Fruchtjoghurt?! – Vorsicht, der Schein trügt!
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 7. Juni 2011
Wissen Sie, wie viel Fruchtanteil in einem Fruchtjoghurt enthalten sein muss? Und worin besteht der Unterschied zwischen Joghurt mit Früchten, Joghurt mit Fruchtzubereitung und Joghurt mit Fruchtaroma? – Hier finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Fruchtjoghurt.
Joghurt ist das beliebteste Milchprodukt der Deutschen. Im Jahr 2007 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch von Joghurt 17,5 kg. Dabei bevorzugen die meisten Menschen in Deutschland weiterverarbeitete Varianten: rund vier Fünftel des Joghurts werden hierzulande als Fruchtjoghurt verkauft.

Doch Fruchtjoghurt ist nicht gleich Fruchtjoghurt. Je nach Menge der darin enthaltenen Früchte unterscheidet man
- Fruchtjoghurt oder Joghurt mit Früchten: mind. sechs Prozent Fruchtanteil, z. B. 9 g Früchte in einem 150 g-Becher
- Joghurt mit Fruchtzubereitung: mind. dreieinhalb Prozent Fruchtanteil, z. B. 5,25 g Früchte in einem 150 g-Becher
- Joghurt mit Fruchtgeschmack: weniger als dreieinhalb Prozent Fruchtanteil
Zum Vergleich – eine mittelgroße Erdbeere wiegt ca. 22 g.
Naturjoghurt und Früchte bzw. Fruchtzubereitungen sind nicht die einzigen Zutaten im Fruchtjoghurt. Hinzu kommen Zucker oder andere Süßungsmittel. Häufig werden auch Gelier- bzw. Verdickungsmittel zur Verbesserung der Konsistenz und Farbstoffe oder färbende Pflanzenbestandteile für eine ansprechendere Farbe des Joghurts beigefügt. Gerade in billigen Joghurts werden anstelle von natürlichen Fruchtstückchen industriell hergestellte fruchtähnliche Stückchen eingesetzt. Dafür werden mit Hilfe von Enzymen aus verschiedenen Zutaten, u. a. Säften und Aromen, stückige Verbindungen mit Fruchtgeschmack hergestellt.
In seiner puren Form ist Joghurt gesund. Sein Verzehr wirkt sich positiv auf die Verdauung aus, die darin enthaltenen Milchsäurebakterien können bei Verdauungsbeschwerden das natürliche Gleichgewicht im Darm wieder herstellen. Industriell hergestellter Fruchtjoghurt enthält jedoch nur wenige Früchte, dafür aber viel Zucker oder Süßungsmittel und häufig zusätzliche Aromen, Farb- oder Verdickungsmittel, die das Gleichgewicht im Darm wiederum stören können.
Daher lohnt es sich, Früchtejoghurt selbst herzustellen. Der Aufwand ist gering. Sollten einmal keine frischen Früchte zur Hand sein, gelingt die Joghurtspeise auch mit tiefgekühlten Früchten oder Fruchtmischungen. Vorsicht allerdings bei Joghurt mit frischen oder tiefgekühlten exotischen Früchten: Viele exotische Früchte wie Ananas oder Kiwis enthalten ein Enzym, das Milchprodukte bitter werden lässt. Dieses Enzym lässt sich nur durch Hitze zerstören.
Tipps beim Kauf von Fruchtjoghurt
Wenn Sie dennoch industriell hergestellten Fruchtjoghurt kaufen möchten, achten sie auf die genaue Bezeichnung des Produkts und das Zutatenverzeichnis. Vergleichen Sie den Fruchtgehalt verschiedener Joghurts. Er wird häufig als Prozentangabe hinter der entsprechenden Frucht aufgeführt. Der Vergleich wird leider dadurch erschwert, dass der Fruchtanteil von Fruchtzubereitungen nicht aufgeschlüsselt werden muss, wenn ihr Anteil am Gesamtprodukt, also dem Joghurt, geringer als zwei Prozent ist. In diesem Fall ist allerdings auch der Fruchtgehalt des Joghurts so gering, dass es bestimmt bessere Alternativen gibt. Die aufgedruckten Nährwerttabellen geben außerdem häufig Auskunft über den Zuckergehalt des Produkts.
Die fettarme Variante muss übrigens nicht unbedingt die kalorienärmere sein: Je nach Menge an zugesetztem Zucker oder anderen Zutaten (z. B. Schokoladenstückchen, Knusperkugeln etc.) kann auch aus einem ursprünglich fettarmen Naturjoghurt eine kleine Kalorienbombe werden.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 7. Juni 2011 um 07:17
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