Im Test: Preiselbeeren aus dem Glas
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 16. Dezember 2021
Was wären Wintergerichte wie Wild, Gans, gebackener Camembert oder das Birnendessert ohne Preiselbeeren? Auf Initiative des Radiosenders WDR5 hat eine Expertenrunde verschiedene Produkte getestet – mit sehr gemischten Ergebnissen.
Die mit den Heidelbeeren verwandten Preiselbeeren wachsen als Wildfrüchte vor allem in Nordeuropa. Da die Früchte roh sehr bitter sind, werden sie im Supermarkt meist gekocht, gesüßt und konserviert im Glas angeboten. Doch wie gut schmecken die dort angebotenen Produkte?
Auf Bitte des WDR5 haben ein Obstbauexperte, eine Vertreterin des Vereins Slow Food sowie ein Ernährungsexperte die sensorische Qualität von neun Produkten bewertet. Für die Verkostung hatte der Radiosender ausschließlich Produkte mit Früchten aus Wild- oder Waldpreiselbeeren ausgewählt. Drei Preiselbeergläser waren in Bio-Qualität. Die Preisspanne der Gläser war enorm: Die Eigenmarken der Supermärkte waren bereits ab 0,32 Euro pro 100 Gramm erhältlich. Dieselbe Menge des teuersten Produkts, einer Wildpreiselbeerensoße, kostete stolze 2,23 Euro.
Während der Verkostung vergaben die Experten für jedes Produkt zwischen einem Punkt (ungenügend) und 10 Punkten (sehr gut). Die Hälfte des Gesamturteils bildete der Geschmack, die andere Hälfte setzte sich aus den Kriterien Aussehen, Geruch und Konsistenz zusammen.
Die Beurteilungen der Probierrunde fielen sehr gemischt aus. Zwei Produkte erhielten das sensorische Gesamturteil „gut“ (8,2 Punkte) und waren damit den Idealvorstellungen der Experten am nächsten. Testsieger war das Wildpreiselbeerenkompott von D’arbo. Das Produkt aus dem mittleren Preissegment überzeugte durch seinen „angenehm fruchtig frischen Geschmack, das schöne Zucker-Säure-Verhältnis, die erkennbaren Beeren und die schöne Konsistenz“. Auf die beiden mit „gut“ bewerteten Preiselbeer-Kompotte folgten zwei „befriedigende“ Konserven, darunter eines der günstigsten Produkte im Test (Gut + Günstig/Edeka Wildpreiselbeeren, 7,9 Punkte) sowie ein Bio-Produkt (Alnatura Wildpreiselbeeren, 6,1 Punkte). Die sensorische Qualität der restlichen fünf Produkte stuften die Prüfer als „ausreichend“ ein. Das Schlusslicht aller Produkte bildete mit 4,8 Punkten ausgerechnet das teuerste Produkt der Stichprobe. Zu den Kritikpunkte der mit „ausreichend“ bewerteten Produkte zählte der süße und zu flache Geschmack, die nicht ausreichende fruchtige Note sowie ein marmeladig pappiges Mundgefühl.
Woran lässt sich ein sensorisch gutes Produkt im Supermarkt erkennen? Als Hinweis kann die Deklaration als Preiselbeer-„Kompott“ dienen, denn so wurden nur die beiden besten Produkte des Tests bezeichnet. Ihre Konsistenz war nicht zu flüssig und auch nicht pappig.
Und wie ist es um die inneren Werte bestellt? Preiselbeeren werden zwar zuweilen als Superfood bezeichnet, ihr Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen ist allerdings verglichen mit anderen Beeren eher bescheiden. Hinzu kommen die Zugabe von Zucker/Süßungsmitteln, Wasser sowie Gelier- und/oder Verdickungsmitteln bei der Konservierung. Hierdurch sinkt der Anteil wertgebender Inhaltsstoffe noch einmal deutlich. Der herb-saure Geschmack weist dagegen auf den hohen Anteil an Fruchtsäuren hin. Außerdem enthalten Preiselbeeren sekundäre Pflanzenstoffe, denen zahlreiche positive gesundheitliche Effekte zugeschrieben werden.
Quellen einblenden
- S. Müller (2021): Preiselbeeren im Test. Onlineartikel vom 06.11.2021
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 16. Dezember 2021 um 10:32
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