Gesünder und länger leben: Ballaststoffe
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 24. Februar 2011
– Viel mehr als nur Ballast
Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, die viele Ballaststoffe essen, länger leben.
Der Wortbaustein „Ballast“ (überflüssige Ladung, nicht benötigtes Gepäck) verleitet zu der Annahme, dass Ballaststoffe lediglich leeres Füllmaterial in Nahrungsmitteln darstellen – im Gegensatz zu Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten, die dem Körper zur Energiegewinnung, als Energiespeicher und Baustoffe dienen. Auch die wichtigen (teilweise essentiellen) Funktionen von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sind mittlerweile allgemein bekannt. Doch weit gefehlt: Ballaststoffe sind mehr als purer Ballast für den Körper, wie eine Studie aus USA beeindruckend belegt.
Schon länger bekannt ist die verdauungsfördernde, sättigende und blutzuckersenkende Wirkung von Ballaststoffen. In einer Studie wurde nun über einen Zeitraum von neun Jahren untersucht, welche Auswirkung die Aufnahme von Ballaststoffen auf die Lebenserwartung hat. An der Erhebung nahmen insgesamt 219.123 Männern und 168.999 Frauen im Alter von 50-71 Jahren teil. Zu Beginn wurden die Probanden ausführlich über ihre Ernährungsgewohnheiten befragt. Nach einer mittleren Beobachtungsdauer von neun Jahren wurde der Vitalitätsstatus der Probanden, also die Anzahl der inzwischen Verstorbenen einschließlich ihrer Todesursache, ermittelt.
Für die anschließende Auswertung der Daten wurden die Probanden entsprechend ihrer Ballaststoffaufnahme in fünf gleich große Gruppen aufgeteilt. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Sterberisiko in der Gruppe mit der höchsten Ballaststoffaufnahme 22 Prozent geringer war als bei der Gruppe mit der geringsten Aufnahmemenge. Um den Ursachen dieses deutlichen Unterschieds auf die Spur zu kommen, wurde neben dem Gesamtsterberisiko auch die genaue Todesursache der verstorbenen Teilnehmer ermittelt. Hierbei zeigte sich, dass das Risiko für einen Tod infolge von Herz-Kreislauf-, Infektions- und Atemwegserkrankungen bei Männern und Frauen mit der höchsten Ballaststoffaufnahme um 24-56 Prozent bzw. 34-59 Prozent niedriger war als in der Gruppe mit dem geringsten Verzehr. Männer mit einer vergleichsweise hohen Ballaststoffaufnahme verstarben außerdem seltener an Krebserkrankungen.
Allerdings war die mittlere tägliche Ballaststoffaufnahme der Probanden selbst in der höchsten Verzehrsgruppe deutlich geringer als die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Menge. Dies legt – gemeinsam mit einer beobachteten dosisabhängigen Wirkung auf die Lebenserwartung – die Vermutung nahe, dass das gesundheitsfördernde Potential der Ballaststoffe noch nicht ausgeschöpft ist. In dieser Studie traten insbesondere Ballaststoffe aus vollem Getreide bezüglich ihrer günstigen Wirkung hervor. Da Vollkorngetreide gleichzeitig auch reich an B-Vitaminen, Folsäure, Mineralstoffen und Spurenelementen ist, lohnt sich die Entscheidung für solche Getreideprodukte gleich in mehrfacher Hinsicht.
Quelle:
Park Y, Subar AF, Hollenbeck A, et al.: Dietary Fiber Intake and Mortality in the NIH-AARP Diet and Healthy Study. Online-Publikation in Arch Intern Med, Februar 2011.
Zum Thema
- BBC News (11.11.2011): Fibre and whole grains ‚reduce bowel cancer risk‘
- The Telegraph (14.11.2011): High-fibre diet cuts bowel cancer risk by a fifth
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 24. Februar 2011 um 07:59
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