Gelenkverschleiß vorbeugen: Hoffnungsträger Brokkoli

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 7. November 2013

Ein Inhaltsstoff im Brokkoli könnte die Entstehung einer Osteoarthritis verzögern, vielleicht sogar verhindern. Hinweise dazu liegen aus Mausversuchen und Experimenten mit menschlichem Gewebe vor, die Forscher der University of East Anglia in Norwich, England, unternommen haben. Nun soll die Wirkung des „Sulphoraphan“ direkt am Menschen untersucht werden.

Broccoli
© La Grande Farmers' Market

Osteoarthritis ist eine entzündliche Erkrankung der Gelenke, die vor allem Hände, Füße, die Wirbelsäule, die Hüfte und die Knie betrifft. Altern und starkes Übergewicht fördern die Erkrankung, die weder geheilt noch wirksam behandelt werden kann: Die Therapie beschränkt sich auf die Gabe von schmerzstillenden Medikamenten oder einen Gelenkersatz.

Sulphoraphan ist bisher hauptsächlich als entzündungshemmend und krebsvorbeugend bekannt. Die Substanz unterstützt aber auch den Erhalt des Gelenkknorpels, indem es ein Enzym hemmt, das die Knorpelsubstanz abbaut, wie die Studie der University of East Anglia zeigt. Dies ist die erste größere Studie, die einen Zusammenhang zwischen Sulphoraphan und der Gelenkgesundheit nachweist.

Professor Ian Clarke von der University of East Anglia, der die Studie leitete, hält die bisherigen Forschungsergebnisse für vielversprechend: „Wir konnten zeigen, dass Sulphoraphan in den drei Labormodellen, die wir untersuchten, funktionierte: in Knorpelzellen, Gewebe und bei Mäusen. Jetzt wollen wir nachweisen, dass es auch beim Menschen wirkt.“

„Bis jetzt konnte die Forschung nicht nachweisen, dass ein Lebensmittel oder eine Diät dazu beitragen kann, das Fortschreiten einer Osteoarthritis zu verhindern“, sagt Professor Alan Silman, ärztlicher Direktor bei Arthritis Research UK, einer Stiftung, die die Studie mitfinanziert hat. Die aktuellen Ergebnisse gäben zu berechtigten Hoffnungen Anlass, meint Silman: „Falls diese Ergebnisse bei Menschen nachgestellt werden können, wäre es ein ziemlicher Durchbruch.“

Sulphoraphan ist in Form von Glucorophanin – so heißt Sulphoraphan, wenn es an einen Zucker gekoppelt ist – vor allem in Kohl enthalten. Besonders reich daran ist Brokkoli. Sulphoraphan fällt unter die Senföle und ist ein sekundärer Pflanzenstoff. Diese sind zwar reichlich in Obst und Gemüse enthalten, werden vom Menschen aber nur in kleinen Teilen bei der Verdauung aufgenommen.

Daher wählten die britischen Forscher von der University of East Anglia für ihre weiteren Untersuchungen eine spezielle Brokkolisorte, die durch Züchtung einen höheren Glucorophanin-Gehalt aufweist. „Super-Brokkoli“ wird diese Sorte auch genannt, die den Beinamen „Beneforte“ trägt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Über diesen Brokkoli könnten höhere Mengen an Glucorophanin über den Verdauungstrakt in den Körper gelangen. Somit käme auch mehr Sulphoraphan am gewünschten Wirkort an, so die Erwartung.

Die neu angelaufene Studie sieht vor, dass von 40 Probanden, die auf eine Knie-OP warten, die Hälfte ab einem Zeitraum von 14 Tagen vor der Operation täglich 100 Gramm Super-Brokkoli bekommt. Nach der Operation wollen die Wissenschaftler das Kniegewebe auf Veränderungen untersuchen, indem sie es mit dem der Kontrollgruppe, die keinen Super-Brokkoli bekam, vergleichen. Mit größeren Veränderungen rechnen die Forscher nicht. Sie hoffen jedoch, eine positive Wirkung durch den Verzehr des Brokkolis feststellen zu können.

„Osteoarthrose ist eine der Hauptursachen für eine Arbeitsunfähigkeit. Sie ist eine große Bürde für die Gesundheit und ebenso eine große finanzielle Bürde, die sich verschärfen wird in einer Gesellschaft wie der unseren, welche zunehmend älter und übergewichtiger wird“, sagt Studienleiter Clarke. Er setzt angesichts dieser Entwicklung auf Prävention: „Genauso wie diejenigen zu behandeln, die bereits erkrankt sind, müssen wir gesunden Menschen sagen können, wie sie ihre Gelenke für die Zukunft schützen.“ Clarke denkt dabei an Lebensmittel wie den Super-Brokkoli: „Man kann Gesunden nicht unnötig Medikamente geben. Hier könnte die Ernährung eine sichere Alternative sein.“

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verfasst von am 7. November 2013 um 10:04

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