Ernährungstagebuch hilft bei Gewichtsabnahme
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 30. Oktober 2012
(Zeit-)Aufwändig, aber erfolgreich: Wissenschaftler des Fred Hutchinson Cancer Research Centers (Seattle) entwickelten eine Abnehmstrategie, deren Kernstück das exakte Führen eines Ernährungstagebuchs, eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten sowie die regelmäßige Selbstkontrolle des Gewichts ist.
In einer Studie mit 123 übergewichtigen, zum Teil adipösen Frauen im Alter von 50-75 Jahren verglichen die amerikanischen Wissenschaftler die Gewichtsabnahme innerhalb eines Jahres in Abhängigkeit von verschiedenen Rahmenbedingungen. Allen Studienteilnehmerinnen wurde zu Studienbeginn empfohlen, während der gesamten Abnahmephase möglichst ehrlich, vollständig und detailliert ihre Ernährung in einem Ernährungstagebuch zu protokollieren. Hierzu Anne McTiernan vom Fred Hutchinson Cancer Research Center: „Es ist sehr schwierig, die Zusammensetzung einer Diät zu verändern, wenn man nicht exakt darauf achtet, welche Nahrungsmittel man zu sich nimmt.“ Nach derzeitigem Kenntnisstand der Wissenschaft ist weniger die Art der Nahrungszusammensetzung, sondern vielmehr die Menge der insgesamt zugeführten Energie bzw. die Energiereduktion ausschlaggebend für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme. Durch das fortdauernde und vor allem ehrliche Führen eines Ernährungstagebuchs können die eigene Nahrungsaufnahme reflektiert, individuelle Schwächen aufgedeckt und Kalorieneinsparungsziele leichter erreicht werden.
Dies belegen auch die Ergebnisse der Studie: Durch kontinuierliches Selbstmonitoring, eine Veränderung des Ernährungs- und teilweise auch des Bewegungsverhaltens konnten die Frauen während des Studienzeitraums (ein Jahr) durchschnittlich ein Zehntel ihres Gewichts zu Studienbeginn abnehmen. Besonders jene Frauen, die konsequent Ernährungstagebuch führten, regelmäßig ihre Mahlzeiten einnahmen und selten auswärts aßen, profitierten: Das genaue Führen des Ernährungstagebuchs wurde mit einer zusätzlichen Gewichtsabnahme von im Mittel drei Kilogramm belohnt. Wer regelmäßig Mahlzeiten ausließ, hatte es dagegen schwerer bei der Gewichtsabnahme. Unter dem Strich fiel die Gewichtsabnahme bei unregelmäßig essenden Frauen vier Kilogramm geringer aus als bei regelmäßig essenden. Frauen, die einmal wöchentlich oder häufiger im Restaurant aßen, verloren ebenfalls weniger Gewicht (durchschnittlich zweieinhalb Kilogramm) als Frauen, die seltener auswärts aßen.
Die Ergebnisse der Studie geben Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme. Eine genaue, umfassende und vollständige Dokumentation aller gegessenen und getrunkenen Lebensmittel ist die Grundlage zur Reflektion und Änderung des Ernährungsverhaltens. Die Form, in der das Ernährungstagebuch geführt wird, scheint indessen keine Auswirkungen auf den Abnehmerfolg zu haben. Hier entscheiden eigene Vorlieben über klassisch-schriftliche Dokumentation auf Papier oder die modern-mobile Variante per Smartphone, Tablet oder ähnliches. Abnehmwillige sollten jedoch darauf achten, in regelmäßigen Abständen zu essen und keine Mahlzeiten auszulassen. „Wir gehen (weiterhin) davon aus, dass das Überspringen von Mahlzeiten häufig mit weiteren negativen Faktoren zusammenhängt, wie zum Beispiel erhöhtem Zeitmangel“, so McTiernan. Regelmäßiges Restaurantessen kann der Gewichtsabnahme im Wege stehen, da die Kontrolle von Zutaten, Zubereitungsmethoden und Portionsgrößen dort geringer ist. Dieser Zusammenhang scheint insbesondere für häufigere Restaurantbesuche zur Mittagszeit zu gelten.
McTiernan ist von dem Erfolg ihrer Abnehmstrategie auch außerhalb kontrollierter Studien überzeugt: „Wir sind der Meinung, dass die Studienergebnisse vielversprechend sind, da sie beweisen, dass unsere gesammelten Strategien simple Abnehmmethoden für postmenopausale Frauen sind – eine Personengruppe mit einem generell sehr hohen Risiko zum Übergewicht.“
Die Ergebnisse der Studie wurden online im Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics veröffentlicht.
Quelle:
A. Kong, S. Beresford, C. Alfano, K. Foster-Schubert, M. Neuhouser, D. JohnsonC. Duggan, C. Wang, L. Xiao, R. Jeffery, C. Bain, A. McTiernan (2012): Self-monitoring and eating-related behaviors are associated with 12-month weight loss in postmenopausal overweight-to-obese women. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 30. Oktober 2012 um 06:51
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Das basiert auf der selben Grundlage, wie beim rauchen. Frag einen Raucher wie viel er raucht, er kann es nur sehr grob abschätzen. Dann zwinge ihn einen Tag lang auf eine Liste jedes mal einen Strich zu machen, wenn er sich ein Glimmstängel anzündet. Resultat; erstens er ist erstaunt wie viel er tatsächlich raucht und er überlegt bei jeder Zigarette. Jedes Selbstmonitoring zwingt den betroffenen sich selber zu beobachten, was er tut und bewusster zu tun, was sonst für ihn Routine ist.