Dünne Kinder machen kaum Sport
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Montag, 10. September 2012
Förderung könnte fehlen
Durch das Raster gefallen – der Fokus gesundheitsfördernder Maßnahmen richtet sich wahrscheinlich zu einseitig auf Kinder mit Übergewicht. Dünne Kinder finden in diesem Rahmen kaum Beachtung. Doch nicht nur starkes Übergewicht, auch eine ausgeprägte Schlankheit beinhaltet gesundheitliche wie emotionale Risiken.
Dünne Kinder, das heißt Kinder, deren Gewicht den Normalbereich unterschreitet, finden sich in allen gesellschaftlichen Schichten. Neben genetischen Ursachen kann, unter besonderen Umständen, eine ungenügende Versorgung im Mutterleib eine extreme Schlankheit bedingen. Auch Menschen, die eine erhöhte Sättigungsantwort haben oder die aus Angst vor einem Dickwerden bewusst knapp Kalorien zuführen, können ziemlich dünn sein.
Für sehr schlanke Kinder gilt: Sie wachsen langsamer und haben in der Regel schwächere Knochen und Muskeln als andere Kinder. Folglich bekommen sie schneller Osteoporose. Es mangelt ihnen im Vergleich zu normalgewichtigen Gleichaltrigen an Kraft und sie zeigen eine geringere sportliche Leistung. Daneben kontrollieren sie häufiger ihr Gewicht auf ungesunde Weise. Durch mangelnde Bewegung kann es sehr schlanken Kindern nicht nur an Fitness fehlen, auch ihr Herz-Kreislauf-System trainieren sie unzureichend. Erkrankungen der Nieren, der Atemwege, Infektionserkrankungen und Diabetes treten bei Untergewichtigen häufiger auf.
Doch die körperliche Leistungsfähigkeit kann trainiert werden. Und ausreichend Bewegung ist wichtig, damit sich Kinder gut entwickeln, selbstbewusster werden und ihren Körper schätzen lernen. Regelmäßige Bewegung fördert ein gutes Einvernehmen mit dem eigenen Körper und beugt dadurch Essstörungen vor. Wenn Kinder jedoch nicht lernen, sich viel zu bewegen, ändern sie dieses Verhalten häufig auch als Erwachsene nicht mehr. Diese Zusammenhänge scheinen Eltern sehr schlanker Kinder und den Kindern selbst oft unklar zu sein, wie eine australische Studie zeigte.
Australische Forscher erfassten in einer landesweiten Stichprobe den BMI von 8550 Schulkinder im Alter von sechs bis achtzehn Jahren und befragten sie zu gesundheitsbezogenen Themen. Unter den Kindern stuften sie vier Prozent als dünn, 71 Prozent als normalgewichtig, 18 Prozent als übergewichtig und sieben Prozent als adipös ein.
Die dünnen Kinder waren meist kleiner als die normal-, die übergewichtigen oder die adipösen Kinder. Zwar aßen sie in der Regel ausgewogener und regelmäßiger als die adipösen Kinder, Sport und Fitness waren für sie jedoch weniger bedeutsam als für diese. Auch waren die Eltern im Fall eines dünnen Kindes weniger geneigt, ihren Nachwuchs für Sport zu begeistern. Die Schüler spiegeln hier die Meinung ihrer Eltern wider; adipöse Kinder sehen für sich eher einen Bedarf an mehr Bewegung und Fitness als dünne.
Unzufrieden mit ihrem Gewicht war fast die Hälfte der dünnen Kinder – ein höherer Anteil als unter den normal- und übergewichtigen. Dabei wollte etwas mehr als jedes zweite dünne Kinder Gewicht zulegen, nahezu jedes Zehnte jedoch abnehmen. Bemerkungen der Eltern über einen zu hohen Verzehr, wie sie in zehn Prozent der Fälle gegenüber den dünnen Kindern gemacht wurden, könnten die ohnehin schon sehr schlanken Kinder zu einer unnötigen Gewichtsabnahme motivieren.
Neben den gesundheitlichen Konsequenzen einer extremen Schlankheit spielt auch eine emotionale Komponente nachteilig mit hinein: Ein Schubladendenken betrifft sehr dünne und sehr übergewichtige Kinder gleichermaßen. So werden dünne Kinder, ebenso wie fettsüchtige aufgrund von Vorurteilen häufiger verspottet und ausgegrenzt. Programme zur Förderung von Bewegung und positiven sozialen Erfahrungen sollten sich vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse an Kinder aller Körpergrößen richten, bekräftigen die australischen Wissenschaftler.
Quelle
O’Dea JA, Amy NK: Perceived and desired weight, weight related eating and exercising behaviours, and advice received from parents among thin, overweight, obese or normal weight Australian children and adolescents. Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity 2011, 8:68
verfasst von Sabrina Rauth am 10. September 2012 um 07:49
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Meine Tochter ist eine Mangelgeburt und von Anfang an untergewichtig. Sie isst mit 2 Jahren nur Gekochte Kartoffeln und Vollkornnudeln mit Gabel. Dazu gibt es pürierte Gemüse und pürierte Fleisch zum Löffeln. Sie mag von sich aus nur herzhaft. Sie mag von Geschmack her jedes Gemüse und jedes Fleisch aber die Konsistenz passt ihr nicht….Morgens Mittag Abends gibt es Mittagessen…Dazu Vitamine…..sie läuft seit sie 12 Monate ist im Laufschritt….ist stundenlang draussen am Klettern und Erforschen…Sie bewegt sich definitiv mehr als alle anderen Kinder……Sie ist immer noch zu dünn und zu klein für ihr Alter……aber sie ist total sportlich, fit im Kopf, wird für super sportlich gehalten.
Und unsportliche Eltern haben meist unsportliche Kinder
Hallo und danke für den tollen Artikel.
Es ist wichtig das die Eltern die Kinder beim Sport machen unterstützen.
Mein Bruder bucht ab und zu eine Tennishalle und spielt mit seinen Kindern.
VG Frank
Ich glaube das liegt einfach daran, dass es Eltern bzw die dünnen Kinder selber nicht für nötig halten ein schon „dünnes“ Kind zum Sport zu motivieren