DGE-Überblick: Vitamin D und COVID-19

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 4. März 2021

In einer neuen Fachinformation fasst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Studienlage zum Zusammenhang zwischen der Vitamin-D-Zufuhr und dem Risiko für eine (schwere) COVID-19-Erkrankung zusammen. Kurz gesagt: Ein Vitamin-D-Mangel sollte vermieden werden, eine Supplementation über den Bedarf hinaus erscheint dagegen nicht ratsam.

Vitamin D, das Schlüsselvitamin für die Knochengesundheit, hat eine weitere wichtige Aufgabe: Das Vitamin ist an der Regulation des Immunsystems beteiligt. Da liegt es nahe, dass derzeit in Fachkreisen intensiv über den Beitrag von Vitamin D zur Vermeidung und in der Behandlung von COVID-19 diskutiert wird. Die DGE hat für ihre Fachinformation alle Studien zum Zusammenhang zwischen Vitamin D und COVID-19, die seit Beginn der Pandemie veröffentlicht wurden, zusammengetragen, gesichtet und eingeordnet.

Die aktuell publizierten Studien geben Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin D-Status und einem erhöhten Risiko für eine Erkrankung an COVID-19 beziehungsweise einem schweren COVID-19-Verlauf. Allerdings ist die Studienlage laut DGE unzureichend, um einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang mit Sicherheit zu konstatieren. Bei vielen der bisher veröffentlichen Studien hapert es am Studiendesign oder der -durchführung: Die Studien wurden im Querschnittsdesign oder retrospektiv durchgeführt, wichtige Risikofaktoren wurden bei der Adjustierung nicht berücksichtigt, Vorerkrankungen waren ungleichmäßig in den verschiedenen Studiengruppen vertreten oder der Vitamin D-Status wurde nicht gemessen. Bevor konkrete Empfehlungen zur Aufnahme von Vitamin D in der Pandemie formuliert werden können, sind weitere, qualitativ hochwertige Studien erforderlich.

Aus den vorliegenden Studien ließen sich jedoch die folgenden Hinweise ableiten: Menschen mit einem adäquaten Vitamin-D-Status (25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel* von mindestens 50 nmol/l) scheinen keinen Zusatznutzen durch eine weitere Supplementation über den eigentlichen Bedarf hinaus zu haben. Eine mögliche Überdosierung von Vitamin D sollte daher unbedingt vermieden werden, da diese zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Nierensteinen, Nierenverkalkungen sowie Störungen des Herz-Kreislauf-Systems führen kann.

Anders gestaltet sich die Situation bei einer unzureichenden (suboptimalen) Versorgung mit Vitamin D (25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel* unter 50 nmol/l im Serum). Diese kommt häufig in den Wintermonaten in Deutschland vor, falls die UVB-Strahlung und die Dauer der Sonnenexposition für die Vitamin-D-Synthese in der Haut nicht ausreichen. „Eine Supplementation von Vitamin D in Höhe des Referenzwerts von täglich etwa 20 Mikrogramm (800 Internationale Einheiten) kann daher zur Sicherstellung eines adäquaten Vitamin-D-Status erforderlich sein. Unter der Voraussetzung, dass ein kausaler Zusammenhang besteht, hätte ein adäquater Vitamin-D-Status einen präventiven Effekt auf das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion bzw. eines schweren COVID-19-Verlaufs“, erläutert Prof. Dr. Jakob Linseisen, Präsident der DGE.

Dennoch sollte im Winter nicht auf Spaziergänge an der frischen Luft verzichtet werden. Denn regelmäßige Bewegung im Freien und eine ausgewogene Ernährung stärken das Immunsystem und sind für die Erhaltung der allgemeinen Gesundheit von wesentlicher Bedeutung. Dafür ist nicht ein einzelner Nährstoff von Bedeutung, betont die DGE, sondern eine adäquate Versorgung mit allen Nährstoffen und Energie.

Quellen einblenden

*25-Hydroxy-Vitamin-D (25-Hydroxycholecalciferol) ist die Vorstufe von biologisch aktivem Vitamin D (1,25-Dihydroxycholecalciferol) im Körper.

verfasst von am 4. März 2021 um 09:17

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