Fettleber und Typ-2-Diabetes: Wissenschaftler auf Spurensuche
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 2. Juni 2015
Wissenschaftlern des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf ist es gelungen, einen Zusammenhang zwischen extremem Übergewicht, Insulinresistenz und Fettlebererkrankungen herzustellen. Demnach verursacht die durch die Insulinresistenz gesteigerte Fettverbrennung in der Leber oxidativen Stress, welcher wiederum die Zerstörung der Leber begünstigt.
Die sogenannte Fettleber ist die häufigste Lebererkrankung in der westlichen Welt. Charakteristisch ist die zunächst reversible Einlagerung von Fett in Leberzellen. Neben erblichen Faktoren und Alkoholabusus wird eine Fettleber besonders häufig durch Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes hervorgerufen. Treten beim Fortschreiten der Erkrankung zusätzlich zu den Fettablagerungen Entzündungsanzeichen auf (Fettleberhepatitis), droht im weiteren Erkrankungsverlauf eine Leberzirrhose. In frühen Stadien kann eine Gewichtsreduktion die Progression der Fettleber aufhalten. Für eine diagnostizierte Fettleberhepatitis ist allerdings bis heute keine effektive Therapie bekannt.
Ein erster Schritt für eine therapeutische Intervention könnten die Ergebnisse einer Studie aus Düsseldorf sein, die aktuell in der Fachzeitschrift Cell Metabolism publiziert worden sind. Gemeinsam mit ihren Kollegen aus dem Universitätsklinikum und dem St. Martinus Krankenhaus haben Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums erstmals die Funktion menschlicher Lebermitochondrien, den Energiekraftwerken der Zellen, untersucht. Im Rahmen dieser Studie wurden fettleibige, insulinresistente Menschen mit und ohne nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung, Probanden mit einer Fettleberhepatitis sowie schlanke Kontrollpersonen untersucht. Ein Vergleich zwischen den Gruppen erlaubt Rückschlüsse über krankheitsbedingte Veränderungen der Leber und ihrer Funktionsweise.
Aus den Untersuchungsergebnissen geht hervor, dass die Aktivität der Lebermitochondrien bei Probanden mit starkem Übergewicht zunächst deutlich erhöht war. War die Erkrankung bereits weiter zur Fettleberhepatitis fortgeschritten, nahm die Aktivität der Mitochondrien wieder ab, während Marker für oxidativen Stress anstiegen.
„In den frühen Stadien von Übergewicht verbrennt die Leber das überschüssige Fett, was zu einer Überbelastung der Leber und der Progression der Krankheit führt“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Direktor der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie und zugleich Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums. „Diese Ergebnisse werden neue Ansätze zur Vorbeugung und Behandlung von nicht-alkoholischen Fettlebererkrankungen bieten“, so Roden weiter.
Quellen einblenden
- C. Koliaki, J. Szendroedi, K. Kaul, T. Jelenik, PF. Jankowiak, C. Herder, M. Carstensen, M. Krausch, W.T. Knoefel, M. Schlensak, M. Roden (2015): Adaptation of hepatic mitochondrial function in humans with non-alcoholic fatty liver is lost in steato-hepatitis. Cell Metabolism 21: Seite 739-746.
- O. Spörkel (2015): Excessive fat burning causes “stress” and inflammation in fatty livers. Pressemitteilung vom 20.05.2015.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 2. Juni 2015 um 10:26
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