Gegen Übergewicht: Obst und Gemüse „auf Rezept“

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Montag, 19. August 2013

Ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen ist das Rezept, das New Yorker Ärzte ihren minderjährigen Patienten ausstellen. Mit reichlich Obst und Gemüse, Ernährungsberatung und regelmäßiger Gewichtskontrolle soll überflüssigen Pfunden zu Leibe gerückt werden.

Gemüse
© SummerTomato

Die Ursachen für die große Verbreitung von Übergewicht und Adipositas sind zwar längst bekannt (mangelnde Bewegung und falsche bzw. zu reichliche Ernährung), trotzdem hat sich die Situation nicht gebessert: In Deutschland ist mittlerweile fast jedes dritte Kind im Alter von drei bis 17 Jahren übergewichtig (15 Prozent), sechs Prozent der Kinder sind bereits fettleibig. In den USA gilt sogar eines von zehn Kindern (neuneinhalb Prozent) als fettleibig. Und gerade Kinder aus weniger gut situierten Familien sind häufig von Übergewicht betroffen.

Um zu vermeiden, dass übergewichtige Kinder zu übergewichtigen, oftmals kranken Erwachsenen heranwachsen, besteht dringend Handlungsbedarf. Bisher gibt es kein Patentrezept zur Gewichtsabnahme und –stabilisation. Medikamentöse Therapien sind sicher keine gute Lösung bei Kindern, nicht nur wegen möglicher Nebenwirkungen, sondern auch wegen des ausbleibenden Lerneffekts. Genau an dieser Stelle knüpfen Ärzte aus zwei New Yorker Krankenhäusern mit ihrem vier Monate dauernden Pilotprojekt an. Sie verschreiben ihren übergewichtigen Patienten Rezepte für Obst und Gemüse. Einlösen können die 140 teilnehmenden Familien ihre Rezepte, eigentlich eher eine Art Gutschein, in Lebensmittelgeschäften mit regionalen Erzeugnissen. Pro Familienmitglied und Tag steht ein Budget von einem Dollar zur Verfügung.

„Auf lange Sicht können wir so viel mehr Krankheiten verhindern als mit den ganzen Medikamenten, die wir sonst verschreiben“, erläutert der New Yorker Gesundheitsbeauftragte Dr. Thomas Farley dem Sender CBS New York. Dem Projekt werden gute Chancen eingeräumt, denn viele New Yorker essen nur wenig Obst und Gemüse: Bei Umfragen gab dort jeder zehnte Befragte an, an einem bestimmten, abgefragten Tag überhaupt kein Obst oder Gemüse gegessen zu haben, in den Bronx ist es sogar jeder zweite. Durch die finanzielle Unterstützung können sich auch finanziell schlechter gestellte Familien gesund ernähren.

Die teilnehmenden Familien erhalten jedoch nicht nur materielle Unterstützung. Mindestens genauso wichtig ist eine Beratung in Ernährungsfragen. Und zur Messung des Erfolgs werden die Kinder einmal monatlich im Krankenhaus gewogen.

Bleibt zu hoffen, dass das Projekt Erfolg hat, und Eltern und Kinder während der Laufzeit so sehr auf den Geschmack von Obst und Gemüse kommen, dass sie diese Lebensmittel auch ohne ärztliche Verordnungen zukünftig einkaufen werden. Das Projekt kann aber nur ein Baustein für ein gesünderes Heranwachsen von Kindern sein, eine weitere, ebenso wichtige Komponente ist sicherlich eine Steigerung der körperlichen Aktivität.

Quellen:

verfasst von am 19. August 2013 um 06:08

Was ist das?

DEBInet-Ernährungsblog - über uns

Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.

Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.

Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung

Der "DEBInet-Ernährungsblog"
ist ein Projekt der


© 2010-2025 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Ein Kommentar zu “Gegen Übergewicht: Obst und Gemüse „auf Rezept“”

  1. »Jedes dritte Kind« gleich 15 Prozent? Die 15 Prozent stimmen laut KiGGS in Bezug auf die angegebene Altersgruppe, was aber nur fast jedem siebtem Kind entspricht; auch noch zu viel, keine Frage …

Kommentar abgeben

Du mußt Dich registrieren, um kommentieren zu können: einloggen