Gesunde Ernährung und Wohlbefinden von Kindern hängen zusammen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 9. März 2018
In einer aktuellen Studie fanden Wissenschaftler einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen der Ernährungsqualität und dem psychosozialen Wohlbefinden jüngerer Kinder. Demnach sind die „gesunden Esser“ unter den Kindern häufiger glücklich und ausgeglichen. Glückliche Kinder wiederum neigen eher dazu, sich gesund zu ernähren.
Das Sprichwort „Essen hält Leib und Seele zusammen“ ist vielen geläufig. Dennoch war bislang wenig darüber bekannt, wie die Ernährung das Wohlbefinden und das Selbstbewusstsein von Kindern beeinflusst und umgekehrt. Diesem Thema widmete sich nun ein europäisches Forscherteam um Prof. Lauren Lissner und deren Doktorandin Louise Arvidsson von der Universität Göteborg (Schweden).
Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler Daten von 7.675 zwei- bis neunjährigen Kindern aus acht europäischen Ländern aus, die gemeinsam mit ihren Eltern an der renommierten IDEFICS-Studie zur Identifikation und Prävention von ernährungs- und lebensstilbedingten Gesundheitseffekten teilnehmen. Zu Beginn der Studie und nach zwei Jahren füllten die Eltern einen Verzehrshäufigkeiten-Fragebogen mit 43 Lebensmitteln aus. Außerdem beantworteten sie Fragen des KINDL®-Fragebogens zum psychosozialen Wohlbefinden ihres Kindes (hierzu zählten das Selbstvertrauen und die Beziehung zu den Eltern) und zusätzlich Fragen des SDQ-Fragebogens (Fragebogen zur Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten und -stärken von Kindern und Jugendlichen) zu emotionalen Problemen und Konflikten mit Gleichaltrigen. In den Studienzentren wurden die Größe und das Gewicht der Kinder bestimmt, woraus im Anschluss der Körpermasseindex (BMI) berechnet wurde. Zur Bestimmung des Gewichtsstatus wurden alters- und geschlechtsspezifische Normwertkurven hinzugezogen.
Aus den Angaben der Eltern zum Verzehr von zucker- und fettreichen Lebensmitteln, Fisch, Vollkornprodukten sowie Obst und Gemüse berechneten die Wissenschaftler einen Score für die Befolgung der Empfehlungen für eine gesunde Ernährung (englisch: HDAS, „Healthy Dietary Adherence Score“).
„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine gesunde Ernährung das Wohlbefinden von Kindern beeinflussen kann,“ fasst Doktorandin Louise Arvidsson zusammen. So hatten Kinder mit einer gesünderen Ernährungsweise (höherer HDAS-Wert) bei der ersten Erhebung zwei Jahre später ein besseres Selbstvertrauen (Odds Ratio 1,2, 95%-Konfidenzintervall 1,0-1,4), weniger emotionale Probleme (Odds Ratio 1,2, 95%-Konfidenzintervall 1,1-1,3) und weniger Probleme mit Gleichaltrigen (Odds Ratio 1,3; 95%-Konfidenzintervall 1,2-1,4). Diese Ergebnisse waren unabhängig vom sozioökonomischen Status und dem Körpergewichtsstatus der Kinder.
Ein genauerer Blick auf die einzelnen Komponenten einer gesunden Ernährung offenbarte einen Zusammenhang zwischen dem Obst- und Gemüseverzehr und allen Indikatoren des Wohlbefindens. Die Einhaltung der Empfehlungen zum Fischverzehr war mit einem besseren Wohlbefinden der Kinder und dem Ausbleiben von emotionalen Problemen sowie Problemen mit Gleichaltrigen assoziiert und auch der Verzehr von Vollkornprodukten korrelierte mit geringeren Problemen mit Gleichaltrigen.
Darüber hinaus berichten die Wissenschaftler auch von Zusammenhängen in der umgekehrten Richtung, also zwischen dem Wohlbefinden zum Zeitpunkt der Ersterhebung und der Ernährungsqualität in der Folgeerhebung: Kinder mit einem höheren Selbstvertrauen hatten zwei Jahre später einen höheren HDAS-Wert (Odds Ratio 1,1, 95%-Konfidenzintervall 1,0-1,3) und verzehrten weniger Zucker (Odds Ratio 1,2, 95%-Konfidenzintervall 1,1-1,4). Ein gutes Verhältnis zu den Eltern und Gleichaltrigen war mit einem empfehlungsgemäßen Obst- und Gemüseverzehr assoziiert (Odds Ratio Eltern 1,2, 95%-Konfidenzintervall 1,0-1,3 bzw. Odds Ratio Gleichaltrige 1,2, 95%-Konfidenzintervall 1,1-1,4) und weniger emotionale Probleme korrelierten mit einer geringeren Fettaufnahme (Odds Ratio 1,2, 95%-Konfidenzintervall 1,0-1,4), insbesondere hinsichtlich gesättigten Fetten.
„Obwohl es den Rahmen der vorliegenden Studie sprengen würde, Schlussfolgerungen über die Mechanismen zu ziehen, die Ernährung und Wohlbefinden verbinden, könnte man vermuten, dass Omega-3-Fettsäuren und der Mikronährstoffgehalt der Nahrung sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Artikel , der aktuell in der Fachzeitschrift „BMC Public Health“ veröffentlicht wurde. Sie empfehlen, den positiven Einfluss einer gesunden Ernährung auf das kindliche Wohlbefinden „in zukünftigen Studien über das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern mit zu berücksichtigen“.
Quellen einblenden
- L. Arvidsson, G. Eiben, M. Hunsberger et al. (2017): Bidirectional associations between psychosocial well-being and adherence to healthy dietary guidelines in European children: prospective findings from the IDEFICS study. BMC Public Health 17, Seite 926 ff.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 9. März 2018 um 12:43
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Es ist etwas traurig, dass man über solche Statements wie eine große, neue Entdeckung Lesen muss. Durch die beschleunigte Gesellschaft bleibt einem selbst immer weniger Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Dabei ist das ganze doch so einfach, gut Essen, gut Schlafen, gut Lernen, gut Sport treiben und eigentlich gibt es nicht viel, dass einem gefährlich werden kann. Dass das gleiche auch für Kinder zutrifft ist ja wohl selbstverständlich.
Aus eigener Erfahrung kann ich es bestätigen, gesunde Ernährung unterstützt das Glücklichsein unserer Kinder. Ein ausgeglichenes Kind das sowohl körperlich als auch psychisch gefördert wird, glücklicher. Deshalb ist bewusste Ernährungsweise der Eltern für die Zukunft des Kindes so wichtig. Letztendlich bringen wir den Kindern das Leben Schritt für Schritt bei. Sie bewundern uns und werden uns in vielen Fällen nachmachen. Was wir ihnen vorleben wird ihr Leben beeinflussen. Selbst sowas banales wie das Trinken von Wasser anstelle von Zuckerhaltigen Getränken ist bei vielen Familien ein großes Thema. Ich kenne leider einige Erwachsene Menschen, welche den Unterschied zwischen Wasser und Limo nicht wirklich verstehen oder einfach nicht verstehen wollen. Aufklärung der Eltern könnte die Zukunft vieler Kinder positiv beeinflussen.