Grüner Tee – warum er als gesund gilt und wer beim Verzehr aufpassen sollte

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 28. Februar 2012

Teeplantage in Malaysia

© malias

Gegen den Durst und zum Genießen: Grüner Tee befriedigt beide Ansprüche. Das leicht bittere, fruchtig riechende Getränk kann durch die Beigabe von Zitronensaft, Zimt oder Pfefferminze aromatisiert werden. Aber auch pur schmeckt grüner Tee vorzüglich – vorausgesetzt er wird richtig zubereitet.

Das A und O beim Aufbrühen sind die richtige Dosierung (bei losem Tee etwa ein Teelöffel pro Tasse), die Temperatur des Teewassers und die Aufbrühzeit. Je nach Sorte und Gehalt an Bitterstoffen sollte die Wassertemperatur zwischen 60 und 90 °C liegen. Auf keinen Fall eignet sich kochendes Wasser, da der Tee sonst überaus bitter schmeckt. 30 Sekunden bis eine Minute sind ausreichend, um das Getränk aufzubrühen.

Grüner Tee wird als sehr gesund eingestuft. Ohne Zucker zubereitet ist er ein praktisch kalorienfreies Getränk und trägt als solches erst einmal zur Flüssigkeitsaufnahme bei. Die traditionelle chinesische Medizin misst grünem Tee zahlreiche Vorteile bei. Er soll nicht nur Kopfschmerzen, sondern Schmerzen jeglicher Art lindern, für eine gute Verdauung sorgen, bei Depressionen helfen, „entgiften“ und Energie spenden sowie ein langes Leben bescheren.

Drei wesentliche Bestandteile sind in den Blättern enthalten, die pharmakologische Effekte entfalten können: Purinalkaloide, ätherische Öle und Polyphenole. Bei den Purinalkoloiden handelt es sich vor allem um Koffein und Theophyllin. Koffein erhöht die Wachheit und die Konzentration, indem es das zentrale Nervensystem stimuliert. Theophyllin kann in geringem Maß die Muskelkontraktilität beeinflussen. So entspannt es z. B. die Bronchialmuskeln und stimuliert darüber hinaus die Atmung. Außerdem erweitert es die Gefäße und wirkt harntreibend und zwar stärker als Koffein. Die ätherischen Öle, denen eine Verbesserung der Verdauung zugeschrieben wird, sind sehr flüchtig und verdampfen daher nach kurzer Zeit. Auch aus diesem Grund sollte die Aufbrühzeit nicht unnötig überzogen werde. Polyphenole machen 20-45 Prozent des grünen Tees aus. Davon sind 60-80 Prozent sogenannte Katechine (Gerbstoffe) darunter in der Hauptsache das Epigallokatechin-Gallat (EGCG). Polyphenole wirken wohl auf vielfältige Weise: Sie sollen Entzündungen verhindern, Krebs vorbeugen und Bakterien abwehren können. Auch für eine herzschützende Wirkung gibt es Hinweise.

Wie sollten Sie grünen Tee trinken, um optimal von seiner gesundheitsfördernden Wirkung zu profitieren?

  • wahrscheinlich mind. zwei Tassen pro Tag für eine herzschützende Wirkung, zur Krebsvorbeugung möglicherweise mehr,
  • ohne Milch – diese schränkt zwar nicht die Aufnahme, aber wahrscheinlich die Wirkung der Katechine ein,
  • vorzugsweise zwischen den Mahlzeiten & evtl. mit Zitronensaft – da die Polyphenole so die Eisenaufnahme weniger beeinträchtigen,
  • nicht-aromatisierten Tee bevorzugen – gerade in fertig aromatisierten Tees können nach Ergebnissen des Verbrauchermagazins Ökotest erhöhte Pestizid-Gehalte vorliegen.

Hergestellt wird Tee vor allem in China und Japan. Grüner Tee und schwarzer Tee sind sich übrigens gar nicht so unähnlich. Der Unterschied liegt in der Herstellungsmethode.

Teeherstellung

Zunächst einmal werden für beide Teesorten Blätter der Pflanze Camellia sinensis verwendet. Während man diese bei grünem Tee erst welken lässt, sie anschließend mit Wasserdampf behandelt, dann „rollt“ (Zerkleinern und Drehen) und sie schließlich endgültig trocknet, durchlaufen die Blätter, aus denen später schwarzer Tees werden soll, keine Dampfbehandlung und werden nach dem Rollen fermentiert. Dabei werden spezielle Enzyme in den Blättern aktiv, die sogenannten Polyphenoloxidasen, die bestimmte Pflanzeninhaltsstoffe, Flavonoide, zu komplexer aufgebauten Substanzen wie Theaflavinen umwandeln. Diese Stoffe sorgen u. a. dafür, dass der schwarze Tee schwarz ist und nicht grün.

Wann sollten Sie sich beim Verzehr von grünem Tee eher zurückhalten?

  • bei eingeschränkter Nierenfunktion: Die Teepflanze ist sehr Aluminium-haltig und das Metall könnte bei einer eingeschränkten Nierenfunktion im Körper angereichert werden.
  • bei einer Anämie: Die im Tee enthaltenen Polyphenole können die Eisenaufnahme hemmen.
  • bei Herzproblemen: Koffein steigert die Herzfrequenz und erhöht dadurch den Sauerstoffverbrauch. In der Folge steigt die Gefahr für Durchblutungsstörungen.

Grünen Tee mit Vorsicht genießen sollten Schwangere und Stillende wegen der Wirkung des Koffeins (nicht mehr als ein bis zwei Tassen pro Tag). Menschen, die Medikamente einnehmen, sollten ebenfalls vorsichtig sein, da der diuretische Effekt des Theophyllins die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen kann.

Quellen einblenden

  • Schneider C, Serge T: Green Tea: Potential Health Benefits. American Family Physician 2009;79(7): 591-594
  • Cabrera C, Artacho R, Giménez R: Beneficial Effects of Green Tea—A Review: Journal of the American College of Nutrition 2006;25(2):79-99
  • Ökotest (27.01.2012): Grüner Tee. Rot für grün.

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verfasst von am 28. Februar 2012 um 09:44

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3 Kommentare zu “Grüner Tee – warum er als gesund gilt und wer beim Verzehr aufpassen sollte”

  1. Marina Müller sagt:

    Grüner Tee ist so lecker und dazu noch gesund. Ich trinke täglich zwei Tassen grünen Tee und kann dies nur empfehlen. Sehr guter Beitrag. Vielen Dank.

  2. Ein sehr interessanter Bericht und ein sehr informativer Blog, vielen Dank für das geballte Wissen 🙂

    Björn Pardau

  3. Christoph sagt:

    Sehr interessanter und sehr genau recherchierter Artikel! Ich kann für mich vor allem die Hinweise bzgl. Aufbrühzeit mitnehmen, da habe ich bis jetzt nihct so darauf geachtet.

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