Kampf gegen die süße Versuchung: Kinder mit Übergewicht profitieren mehrfach vom Zuckerverzicht

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 26. November 2015

Kalorie ist nicht gleich Kalorie – wichtig ist auch ihre Herkunft. Durch den Verzicht auf Zucker verbessern sich innerhalb von wenigen Tagen Blutdruck, Cholesterinwerte, Blutzucker, Insulinspiegel und Leberfunktion von Kindern mit einem metabolischen Syndrom.

Schon Kinder sind von Fettleibigkeit (Adipositas) betroffen. Häufig gesellen sich weitere gesundheitliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und hohe Blutzuckerwerte oder/und eine Insulinresistenz hinzu. Treten drei dieser vier Parameter gleichzeitig auf, wird dies als metabolisches Syndrom bezeichnet. Bei Menschen mit einem metabolischen Syndrom ist die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders hoch.

Generell wird davon ausgegangen, dass sich durch eine Gewichtsabnahme auch die anderen Komponenten des metabolischen Syndroms zum Positiven verändern. Allerdings ist eine Gewichtsabnahme auch für Kinder alles andere als ein Zuckerschlecken. Wissenschaftler der Universität von Kalifornien haben daher untersucht, wie sich eine alleinige Ernährungsumstellung auf den Blutdruck, die Cholesterinwerte und den Blutzuckerstoffwechsel von 43 neun- bis 18-jährigen Kindern und Jugendlichen mit einem metabolischen Syndrom auswirkt. Während der Studienphase wurden die Probanden instruiert, einen Großteil ihrer Aufnahme an zuckerhaltigen Lebensmitteln durch stärkehaltige Lebensmittel ersetzen. Um eine Verfälschung der Ergebnisse durch eine Gewichtsabnahme auszuschließen, sollten die Probanden weiterhin ebenso viel Energie zu sich nehmen wie vor Beginn der Studienphase, allerdings bei veränderter Lebensmittelauswahl. Konkret bedeutet dies, dass zuckerreiche Snacks, süßes Gebäck und Süßigkeiten gemieden werden sollten. Bei Kindern beliebte Speisen wie Pizza, Hot Dogs oder auch Chips waren dahingegen weiterhin erlaubt. Obst durften die Kinder, trotz des darin enthaltenen Fruchtzuckers, unverändert essen.

Trotz der kurzen Interventionsphase von lediglich neun Tagen zeigte die Ernährungsumstellung deutliche Wirkungen, wie der an der Studie beteiligte Professor Jean-Marc Schwarz berichtet: „Nachdem wir den Zucker beseitigt hatten, begannen die Kinder, auf ihr Sättigungsgefühl zu reagieren. Sie sagten, es fühlte sich nach viel mehr Essen an, obwohl sie dieselbe Menge an Kalorien aufnahmen, nur mit deutlich weniger Zucker.“ Zugleich sank der diastolische Blutdruck der Teilnehmer um durchschnittlich 5 mmHg und das LDL-Cholesterin um 0,3 mmol/Liter. Außerdem verbesserten sich der Glukosestoffwechsel und die Leberfunktion der Probanden. Obwohl eigentlich vorgesehen war, dass die Probanden während der Studie nicht an Gewicht abnahmen, hatten sie im Mittel knapp ein Kilogramm abgenommen. Daher werteten die Wissenschaftler die Daten der zehn Probanden, die nicht abgenommen hatten, noch einmal getrennt aus – mit konsistentem Ergebnis.

Allerdings war die Anzahl der Probanden in dieser Studie verhältnismäßig gering und nur die kurzfristigen Effekte der Zuckerreduktion (von 28 Prozent der Gesamtenergie auf 10 Prozent) wurden untersucht. Dennoch sind die an der Studien beteiligten Forscher davon überzeugt: „Eine Kalorie ist nicht gleich eine Kalorie.“ Koautor Dr. Robert Lustig vom Benioff Children’s Hospital San Francisco erläutert: „Woher die Kalorien kommen, bestimmt, wohin im Körper sie gehen.“ Zuckerkalorien sind seiner Meinung nach am schlimmsten, weil sie in der Leber in Fett umgesetzt werden und dann das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Leberkrankheiten steigern. Ginge es nach den Vorstellungen der Wissenschaftler, sollte die Lebensmittelindustrie dies stärker berücksichtigen. Außerdem sehen sie die Eltern in der Pflicht, darüber nachzudenken, was sie ihren Kindern zu essen geben.

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verfasst von am 26. November 2015 um 07:18

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