Investitionen, die sich auszahlen
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Donnerstag, 27. Februar 2014
Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und konstruktive Stressbewältigungsstrategien fördern auch auf längere Sicht die körperliche Fitness und die eigene Gesundheit. So lautet das Ergebnis einer 18 Jahre dauernden Studie aus Bad Schönborn.

Kann man vorhersagen, wie gesund und fit ein Mensch in fast 20 Jahren sein wird? Diese spannende Frage stellte sich eine Gruppe von deutschen Wissenschaftlern aus vier verschiedenen süddeutschen Universitäten. Im Rahmen einer Längsschnitterhebung, die von 1992 bis 2010 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durchgeführt wurde, arbeiteten sie an der Beantwortung dieser Frage.
1992 wurden 243 Frauen und 252 Männer im Alter von 45 Jahren über das Einwohnerverzeichnis der Gemeinde Bad Schönborn ausgewählt und zur Teilnahme an der Studie eingeladen. Alle Teilnehmer füllten einen Fragebogen aus, wurden anthropometrisch und medizinisch untersucht und unterzogen sich einem Fitnesstest. Ihr Gesundheitszustand wurde anhand des BMI, dem Taille-Hüft-Verhältnis, dem Blutdruck sowie Cholesterin- und Harnsäurewerten beurteilt. Um die Veränderung der Gesundheit und der körperlichen Fitness im Zeitverlauf zu untersuchen, wurde die Erhebung 1997, 2002 und 2010 wiederholt.
Mit einem vierstufigen biopsychosozialen Modell untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang und die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen gesundheitsrelevanten Faktoren. Sie berücksichtigen das Umfeld der Probanden (Migrationshintergrund, sozioökonomischer Status), persönliche Faktoren (soziale Unterstützung, Stressbewältigungsstrategien, Kohärenzgefühl und Konsequenzerwartung), Verhaltensfaktoren (körperliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten, Rauchen) und schließlich die physische Fitness und Gesundheit. Physische Fitness und Gesundheit standen dabei im Mittelpunkt ihres Interesses.
Ausgehend von der Frage, welchen Einfluss die untersuchten Variablen auf die physische Fitness und Gesundheit zu Studienbeginn hatten, näherten sich die Wissenschaftler schrittweise dem letzten Untersuchungstermin. Zunächst einmal stellten sie fest, dass Faktoren von allen Ebenen ihres Modells mit der Gesundheit und der körperliche Fitness der Probanden zu Studienbeginn assoziiert waren. Dies galt für einen Migrationshintergrund ebenso wie für den sozioökonomischen Status der Probanden, ihre Stressbewältigungsstrategien, Konsequenzerwartung, Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Manche Faktoren wirkten sich direkt auf die Gesundheit und die Fitness aus, andere indirekt, indem sie dazwischengeschaltete Größen veränderten. Zu den indirekten Einflussfaktoren zählte beispielsweise der sozioökonomische Status der Probanden, welcher sich auf ihre Stressbewältigungsstrategien auswirken kann und darüber die Ernährungsgewohnheiten beeinflusst.

Und nach 18 Jahren? Hier stellten die Wissenschaftler fest, dass die Ernährung und körperliche Bewegung zu Studienbeginn sich günstig auf die Fitness während der folgenden fast zwanzig Jahre auswirkte. „Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, wie wichtig es ist, gesundheitsfördernde Gewohnheiten bereits im frühen Erwachsenenalter zu erwerben„, erklärt der an der Studie beteiligte Professor Alexander Woll vom Institut für Sport und Sportwissenschaft. Er empfiehlt, den Fokus von Präventionsmaßnahmen auf diesen Bereich zu lenken. Denn gerade die anfänglichen Gewohnheiten, die Ernährung und körperliche Betätigung betreffen, beeinflussen langfristig den Verlauf der physischen Fitness und der Gesundheit.
Durch die Studie wurden neue Erkenntnisse gewonnen, es bleiben aber auch noch viele Fragen unbeantwortet. Die Wissenschaftler hoffen durch differenziertere Betrachtungen weitere Erklärungen für den Zusammenhang zwischen gesundheitsrelevanten Faktoren und der körperlichen Fitness und Gesundheit im Lebenslauf zu gewinnen.
Quelle:
L. Lämmle, D. Jekauc, A. Woll, S. Tittlbach, K. Bös (2013): Does initial behavior predict our physical fitness and health 18 years later? Psychology of Sport and Exercise, Online-Vorabveröffentlichung
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 27. Februar 2014 um 07:09
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