Diabetes-Forschung: Neue Erkenntnisse zu Insulin
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Montag, 11. Februar 2013
Bessere Behandlungsmethoden für Diabetiker in Aussicht
Eine neue Entdeckung könnte einen wichtigen Durchbruch in der Diabetes-Forschung bedeuten. Amerikanische, australische und tschechische Forscher haben gemeinsam das Geheimnis gelüftet, das um einen wichtigen Teil der Wirkung des Hormons Insulin bestand. Nun ist bis ins kleinste Detail bekannt, was abläuft, wenn Insulin an eine Zelle andockt.
Diabetes mellitus ist eine weltweit verbreitete Erkrankung. Nach Schätzung der International Diabetes Federation, einer globalen Organisation zur Erforschung und Behandlung des Diabetes mellitus, leben 371 Millionen Menschen damit.
Insulin ist ein entscheidendes Stellglied im menschlichen Stoffwechsel. Das Hormon wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und gelangt von dort in die Blutbahn. Nur wenn genügend Insulin vorhanden ist und der Botenstoff auch tatsächlich wirkt, können die Körperzellen ausreichend mit dem überlebenswichtigen Energieträger Traubenzucker versorgt werden.
Bei Diabetikern ist die Produktion des Hormons gestört (Typ 1-Diabetes) oder es wirkt nicht mehr richtig (Typ 2-Diabetes). Fehlt wirksames Insulin, muss das Hormon in der Regel über Injektionen zugeführt werden. Diabetiker können Insulin nicht in Form einer Tablette schlucken, da es im Magen-Darm-Trakt abgebaut und somit unwirksam werden würde. Zukünftig könnten jedoch Tabletten zur Verfügung stehen, die die Insulinwirkung an der Zelle imitieren, wenn man der Einschätzung von Forscherteams glaubt, die ihre Arbeit in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht haben.
Die Forscher haben jetzt den genauen Mechanismus entschlüsselt, der abläuft, wenn Insulin an seinen Rezeptor auf der Zelloberfläche andockt. Sobald Insulin auf seinen Rezeptor trifft, ändern beide, das Hormon und seine Andockstelle, ihre Struktur. Teile des Insulins klappen aus und passende Gegenstücke des Rezeptors setzen sich in Bewegung, um an dem Insulin einzurasten. „Man könnte es als molekulares Händeschütteln bezeichnen“, meint der amerikanische Wissenschaftler Lawrence Weiss, einer der Teamleiter der Studie.
Weiss hofft durch die aktuellen Erkenntnisse einen jahrelang andauernden Stillstand in der Diabetes-Forschung überwunden zu haben. Mike Lawrence, der die Studie leitete, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass „all die vorangegangene Arbeit erfolgte, ohne dass ein genaues Bild dazu bestanden hat, wie Insulin tatsächlich mit der Zelle wechselwirkt und ihr sagt, dass sie Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut aufnehmen soll.“ Nun endlich, durch die gebündelten Ressourcen und das Wissen vieler Zentren, gäbe es dieses Bild. Mit den neuen Kenntnissen könnten Arzneimittelhersteller passgenaue Medikamente entwickeln, sind die Forscher überzeugt.
Studienleiter Mike Lawrence über die Forschungsergebnisse (Video auf Englisch)
Quellen einblenden
- Yueyang ML (Reuters Health, 10.01.2013): Insulin „handshake“ may do away with injections-study
- Studen J (EurekAlert, 09.10.2013): After decades of research, scientists unlock how insulin interacts with cells. Discovery could lead to dramatic improvements for people managing diabetes
- Walter + Eliza Hall, Institute of Medical Research (10.01.2013): First image of insulin ‘docking’ could lead to better diabetes treatments
verfasst von Sabrina Rauth am 11. Februar 2013 um 08:11
vorheriger Artikel: Aus artgerechter Tierhaltung: Tierschutzlabel soll Einkauf erleichtern
nächster Artikel: Der Streit um’s Frühstücksei
DEBInet-Ernährungsblog - über uns
Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.
Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.
Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung
© 2010-2025 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit