Ein gesunder Lebensstil schenkt Lebensjahre

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 27. Januar 2015

Forscher des Deutschen Krebsforschungsinstituts (DKFZ) in Heidelberg haben berechnet, wie sich verschiedene Lebensgewohnheiten auf die Lebenserwartung auswirken. Ihre Ergebnisse können Neujahrsvorsätze unterstützen. Denn: Wer übergewichtig ist, reichlich Alkohol trinkt und stark raucht stirbt im Schnitt bis zu 17 Jahre früher.

älteres Paar beim Radfahren ü.a SCA Svenska Cellulosa Aktiebolaget

Im Rahmen der europäischen EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) analysierten die Wissenschaftler Daten von 22.469 Erwachsenen ab einem Alter von 40 Jahren. Alle Probanden waren zu Beginn ihrer Studienteilnahme gesund, litten also nicht an Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Mit Hilfe von persönlichen Interviews und Fragebögen wurden verschiedene Lebensgewohnheiten, die sich auf das Erkrankungsgeschehen und damit die Lebenserwartung auswirken können, erfasst. Außerdem wurden Körpergröße und Körpergewicht bestimmt und daraus der BMI errechnet.

In der darauffolgenden Beobachtungsphase wurden alle Todesfälle unter den Probanden bis Ende 2009 gesammelt. Die Wissenschaftler nutzen hierfür Angaben der nächsten Angehörigen von verstorbenen Probanden sowie Informationen aus offiziellen Sterberegistern.

Es zeigte sich, dass verschiedene Lebensstilfaktoren sich unterschiedliche auf die Lebenserwartung auswirken. Männer, die mehr als zehn Zigaretten täglich rauchten und damit zu den starken Rauchern gezählt wurden, starben durchschnittlich 9,4 Jahre früher als Männer, die niemals geraucht hatten. Bei leichten Rauchern (maximal 10 Zigaretten täglich) war die Lebenserwartung um 5,3 Jahre reduziert und Ex-Raucher, die erst vor kurzem mit dem Rauchen aufgehört hatten, hatten eine 4,8 Jahre geringere Lebenserwartung. Bei männlichen Ex-Rauchern, die vor mehr als zehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatten, war die Lebenserwartung dagegen ähnlich wie bei Nichtrauchern (lediglich 1,4 Jahre reduziert). Auch aktuelle oder frühere Raucherinnen büßten Lebensjahre ein, allerdings in geringerem Ausmaß als Männer: Starke Raucherinnen verloren 7,3 Jahre, leichte Raucherinnen 5,0 Jahre, kurzfristige Ex-Raucherinnen 0,9 Jahre, langjährige Nichtraucherinnen 0,2 Jahre.

Zwischen dem BMI und der Lebenserwartung bestand ein u-förmiger Zusammenhang: Sowohl Männer und Frauen mit einem vergleichsweise geringen BMI (unter 22,5 kg/m2) als auch übergewichtige (BMI 25,0-29,9 kg/m2) und insbesondere adipöse Probanden (BMI über 30 kg/m2) hatten eine geringere Lebenserwartung als Probanden mit einem BMI im als optimal definierten Bereich (22,5-24,9 kg/m2), wie folgende Tabelle zeigt:

Männer Frauen
niedriger BMI
(< 22,5 kg/m2)
-3,5 Jahre -2,1 Jahre
optimaler BMI
(22,5-24,9 kg/m2)
0 Jahre
(Referenz)
0 Jahre
(Referenz)
Übergewicht
(BMI 25,0-29,9 kg/m2)
-1,1 Jahre -0,6 Jahre
Adipositas
(BMI > 30 kg/m2)
-3,1 Jahre -3,2 Jahre

Aufgrund der geschlechtsspezifischen Definition des Alkoholkonsums lässt sich die Auswirkung des Alkoholkonsums auf die Lebenserwartung nur bedingt zwischen den beiden Geschlechtern vergleichen. Während Frauen von einem geringen Alkoholkonsum profitierten (Anstieg der Lebenserwartung um 1 Jahr bei einem täglichen Alkoholkonsum von 0,6 bis 1,0 alkoholischen Getränk, ein Getränk -drink- wird definiert durch den Gehalt von 14g Alkohol, z.B. 0,4 l Bier oder 1/8 l Wein), sank bei Männern bei mäßigem Alkoholkonsum (definiert als 2,1 bis 4,0 alkoholische Getränke pro Tag) die Lebenserwartung deutlich um 1,7 Jahre. Starker Alkoholkonsum (Männer: mehr als vier alkoholische Getränke, Frauen: mehr als zwei alkoholische Getränke pro Tag) war bei Männern mit einem Rückgang der Lebenserwartung um 3,1 Jahre und bei Frauen mit einem Rückgang um ein Jahr assoziiert.

Weitere Auswertungen zeigten, dass eine geringe körperliche Aktivität in der Freizeit die Lebenserwartung von Männern im Mittel um 0,4 Jahre verkürzte, bei Frauen waren es sogar 1,1 Jahre. Beide Ergebnisse waren jedoch nicht statistisch signifikant. Ein hoher Verzehr von rotem oder/und verarbeitetem Fleisch (über 120 Gramm täglich) reduzierte die Lebenserwartung von Männern um 1,4 Jahre und von Frauen um 2,4 Jahre. Dagegen fiel der Effekt eines geringen Obst- und Gemüseverzehrs vergleichsweise gering aus: Bei Männern verkürzte sich die Lebenserwartung um 1,3 Jahre, bei Frauen um 0,8 Jahre.

Häufig bleibt es nicht bei einem ungünstigen Lebensstilfaktor. Zu den Besonderheiten dieser Analyse zählt, dass sich verschiedene Lebensgewohnheiten in ihrer Auswirkung auf die Lebenserwartung addieren lassen und so approximativ ein individuelles Risikoprofil erstellt werden kann. Beispielsweise verliert ein Mann, der stark raucht (-9,4 Jahre), übergewichtig ist (-3,1 Jahre), häufig alkoholische Getränke trinkt (-3,1 Jahre) und über 120 Gramm rotes oder verarbeitetes Fleisch täglich zu sich nimmt (-1,4 Jahre) durchschnittlich 17,0 Jahre im Vergleich zu Männern ohne diese Risikofaktoren. Bei einer Frau addieren sich dieselben Risikofaktoren zu einer um insgesamt 13,9 Jahre (-7,3 + -3,2 + -1,0 + -2,4 Jahre) verkürzten Lebenserwartung.

Oft werden wissenschaftliche Hinweise auf einen gesunden Lebensstil als ‚erhobener Zeigefinger‘ empfunden„, warnt Prof. Dr. Rudolf Kaaks, Leiter des Heidelberger Arms der EPIC-Studie und Seniorautor der aktuellen Publikation. „Deswegen ist es wichtig, dass wir klar beziffern, was jeder einzelne an Lebenszeit gewinnen kann, wenn er frühzeitig auf ungesunde Angewohnheiten verzichtet.

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verfasst von am 27. Januar 2015 um 08:57

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