Foodsharing: Teilen statt wegwerfen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 1. März 2013
Was tun mit Lebensmitteln, die zu viel gekauft wurden oder die vor dem Urlaub nicht mehr verzehrt werden können? Teilen oder verschenken, heißt die Devise. Das Internet macht’s möglich.
Sie sind Vorreiter im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung: Valentin Thurn, Regisseur des Dokumentarfilms „Taste the waste“, und Stefan Kreutzberger, Autor des Buches „Die Essensvernichter“. Gemeinsam mit anderen gründeten die beiden nun den Verein Foodsharing e.V. und entwickelten eine Internetplattform, in der Privatpersonen, Händler oder Lebensmittelproduzenten überschüssige Lebensmittel kostenlos anbieten können, anstatt sie wegzuwerfen.
Lebensmittel, die zu viel eingekauft wurden, eine (zu) reiche Ernte im eigenen Garten, Obst und Gemüse von Landwirten, die nicht der Norm entsprechen, übrig gebliebenes Finger Food vom Partyservice – dies sind nur einige Gelegenheiten, bei denen Lebensmittel übrig bleiben und nur allzu häufig weggeworfen werden. Unter www.foodsharing.de können solche Lebensmittel nun virtuell in einen Korb gepackt und verschenkt werden. Interessenten können die Ware direkt vor Ort abholen oder die Übergabe erfolgt an einem Treffpunkt in der Nähe, einem sogenannten „Hotspot“.
Verschenkt werden dürfen alle Lebensmittel und auch selbst Zubereitetes, unter einer Bedingung: Es muss wirklich noch essbar sein. „Gehacktes und Speisen mit rohen Eiern sind zum Beispiel nicht erlaubt, weil sie zu schnell verderben“, so Foodsharing-Projektmanager Jean Wichert. Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, dürfen zwar angeboten werden, sollten aber von beiden Parteien, dem Anbieter und dem Abholenden, auf Verzehrsfähigkeit geprüft werden. Empfindlichere Produkte mit einem Verbrauchsdatum dürfen nach dem Stichtag nicht mehr angeboten werden.
Das Prinzip des Foodsharings findet Anklang in der Öffentlichkeit. Hierzu Juliane Becker, Verbraucherministerin von Nordrhein-Westfalen: „Im Schnitt wirft jeder Deutsche rund 80 Kilo Lebensmittel pro Jahr weg. Rund 60 Prozent der Lebensmittelabfälle fallen in privaten Haushalten an. Wir freuen uns, dass Foodsharing diesem Trend entgegensteuert.“ Das Land bezuschusst das Projekt zu Beginn und wird es mit einer Studie begleiten.
Im Unterschied zu den Lebensmitteltafeln, bei denen nur sozial Bedürftige Lebensmittel erhalten, können sich bei Foodsharing alle Menschen beschenken lassen. „Foodsharing ist für jeden und soll weg von dieser Stigmatisierung – die Reichen geben den Armen ihre Reste“, erklärt Valentin Thurn, Mitinitiator des Projekts. Bei Foodsharing darf auch zubereitetes Essen weitergegeben werden, das die Tafeln nicht annehmen dürfen. Insoweit sei das Projekt eine sinnvolle Ergänzung zu den Tafeln, so Karin Fürhaupter von der Kölner Tafel.
Zurzeit sind sechs Städte auf der Internetseite aktiv: Berlin, Köln, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Osnabrück, Kaiserslautern und Chemnitz (Sachsen). Es können aber auch Lebensmittel aus anderen Städten angeboten werden. Nach der Internetplattform soll in Kürze eine Handy-App folgen. Und wer die Lebensmittel lieber vor Ort gemeinsam mit anderen verbrauchen möchte, kann sich über das Portal mit Gleichgesinnten zum gemeinsamen Kochen verabreden.
Quellen einblenden
- Naturschutz aktuell – NABU-Pressedienst (12.12.2012): Teile Lebensmittel, anstatt sie wegzuwerfen.
- Otto C (Welt, 13.12.2012): „Foodsharing“ – Essen verschenken statt wegwerfen.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 1. März 2013 um 07:18
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Ein wirklich schon längst überfälliges Problem wird nun gemeinsam angegangen :-). Dabei reicht das Projekt foodsharing derweil schon weit über die Plattform hinaus. Derzeit sind in einigen deutschen Städten Freiwillige unterwegs, die die Geschäftführere der Supermärkte/Biomärkte direkt auf die Lebensmittelverschwendung ansprechen und foodsharing als einen Lösungsweg vorstellen.
Ist die Marktleitung dann ersteinmal von dem Konzept überzeugt werden die Lebensmittel regelmäßig von den verschiedenen Freiwilligen abgeholt und weiter verteilt.
Ebenso ist man dabei mehrere öffentich zugängliche, sogenannte Fairteiler aufzustellen. Ein Fairteiler ist dabei nichts anderes als ein Kühlschrank der den Austausch von Benötigtem und Überflüssigem beflügeln soll, um eben der Lebensmittelverschwenung ein Stück weit einhalt gebieten zu können.
Ein kleiner Einblick in das Projekt sowie der Aufruf zur Unterstützung 🙂 ist hier zu lesen: http://www.blogandshop.de/2013/08/27/foosharing-kaiserslautern-1
Finde ich echt ’ne gute Sache!Hoffentlich setzt sich diese Idee durch und erreicht auch kleinere Ortschaften!Damit würde sich sicherlich auch wieder mehr Menschlichkeit und soziale Kontakte verbessern!Weiter so!
Tolle Sache. Besonders hat mir dieser Ansatz “Foodsharing ist für jeden und soll weg von dieser Stigmatisierung – die Reichen geben den Armen ihre Reste” gefallen.
Ich bin mal gespannt, ob sich foodsharing auch bei der breiten Masse durchsetzt. Momentan ist die Teilnahme in Berlin leider noch gering.