufwendig zu messen (Goldstandard ist eine Magnetresonanztomographiemessung), lässt sich dieser Wert auch näherungsweise aus Körpergewicht oder bestimmten Körpermaßen abschätzen. Wie genau sind diese Hilfsgrößen? Und welche ist die beste?

Neue Besen kehren gut. Und so ist es nicht weiter erstaunlich, dass die neue Gleichung zur Bestimmung des Körperfettanteils, die amerikanische Wissenschaftler letztes Jahr der Öffentlichkeit vorstellten, rasch breite Anwendung im Gesundheitswesen fand. Durch das Einsetzen von Hüftumfang und Körpergröße in eine Gleichung kann der prozentuale Körperfettanteil einfach, preiswert und genau abgeschätzt werden, so das Versprechen der Wissenschaftler. Diesen sog. Body-Adiposity-Index (BAI) kann jeder selbst ausrechnen:
BAI bzw. prozentualer Körperfettanteil = Hüftumfang in cm/(Körpergröße in m)1,5–18
Doch wie aussagekräftig ist der BAI im Vergleich zu den bisher verwendeten Näherungsmaßen BMI, Taillen- oder Hüftumfang? Mit dieser Frage beschäftigten sich Forscher um Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und Norbert Stefan von der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen. In einem ersten Schritt verglichen sie die Körpermaße von 138 männlichen und 222 weiblichen Probanden des „Tübinger Lebensstil-Interventions-Programms“ (TULIP) mit Ergebnissen von Magnetresonanztomographiemessungen. Mit dieser Methode lässt sich der Körperfettanteil sehr genau bestimmen. Es zeigte sich, dass der neu entwickelte BAI weniger präzise war als der weithin bekannte Body-Mass-Index (BMI). Insbesondere bei Männern war eine Schätzung des Körperfettanteils unter Verwendung des BAI ungenau. Die höchste Aussagekraft hatte bei diesen der gemessene Taillenumfang, bei Frauen der Hüftumfang.
Der individuelle Körperfettanteil wird häufig zur Ermittlung bestimmter Erkrankungsrisiken beispielsweise für Diabetes mellitus Typ 2 verwendet. Deshalb gingen die Forscher in ihrer nächsten Auswertung der Frage nach, inwieweit das Diabetesrisiko mit Hilfe der verschiedenen Körpermaße abgeschätzt werden kann. Hierfür wurden bereits vorhandene Daten von 9.729 Männern und 15.438 Frauen aus dem Potsdamer Zweig der EPIC-Studie („European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“) und 5.573 männlichen und 5.628 weiblichen Teilnehmern aus der KORA-Studie („Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg“) erneut ausgewertet. Auch in dieser Auswertung war der BAI in seiner Aussagekraft dem BMI unterlegen. Spitzenreiter bei der Diabetes-Risiko-Einschätzung war der gemessene Taillenumfang.
Zur näherungsweisen Bestimmung des Körperfettanteils sollte daher besser der Taillenumfang bei Männern oder der Hüftumfang bei Frauen verwendet werden. Der gemessene Taillenumfang kann außerdem zur Bestimmung des Diabetesrisikos eingesetzt werden.
Quelle:
M. B. Schulze, B. Thorand, A. Fritsche, H. U. Häring, F. Schick, A. Zierer, W. Rathmann, K. Krüger, A. Peters, H. Boeing, N. Stefan (2012): Body adiposity index, body fat content and incidence of type 2 diabetes. Diabetologia 2012, Online-Vorabveröffentlichung.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 15. März 2012 um 07:30
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