Erste deutsche Total-Diet-Studie ermöglicht zukünftig präzisere Risikobewertung
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 6. April 2016
Anlässlich der Grünen Woche in Berlin stellte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Konzept und Ziele der ersten deutschen Total-Diet-Studie „BfR-MEAL“ vor. Mit Hilfe der Ergebnisse dieser Studie können zukünftig akute und chronische Risiken, die von belasteten Lebensmitteln ausgehen, besser eingeschätzt werden.
Hinter der BfR-MEAL-Studie steckt viel mehr, als der Name beim ersten Durchlesen erwarten lässt. Denn „MEAL“ steht eigentlich für „Mahlzeiten für die Expositionsschätzung und Analytik von Lebensmitteln„. „Zum ersten Mal wird in Deutschland großflächig untersucht, welche Gehalte an unerwünschten Stoffen unsere Lebensmittel nach deren Verarbeitung und Zubereitung aufweisen„, erläutert BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Damit leistet die Studie einen wichtigen Beitrag für den gesundheitlichen Verbraucherschutz in Deutschland.“
Die BfR-MEAL-Studie zählt zu den Total-Diet-Studien, die derzeit in über 50 Ländern weltweit durchgeführt werden. In diesen Studien wird nach einer international anerkannten Methode analysiert, welche Mengen verschiedener (gesundheitlich nützlicher oder potenziell schädlicher) Stoffe durchschnittlich in verzehrsfertigen Mahlzeiten enthalten sind. Werden die aus Total-Diet-Studien gewonnenen Informationen zum Gehalt dieser Stoffe in Lebensmitteln mit Verzehrsdaten zusammengeführt und ausgewertet, lassen sich zuverlässig und detailliert mittlere Gesamtaufnahmemengen beispielsweise von Zusatzstoffen, Nährstoffen oder Kontaminanten aus Lebensmitteln ableiten. Auf diese Weise kann zukünftig zum Beispiel der Acrylamidgehalt von Pommes frites verglichen werden, die gekauft beziehungsweise im eigenen Haushalt zubereitet wurden.
Mit den Ergebnissen der BfR-MEAL-Studie können in Zukunft chronische Risiken durch stark belastete Lebensmittel in Deutschland zuverlässiger erkannt, Verzehrsempfehlungen für empfindliche Bevölkerungsgruppen präzisiert und fundierte Empfehlungen zum Verzehr bestimmter Lebensmittel ausgesprochen werden. Außerdem helfen die Ergebnisse bei der Einordnung lebensmittelbedingter Krisen und anderer akuter Risiken.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BfR haben in den nächsten Jahren viel zu tun: Im Rahmen der BfR-MEAL-Studie werden Sie ein breites Spektrum von etwa 50.000 bis 60.000 Lebensmitteln aus dem Einzelhandel in ihrer Versuchsküche zubereiten und anschließend die fertigen Speisen in den institutseigenen Laboren analysieren. Zu den untersuchten Stoffklassen zählen
- Nährstoffe,
- Prozesskontaminanten aus der Umwelt (beispielsweise Dioxin),
- Schimmelpilzgifte,
- Pflanzenschutzmittel,
- Tierarzneimittel und
- Stoffe, die aus Verpackungen in Lebensmittel übergehen.
Außerdem werden regionale, saisonale und produktionsbedingte Einflüsse auf die Belastung von Lebensmitteln untersucht. Erste Ergebnisse werden im Jahr 2018 erwartet.
Quellen einblenden
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2016): Was im Essen steckt: Lebensmittelrisiken künftig leichter erkennbar. Pressemitteilung vom 21.01.2016
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2012): Wo nimmt der Verbraucher in Europa am meisten unerwünschte Stoffe über Lebensmittel auf? Pressemitteilung vom 13.11.2012
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 6. April 2016 um 11:35
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