Kein Gesundheitsplus von Alkohol bei Übergewicht

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Montag, 28. Januar 2013

Ein regelmäßiger moderater Alkoholkonsum soll vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Ob dieses Ergebnis aus Studien der 1980er Jahre allerdings eins zu eins auf heutige Bedingungen übertragbar ist, ist fraglich.

Weinglas
© JuditK

In Studien aus den 1980er Jahren wurde über einen J-förmigen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen berichtet: Das Risiko sank bis zu einer bestimmten Alkoholmenge. Wurde mehr getrunken, stieg es steil an. Daraus wurde abgeleitet, dass ein regelmäßiger, aber mäßiger Alkoholkonsum vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen kann.

Heute empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen risikoarmen Alkoholkonsum:

  • Frauen sollten pro Tag maximal zwei kleine Gläser (je 0,2 Liter) Bier oder ein kleines Glas (1/8 Liter) Wein trinken.
  • Männer sollten pro Tag maximal drei kleine Gläser (je 0,2 Liter) Bier oder 0,2 Liter Wein trinken.
  • An mindestens zwei bis drei Tagen pro Woche sollte als Schutz vor einer Gewöhnung kein Alkohol getrunken werden.

Seit den 1980er Jahren haben sich Lebensstil und Bevölkerungsstruktur in westlichen Ländern deutlich geändert. Deshalb fragten sich Wissenschaftler, ob sich die damals ermittelten Zusammenhänge über eine gesundheitsfördernde Wirkung von Alkohol auf heutige Lebensbedingungen übertragen lassen. Deutlich verändert hat sich insbesondere die Häufigkeit von Übergewicht in der Bevölkerung.

Für einen Teil der Studien von damals liegen Angaben zum Body Mass Index (BMI) der Teilnehmer vor. Diese Daten werteten die Wissenschaftler nochmals aus, wobei sie im Unterschied zu früher Übergewicht als Einflussfaktor mit berücksichtigten. Alte Daten von 2603 Personen konnten so in die Analyse eingeschlossen werden.

Radfahrer im Winter
© Vitorio Benedetti

Zum Herzschutz besser Bewegung als Alkohol...

In den neuen Auswertungen wurde der J-förmige Zusammenhang zwischen Alkoholmenge und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erneut bestätigt – allerdings nur für normalgewichtige Personen. Ab einem BMI von 27,5 konnte keine präventive Wirkung von moderatem Alkoholgenuss nachgewiesen werden. Möglicherweise profitieren übergewichtige Menschen demnach nicht von einem mäßigen Alkoholkonsum. Die Wissenschaftler weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass weitere Untersuchungen ihre Beobachtungen bestätigen sollten. Nach heutigen Kenntnissen sei generell fraglich, inwieweit Alkoholkonsum noch als vorteilhaft für die Gesundheit proklamiert werden kann. Einem möglicherweise geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen dosisabhängige negative Auswirkungen auf die Häufigkeit von Krebs und Diabetes gegenüber. Unterm Strich würde sich wahrscheinlich niemand durch regelmäßiges Trinken etwas Gutes tun, und Übergewichtige erst recht nicht, folgern die Wissenschaftler.

Quelle:
T. Lobstein, M. Daube (2012): Alcohol: No cardioprotective benefit for overweight adults? Australian and New Zealnd Journal of Public Health 36, Seite 582

verfasst von am 28. Januar 2013 um 07:18

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