Kinder und Jugendliche verzehren mittlerweile weniger Zucker, aber…

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 13. Februar 2020

Im Zeitraum zwischen 1985 und 2016 ist der Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel von Kindern und Jugendlichen zwar zurückgegangen, übersteigt aber immer noch internationale Empfehlungen. Schuld daran sind vor allem Süßigkeiten. Sollten Süßigkeiten in der Nationalen Strategie zur Reduktion von Zucker berücksichtigt werden?

In der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) werden seit 1985 fortlaufend die Ernährung und Gesundheit vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter dokumentiert. Dies ermöglicht die Untersuchung von Auswirkungen der Ernährung auf die Gesundheit sowie die Analyse zeitlicher Trends. Vor kurzem berichteten Wissenschaftlerinnen unter Verweis auf DONALD-Daten über eine erfreuliche Entwicklung: Seit 2005 ist der Zuckerkonsum von Kindern und Jugendlichen in Deutschland rückläufig. Dies ist allerdings kein Grund zur Entwarnung, denn selbst der Wert der aktuellsten Erhebung, wonach freier Zucker 16 Prozent der Energiezufuhr Heranwachsender abdeckt, liegt deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO (maximal 10 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus freiem Zucker).

Um Einsparpotenziale aufzuzeigen, analysierten Dr. Ute Alexy und ihre Kollegen Alters- und Zeittrends im Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmittelgruppen über einen Zeitraum von 30 Jahren (1985 bis 2016). In die Analyse wurden 10.761 Drei-Tage-Wiegeprotokolle von 1.312 3- bis 18-Jährigen einbezogen (bei jüngeren Kindern wurde das Ernährungsprotokoll von den Eltern geführt). Die Wissenschaftlerinnen konzentrierten sich in ihrer Auswertung auf den Gehalt sogenannter „freier Zucker“, also Einfach- und Zweifachzucker, die Lebensmitteln bei der Herstellung oder Zubereitung zugesetzt werden, sowie Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirups und Fruchtsäften enthalten ist. Für die Auswertung wurden die Lebensmittel in sieben Gruppen eingeteilt (Zucker und Süßigkeiten, Milchprodukte, Säfte, zuckergesüßte Getränke, süße Brote und Kuchen, Frühstückszerealien und anderen Quellen) und jeweils die Aufnahme von freien Zuckern als Anteil der täglichen Energieaufnahme in Prozent (Energieprozent) berechnet.

Insgesamt bestritten alle Probanden im Durchschnitt 17 Prozent ihrer täglichen Energieaufnahme aus Lebensmitteln mit freien Zuckern. „Süßwaren und Zucker hatten den weitaus größten Anteil an der Zufuhr von freien Zuckern, gefolgt von Säften“, erläutert Projektleiterin Dr. Ute Alexy von der Universität Bonn. An dritter Stellen wechselten sich zuckergesüßte Getränke und Milchprodukte ab. „Die Aufnahme von freien Zuckern aus süßen Broten und Kuchen sowie Frühstückszerealien war dagegen in sämtlichen Altersgruppen zu allen Zeitpunkten insgesamt gering“, ergänzt Alexy.

Die Analyse zeitlicher Trends offenbarte einen kontinuierlichen Rückgang der Aufnahme von freiem Zucker aus Süßwaren und Zuckern bei Mädchen, der aber wesentlich geringer ausgeprägt war als rückläufige Trends bei anderen Lebensmittelgruppen. Im selben Zeitraum sank die Zufuhr an zuckergesüßten Getränken bei Jungen und Mädchen, während der Konsum an freien Zuckern aus Säften noch bis 2000 anstieg, danach aber deutlich abnahm. Bis zum Jahr 2010 stieg die Aufnahme freier Zucker aus Milchprodukten leicht, danach wurde auch in dieser Lebensmittelgruppe ein abnehmender Trend beobachtet.

„Auch wenn der Rückgang der Zufuhr an freien Zuckern, insbesondere aus zuckergesüßten Getränken und Säften bereits eine erfreuliche Entwicklung ist, liegt die Zufuhr noch weit über den Empfehlungen“, warnt Dr. Alexy. Daher sollten Maßnahmen umgesetzt werden, welche diesen Trend unterstützen. Ihre an dem Projekt beteiligte Kollegin Prof. Anette Buyken von der Universität Paderborn ergänzt: „Da der Rückgang der Zufuhr aus Süßwaren und Zucker am geringsten ausgeprägt war, dies aber die größte Quelle für freien Zucker bei Kindern und Jugendlichen darstellt, sollte überlegt werden, diese in zukünftige Public Health Maßnahmen einzubeziehen.“ Bislang werden diese Quellen nicht in der Nationalen Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten berücksichtigt, mit der Argumentation, dass es sich um Genussmittel handele, die idealerweise nur selten verzehrt werden. „Dies sollte überdacht und Süßwaren in die Nationale Strategie einbezogen werden“, regt Prof. Buyken an.

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verfasst von am 13. Februar 2020 um 07:21

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