Jodversorgung der Bevölkerung möglicherweise rückläufig
Autor/in: Sabrina Rauth,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Freitag, 24. Februar 2012
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) äußert Bedenken zur Jodversorgung der Deutschen. Da der Verzehr von Jodsalz tendenziell rückläufig sei, könnte eine zukünftige Unterversorgung nicht generell ausgeschlossen werden. Das BfR überlegt vor diesem Hintergrund, einen erhöhten Jodgehalt des Salzes zu empfehlen oder einen breiteren Einsatz von jodiertem Speisesalz zu fördern.
Auf einen Rückgang der Jod-Versorgung weist z. B. die DONALD-Studie des FKE Dortmund an Kindern und Jugendlichen hin. Die schlechtere Versorgung könnte auf sinkende Jod-Gehalte in gefertigten Lebensmitteln (1) zurückgehen. Für Erwachsene liegen zurzeit keine aktuellen Daten zur Versorgungslage vor.
Deutschland galt – wie viele andere Länder auch – lange Zeit als Jodmangelgebiet, weshalb Jod hier seit den 1980er Jahren in der Nahrung ergänzt wird. Heute liegt in Deutschland nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation kein Jodmangel mehr vor. Da die Versorgungslage jedoch immer noch nicht bestmöglich sei, raten Experten weiterhin zu einer Jod-Supplementierung. In diesem Rahmen wird neben Speisesalz auch Tierfutter mit Jod angereichert.
Lebensmittel (100 g) | Jodgehalt (μg) |
---|---|
Kabeljau | 275 |
Thunfisch | 186 |
Matjes | 62 |
Hartkäse (20% i. Tr. | 52 |
Teewurst | 43 |
Pilze, gegart | 20 |
Kuhmilch | 12 |
Quark | 10 |
Hühnerei | 9 |
Rindfleisch | 3 |
Tabelle: Jodgehalt von Lebensmitteln. Zum Vergleich: 100 g jodiertes Speisesalz enthalten 2500 μg Jod. Die Zufuhrempfehlung für Jugendliche und Erwachsene liegt bei 200 μg/d.
Eine Jod-Überdosierung ist dabei nach Ansicht der Fachgesellschaften bei Aufnahme physiologischer Jodmengen in aller Regel auszuschließen. Erst wenn ein Vielfaches der empfohlenen Jodmenge aufgenommen wird, sei mit nachteiligen Auswirkungen auf die Schilddrüse zu rechnen.
Eine überarbeitete Stellungnahme zum Thema Jodprophylaxe wird das BfR nach eigenen Aussagen erst nach Abschluss und Veröffentlichung der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS) herausbringen.
(1) Jodsalz-Verwendung. Industrie: aktuell 26 Prozent (im Jahr 2004 noch 30 Prozent), Bäckereien und Fleischereien: 60-85 Prozent.
Leckere Rezepte mit Fisch finden Sie in unserer Rezeptsammlung.
Quellen einblenden
- BfR (7.2.2012): Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jogmangelvorsorge
- BfR (26.10.2011): 6. Sitzung der BfR-Kommission für Ernährung, diätetische Produkte, neuartige Lebensmittel und Allergien
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a. d. Weinstraße, 1. Auflage, 3. vollständig durchgesehener und korrigierter Nachdruck (2008)
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verfasst von Sabrina Rauth am 24. Februar 2012 um 07:29
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Hat vielleicht Jemand aus der BfR-Riege mal darüber nachgedacht, dass es mittlerweile zahlreiche Schilddrüsenerkrankte gibt, die auf Jod verzichten müssen??? Ein Rückgang ist daher wohl recht gut zu erklären.
Für Jemanden, der wie ich an einer Autoimmunerkrankung der SD leidet und Jod dringend vermeiden muss, ist es alles Andere als einfach noch Lebensmittel zu finden, die nocht mit Jod angereichert sind.
Jod ist in meinem Fall (und in vielen anderen auch – z.B. Morbus Basedow und Morbus Hashimoto) absolutes Gift!
Daher bitte erst mal prüfen, welche Ursache die Rückläufigkeit hat, bevor man schnell eine Statistik ins Land wirft und entsprechende Konsequenzen zieht!
Noch dazu, weil viele Lebensmittel, Getränke, Medikamente nicht ausdrücklich aufweisen, wenn sie Jod enthalten, was zu lebensgefährlichen Reaktionen des Körpers führen kann, wenn Kranke diese unwissend zu sich nehmen.