Einsam mampfen oder gemeinsam speisen?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 3. Februar 2011

Deutschland, Deine Mahlzeitenkultur!

„Immer mehr Menschen essen nebenbei, gehetzt, unkontrolliert und maßlos – nicht selten, weil sie allein essen.“ Peter Wippermann, Professor für Kommunikationsdesign, Hochschule Essen, NZF Beirat

Essender Affe
© Tambako the Jaguar

Die übrigen 20 Prozent …

„Mehr Essqualität!“ fordert das Expertengremium des Nestlé Zukunftsforums (NZF), bestehend aus Nestlé-Mitarbeitern, Universitätsprofessoren diverser Fachbereiche sowie dem Sternekoch Johann Lafer und meint dabei vor allem die soziokulturelle Funktion der Ernährung. Zusammenkommen, sich austauschen und genießen – die soziale Funktion des Essens fällt durch die neuere gesellschaftliche Entwicklung zunehmend unter den Tisch. Im Jahr 2008 nahmen 81 Prozent der Deutschen regelmäßig mindestens eine Mahlzeit in Gesellschaft ein (IfD Allensbach/Nestlé Studie 2009) – was ist mit den übrigen 20 Prozent? Deutschland isst sich einsam, befürchtet das Nestlé Zukunftsforum.

Wie die Gesellschaftskultur auf die Esskultur wirkt

Essen und Trinken nehmen mehr Zeit ein als die meisten anderen Tätigkeiten. Etwas über 100 Minuten pro Tag werden darauf verwendet (Stat. Bundesamt 2006). Eigentlich möchten die meisten Menschen lieber in Gesellschaft essen, doch hier klaffen Wunsch und Wirklichkeit vielfach auseinander. So sitzen gerade sozial Schwache, Alleinerziehende, Singles, Berufstätige und ältere Menschen meist allein am Tisch. Dabei nimmt die Zahl der Älteren und der Singles zu und gerade diese erfahren häufig großen Zeitdruck. Mobil und flexibel sollen die Berufstätigen sein und in Senioren- und Pflegeheimen pressiert es viel zu oft. Auch Kinder sind von dieser Entwicklung betroffen: Immer mehr Kleinkinder nehmen eine Ganztagsbetreuung wahr und sind auf die dort angebotene Verpflegung angewiesen, immer weniger Kinder nehmen ihr Mittagsessen zu Hause ein.

Neue Formen der Esskultur kreieren

Mit der Frage: „Einsam mampfen oder gemeinsam speisen?“ bringt das Nestlé Zukunftsforum die Situation auf den Punkt. Bei der Wahl, die hier aufgeworfen wird, steht für die Vertreter des Zukunftsforums fest, auf welche Seite der Waagschale mehr Gewicht liegen sollte: Ernährung als Lebensmittelpunkt und sozialer Kitt ist eine gemeinschaftliche Sache!

Regelmäßige Mahlzeiten im Familienkreis sind für viele längst passé. Aber durch neue Formen der Esskultur könnte dennoch jeder, der dies wünscht, in Gemeinschaft essen. Es gilt also neue Formen einer gemeinsamen Esskultur ins Leben zu rufen. Wie kann man der aktuellen Entwicklung entgegen wirken, welche neuen Trends lassen sich setzen? Das Nestlé Zukunftsforum nennt hier einige Alternativen, die einer Überlegung wert sind.

Stichwort „Begegnungsangebote“

Beispiel:
– Generationsübergreifendes Kochen und Essen in Mehrgenerationenhäusern

Stichwort „Work-Life-Food-Balance“

Beispiel:
– Vorsortierte Einkaufskörbe mit Kochanleitung

Stichwort „Öffentliches Bewusstsein“

Beispiele:
– Projektunterricht Kochen an Schulen
– Kochkurse und Ernährungsbildung für sozial schwache Familien

Stichwort „Atmosphärische Gemeinschaftsverpflegung“

Beispiel:
– Eine gemeinschaftsfördernden Atmosphäre in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung schaffen

Quelle:
Nestlé Zukunftsforum: Einsam mampfen oder gemeinsam speisen? Ein Plädoyer des Nestlé Zukunftsforums für eine neue, soziale Kultur der Ernährung. Informationsbroschüre, Berlin, 2011.

Sie sind sich dieser Thematik bewusst und leiten selbst Projekte an, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken? Schreiben Sie uns, gerne auch mit Bildmaterial, und wir stellen Ihre Aktivitäten auf unserer Seite vor!

verfasst von am 3. Februar 2011 um 07:51

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Ein Kommentar zu “Einsam mampfen oder gemeinsam speisen?”

  1. Mandy sagt:

    Es mag schon sein, dass nicht immer die Möglichkeit besteht, mit anderen gemeinsam zu essen.
    Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man deswegen schlecht, ungesund oder zu viel essen muß! Die Bemerkung über die Ganztagsbetreuung finde ich unpassend. Die Kinder essen in den Einrichtungen alle zusammen Mittag, sozialer geht’s wohl kaum….Die Qualität des angebotenen Essens ist allerdings sehr unterschiedlich.

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