Kältewelle macht südliches Gemüse teurer
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Montag, 20. Februar 2017
Ungünstige Witterungsbedingungen in Spanien und Italien verursachen Ernteausfälle und deutlich höhere Preise für Eisbergsalat, Zucchini, Brokkoli und Co. Preissensible Konsumenten können auf regionales Lagergemüse wie Weißkohl oder Möhren ausweichen.
Was hat Deutschland mit Überschwemmungen und Frost in Spanien und unter Schnee und Eis zusammengebrochenen Plastiktunneln auf süditalienischen Gemüsefeldern zu tun? Eine ganze Menge. Denn fast zwei Drittel des hierzulande konsumierten Gemüses (3,3 Millionen Tonnen) stammen aus dem Ausland, Spanien ist nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) der wichtigste Gemüselieferant im Winter. Auch aus Italien wird Gemüse nach Deutschland importiert.
Durch die ungewöhnliche Schlechtwetter- und Kältewelle in Südeuropa sind die Preise für einige Gemüsesorten spürbar gestiegen. Hinzu kommt die schlechtere Qualität der erhältlichen Ware, sodass mehr kostspielige Zeit für die Aufbereitung des Gemüses investiert werden muss. Bereits im Großhandel sind Verteuerungen um 100 Prozent und mehr derzeit keinesfalls ungewöhnlich, weiß Marc Wermelinger, Geschäftsführer des Verbands des Schweizer Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels (Swisscofel). Dementsprechend sind auch die Preise in den Supermärkten angestiegen. Während die Schweizer Konsumenten eine vergleichsweise hohe Schmerzgrenze in Bezug auf Lebensmittelpreise haben, gelten deutsche Verbraucher als besonders preissensibel. Kostete ein Kopf Eisbergsalat in Deutschland laut AMI Ende Januar 2016 rund 65 Cent, so sind es dieses Jahr zum selben Zeitpunkt sage und schreibe 2 Euro. Der Preis für Brokkoli hat sich verglichen mit dem Vorjahr gerade verdreifacht, bei Zucchini sieht es kaum besser aus. Die Gemüseknappheit wird nicht nur an höheren Preisen sichtbar. „Die Konsumenten kommen darüber hinaus nicht in den Genuss von Aktionen, weil es an den erforderlichen Mengen fehlt“, erläutert Wermelinger.
Wie lange das hohe Preisniveau für Eisbergsalat, Brokkoli, Zucchini, Tomaten und Co. anhält, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Experten rechnen damit, dass das Gemüse auch in den nächsten Monaten teuer bleiben wird. Durch die ungünstigen Witterungsbedingungen werden junge Triebe zerstört und eine neue Aussaat verhindert. „Eine Entspannung in Süditalien ist nicht in Sicht, solange die Temperaturen am Tag unter 10 bis 12 Grad und in der Nacht unter 3 bis 4 Grad liegen“, meint Wermelinger. Auch für Spanien sei „keine rasche Erholung der Angebotssituation“ in Sicht.
Preisbewussten Verbrauchern wird daher empfohlen, auf regionale Gemüsesorten auszuweichen, die im Herbst in Deutschland geerntet werden, zum Beispiel Möhren, Weißkraut, Sellerie, Chinakohl und Zwiebeln. Dieses Lagergemüse ist derzeit teilweise sogar günstiger zu haben als im Vorjahreszeitraum. So ist der Preis für Möhren um 7 Prozent und für Weißkohl sogar um 24 Prozent gesunken. Auch Champignons sind derzeit vergleichsweise günstig.
Quellen einblenden
- M. Gassmann, R. Mayer (2017): Kältewelle – jetzt wird bei uns das Gemüse teurer. Welt N24, Onlineartikel vom 26.01.2017
- WDR (2017): Gemüsepreise: Teure Zucchini, günstiger Kohl. Onlineartikel vom 08.02.2017
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 20. Februar 2017 um 07:27
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