Gemüsechips: Genuss ohne Reue?
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 5. Oktober 2017
Trotz ihres gesunden Images enthalten viele Gemüsechips reichlich Zucker, Salz, Fett und Kalorien. Dies berichtet aktuell die Stiftung Warentest. Außerdem fanden die Prüfer in einigen Produkten bedenklich hohe Mengen kritischer Stoffe insbesondere Acrylamid.
Gemüsechips – längst haben sich die alternativen Knabberwaren aus Süßkartoffeln, Pastinaken, Karotten und Rote Bete vom Nischenprodukt aus dem Naturkostladen zu einer attraktiven Alternative für Kartoffelchips, Flips und Co. gemausert. Heute war oder ist die Gemüseknabberei buchstäblich schon fast in aller Munde: So geben lediglich ein Viertel der befragten Leser der „Stiftung Warentest“ an, keine Gemüsechips zu essen. Mehr als die Hälfte der Leser (56 Prozent) essen sie selten, jeder sechste (17 Prozent) öfter. Dieses positive Ergebnis ist womöglich auf das gesunde Image der Gemüsechips zurückzuführen. So vertreten zwei von fünf Befragten (40 Prozent) die Ansicht, Gemüsechips seien gesünder als Kartoffelchips, fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hält sie in puncto Gesundheitsaspekt immerhin für vergleichbar mit der Kartoffelvariante.
Ist das gesunde Image der Gemüseknabberei tatsächlich gerechtfertigt? Diese Frage hat sich auch die Stiftung Warentest gestellt und 15 gesalzene Gemüsechipsmischungen geprüft. Von der Discounterware bis zum Biomarktprodukt war alles vertreten. Dementsprechend variierte auch der Preis der Knabberprodukte zwischen 1,49 Euro und 4,15 Euro pro 100 Gramm. Zu den Bewertungskriterien zählten Geschmack, Geruch, Aussehen, Mundgefühl, Nährwerte sowie der Schadstoffgehalt.
Bei der sensorischen Bewertung schnitt ein Großteil der Produkte lediglich mittelmäßig ab. Gründe dafür waren ein fettiger Geruch oder Geschmack, eine brandige Note oder pappige Konsistenz der Gemüsechips. Allerdings gab es auch positive Ausreißer: Drei der getesteten Gemüsechips waren „sehr gut“ im Geschmack, ein Produkt erhielt in dieser Kategorie sogar die Bestnote 1,0.
Dass Gemüsechips leider kein gesunder Ersatz für Kartoffelchips sind, ergab die Nährwertanalyse. So enthalten Gemüsechips viel Salz, Zucker, Fett und Kalorien, wobei die Werte je nach Produkt variieren. Mit bis zu 40 Prozent erreichte der Fettgehalt der Gemüsechips Werte, die deutlich über den meisten Kartoffelchips liegen.
Auch die Prüfergebnisse des Schadstoffgehalts rütteln am gesunden Image der Gemüsechips. Während es den Herstellern von Kartoffelchips mittlerweile recht gut gelingt, den Acrylamidgehalt ihrer Chips auf ein Minimum zu reduzieren, fanden die Prüfer in drei Produkten von Netto, Svenska und Tegut bedenkliche Mengen des möglicherweise krebserregenden und erbgutschädigenden Stoffes. Eine weitere Sorte der Gemüsechips von Tyrells fiel durch die hohe Nitratbelastung ihrer Rote-Bete-Chips auf. Im Körper können aus Nitrat über Nitrit Nitrosamine gebildet werden, die wiederum im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.
Knabberfreunde, die sichergehen möchten, tatsächlich eine (möglichst) gesunde Alternative zu herkömmlichen Kartoffelchips zu verzehren, sollten demnach nicht nur die Produkte mit bedenklichem Schadstoffgehalt vorerst meiden, sondern zusätzlich kritisch die Nährwertangaben vergleichen. Oder vielleicht doch alternativ auf frisches Gemüse mit Dipp umsteigen?
Quellen einblenden
- Stiftung Warentest (2017): Gemüsechips: Kritische Stoffe verderben den Knabberspaß. Online-Artikel vom 29.08.2017
- Stiftung Warentest (2017): Gemüsechips: Kalorienbomben. Pressemitteilung vom 29.08.2017
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 5. Oktober 2017 um 07:04
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