Hungernde Mütter bekommen häufiger Mädchen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Mittwoch, 23. Mai 2012
In knappen Zeiten kommen mehr Mädchen zur Welt. Dies wird bereits seit Längerem vermutet. Eine aktuelle Auswertung in China bestätigt die Annahme.

Während einer Hungersnot in China zwischen 1959 und 1961 kamen verhältnismäßig mehr Mädchen zur Welt als vorher oder hinterher. So lautet das Ergebnis einer Studie die von Shige Song vom Queens College and Cuny Institute of Demographic Research (USA) veröffentlicht wurde.
Für die Studie wurden die Daten zu Geburten von 310.101 chinesischen Frauen zwischen 1929 und 1982 ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass sich ein Jahr nach Beginn der großen Hungersnot (ab April 1960) das Geschlechterverhältnis der Neugeborenen deutlich zugunsten der Mädchen verschob. Nach der überstandenen Hungerkrise nahm der Anteil der Jungen bei den Geburten rasant zu, so dass im Oktober 1993 (ca. zweieinhalb Jahre nach der Hungerkrise bei den Geburten) wieder ein ähnliches Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen wie vor der Hungersnot vorlag.
Warum werden während Hungersnöten mehr Mädchen geboren? Diese Frage konnte bislang nicht beantwortet werden. Möglicherweise entstehen bei einer Hungersnot am Anfang der Schwangerschaft mehr weibliche Embryonen im Mutterleib oder die männlichen Embryonen und Föten überleben im weiteren Schwangerschaftsverlauf seltener. Offen bleibt außerdem, welche Bedeutung die Evolution bei dieser Entwicklung hat. Eine Theorie besagt, dass Jungen generell anspruchsvoller seien als Mädchen und deshalb in schweren Zeiten schlechter überleben.
Quelle:
S. Song (2012): Does famine influence sex ratio at birth? Evidence from the 1959-1961 Great Leap Forward Famine in China. Proceedings of The Royal Society B. Online-Vorabveröffentlichung.
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 23. Mai 2012 um 07:34
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