Kampf gegen Magermodels: Politiker für verbindliche Regeln in Deutschland

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Mittwoch, 2. Mai 2018

In Bezug auf eine notwendige Eindämmung des Schlankheitswahns in der Modebranche sind sich Abgeordnete von Union und SPD einig. Offen bleibt bislang, ab wann und vor allem wie Magermodels vom Laufsteg verbannt werden sollen.

Nach Angaben des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ ist die Anzahl der Mädchen mit einer Essstörung in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2016 wurden laut statistischem Bundesamt in Deutschland rund 10.000 Mädchen und Frauen aufgrund einer Essstörung stationär behandelt. Zeitgleich sind Model-Castingshows entstanden und immer mehr „Influencer“ auf Instagram, Facebook, Youtube und Co. setzen ihre scheinbar perfekten Körper gewinnbringend in Szene. Daher liegt der Verdacht nahe, dass das Schlankheitsstreben in unserer Gesellschaft über neue Wege befeuert wird. Zwar versuchten der Sender „Pro Sieben“ und Heidi Klum Kritiker ihrer Sendung „Germany’s next Topmodel“ zu besänftigen, indem erstmals neben klassischen, zuweilen sehr dünnen Models in spe auch „Mädchen mit tollen Kurven“ an dem Ausscheidungswettkampf teilnehmen können, wirklich überzeugt hat diese Änderung allerdings nicht. Zu Beginn der aktuellen 13. Staffel teilten drei von vier Befragten, die die Sendung zumindest kennen, die Ansicht, dass diese ein falsches Schönheitsideal unterstütze und zwei von drei Befragten gaben an, „Germany’s next Topmodel“ vermittle jungen Mädchen ein falsches Bild des Essverhaltens von.

Die verstärkte Kritik am „Schönheitswahn der Modelbranche“ wurde nun auch von führenden Politikern aufgegriffen, wobei parteiübergreifend große Einigkeit bestand. So sagte die ehemalige saarländische Ministerpräsidentin und jetzige CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, sogenannte Size-Zero-Models gaukelten ein Ideal vor, welches weder ästhetisch noch gesund sei und zu gefährlichen Langzeitschäden für Körper und Seele bis hin zum Tod führen könne. Ihre Kollegin von der CSU, Dorothee Bär, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, glaubt, dass trotz aller bisherigen Ansätze „Aufklärung allein an ihre Grenzen zu stoßen scheint“. Dementsprechend folgert SPD-Gesundheitspolitiker Prof. Karl Lauterbach, es bräuchte eine gesetzliche Regelung zum Schutz vor Magersucht. Das Problem (der Zunahme essgestörter Mädchen) werde in Deutschland aber nach wie vor unterschätzt, so Lauterbach weiter. „Es gibt kaum eine Erkrankung bei jungen Frauen, die eine so hohe Sterblichkeitsrate hat wie Magersucht – und die Heilungschancen sind gering.“

CSU-Politikerin Bär meinte außerdem, sie sehe „die Zeit gekommen, sich die Regelung unserer Nachbarn genau anzusehen.“ Solche Forderungen waren in der Vergangenheit in Deutschland schon öfter zu hören, geändert hat sich allerdings wenig. In Frankreich müssen Models für die Ausübung ihres Berufs auf dem Laufsteg einen bestimmten, ärztlich bescheinigten Body-Mass-Index haben. Verstöße werden mit bis zu sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe von 75.000 Euro geahndet. Ähnliche Vorschriften gibt es auch in Spanien und Israel. Man darf gespannt sein, ob sich die verschiedenen Parteien auf einen gemeinsamen Weg zum Wohle der jungen Generation verständigen können.

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verfasst von am 2. Mai 2018 um 06:04

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