Forschung in Echtzeit

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 19. Februar 2015

Die moderne Technik macht es möglich: Am Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus haben Wissenschaftler eine App entwickelt, mit deren Hilfe sie psychische Prozesse von Heranwachsenden mit einer Magersucht besser verstehen wollen.

Obwohl Essstörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen des Jugendalters zählen, fehlen immer noch fundierte Kenntnisse über die Bedeutung biologischer Einflussfaktoren auf die Entstehung der Krankheit. Die Wissenschaftler des Dresdner Universitätsklinikum interessieren sich insbesondere für den Einfluss der kognitiven Kontrolle auf das Alltagsleben von Menschen, die an einer Magersucht erkrankt sind. Außerdem untersuchen sie, wie sich dieser Einfluss auf die Langzeitergebnisse einer Essstörungstherapie auswirkt.

Im Rahmen ihrer Studie, die von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) finanziell unterstützt wird, nutzen sie eine Vielfalt sich ergänzender Untersuchungsmethoden: Zum Beispiel gibt die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) Auskunft über die Aktivierung des Gehirns bei psychischen Prozessen (Emotionen, Lernen, Belohnung). Weitere Informationen erhoffen sich die Wissenschaftler von einer Untersuchung der Hormonspiegel der an Magersucht erkrankten Teilnehmerinnen und der Bestimmung genetischer Besonderheiten.

Mit diesen naturwissenschaftlichen Methoden lassen sich zwar grundlegende Erkenntnisse über psychische Prozesse bei Menschen mit einer Magersucht generieren, sie können allerdings nicht erfassen, wie die Erkrankung das Erleben und Verhalten im Alltag beeinflusst. Für solche Untersuchungen wurden bislang häufig Fragebögen eingesetzt, in denen die Patienten rückwirkend zu bestimmten Themen befragt wurden. Doch auch Fragebögen haben ihre Grenzen, wie Prof. Stefan Ehrlich, Leiter des Forschungsprojekts erklärt. „Erinnerungen sind fragil und können von vielen Faktoren beeinflusst und unpräzise werden, wenn wir längere Zeiträume in der Vergangenheit abfragen.

Um aktuelle Symptome unter Alltagsbedingungen besser erfassen zu können, entwickelten Ehrlicher und seine Kollegen eine App, die ihren Patientinnen sechsmal täglich in unregelmäßigen Abständen Fragen zu ihren gegenwärtigen Empfindungen, Tätigkeiten und Wünschen stellt. Eine solche Frage lautet zum Beispiel: „Hast du dich seit dem letzten Alarm gedanklich mit Dingen, die mit Essen, Nahrung, Kochen, Kalorien zu tun haben, beschäftigt?“ Alle Probandinnen erhalten für zwei Wochen ein Smartphone, auf dem die App installiert ist. Gibt die App „Alarm“ soll der kurze Fragebogen, der dann auf dem Bildschirm erscheint, innerhalb von einer halben Stunde ausgefüllt werden. Datenerhebung in Echtzeit – wir sind gespannt auf die Ergebnisse des Projekts!

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verfasst von am 19. Februar 2015 um 12:20

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