Höhere Schlaganfallrate nach Zeitumstellung in Finnland
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 6. April 2016
Nicht immer wird eine politisch angeordnete Maßnahme ihrem hehren Ziel gerecht. Beispielsweise ist der Beitrag der alljährlich anstehenden Zeitumstellung zur Energieersparnis mittlerweile stark umstritten. Abgesehen von individuellen Unannehmlichkeiten, die die Zeitumstellung mit sich bringen kann, mehren sich außerdem Hinweise auf konkrete gesundheitliche Schäden, die in Zusammenhang zur Zeitumstellung stehen.
Die finnische Studie, von deren Ergebnisse wir hier berichten, ist ein Beispiel hierfür. „Frühere Studien haben gezeigt, dass Unterbrechungen des circadianen Rhythmus‘ [24-Stunden-Rhythmus], auch innere Uhr genannt, das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall erhöhen“, erläutert der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Jori Ruuskanen von der Universität Turku den Ausgangspunkt der Studie. „Daher wollten wir herausfinden, ob auch die Zeitumstellung die Leute einem Risiko aussetzt.“ Für ihre Studie verglichen die Wissenschaftler Schlaganfallraten in der Woche unmittelbar nach der Zeitumstellung und den zwei Wochen davor und danach. Für die Studie verwendeten sie Krankenhausdaten von ganz Finnland aus den Jahren 2004 bis 2013.
In den beiden Tagen nach der Zeitumstellung war das Schlaganfallrisiko während des Untersuchungszeitraums statistisch signifikant um acht Prozent erhöht. Wurde jedoch die gesamte darauffolgende Woche betrachtet, so schwächte sich dieser Effekt ab (Erhöhung um drei Prozent) und war nicht mehr länger statistisch signifikant. Interessanterweise schienen Frauen stärker auf die Zeitumstellung zu reagieren als Männer, obwohl das Grundrisiko an einem Schlaganfall zu erkranken für beide Geschlechter in Finnland vergleichbar ist. Auffallend waren ebenfalls höhere Schlaganfallraten bei Krebspatienten (Anstieg um 25 Prozent) und Senioren über 65 Jahren (Anstieg um 20 Prozent) in den ersten beiden Tagen nach der Zeitumstellung.
Die Daten unterstützen die Vermutung, dass das Schlaganfallrisiko auch kurz nach der Zeitumstellung erhöht ist. Allerdings fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zur Mortalität: In der Woche nach der Zeitumstellung verstarben nicht mehr Menschen als gewöhnlich an den Folgen eines Schlaganfalls. „Weitere Studien müssen nun durchgeführt werden, um den Zusammenhang zwischen diesen Umstellungen und dem Schlaganfallrisiko besser zu verstehen“, unterstreicht Ruuskanen, „und um herauszufinden, ob sich dieses Risiko verringern lässt.“
Quellen einblenden
- C. Dick-Pfaff (2016): Mehr Schlaganfälle nach Zeitumstellung. Wissenschaft aktuell, Online-Artikel vom 01.03.2016.
- J. O.T. Sipilä, J. Ruuskanen, P. Rautava, V. Kytö (2016): Daylight saving time transitions, incidence and in-hospital mortality of ischemic stroke. Abstract für die 68. Jahresversammlung der American Academy of Neurology in Vancouver (Kanada) vom 15. bis 21. April 2016
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 6. April 2016 um 07:24
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