Kinderdesserts im Test: Wie gut schneiden Fruchtzwerge und Co ab?
Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle,
Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit
Dienstag, 20. Oktober 2020
Fertigdesserts für Kinder erfreuen sich großer Beliebtheit, doch Schein und Sein liegen bei dieser Produktkategorie häufig weit auseinander. Grund genug für die Stiftung Warentest, einmal mehr das aktuelle Angebot an Kinderdesserts kritisch unter die Lupe zu nehmen.
„Fertigdesserts aus dem Kühlregal treffen den Nerv von Kindern“, schreibt die Stiftung Warentest in ihrer Pressemitteilung und meint dabei zum einen die Produktaufmachung (die Verpackung zieren Bilder von Kinderidolen wie Biene Maja oder Elsa) und phantasievolle Produktnamen, aber auch den verlockend süßen, cremigen Geschmack vieler Produkte. Die Fertigdesserts treffen aber auch den Nerv der Eltern: Dann nämlich, wenn man beim Einkauf mit Kindern nicht mehr an der Kühltheke vorbeikommt, ohne das aus der Werbung bekannte Produkte im Einkaufswagen zu haben – oder alternativ großes Theater im Supermarkt… Entscheiden Mama und Papa sich für die erste Variante, tun sie dies womöglich mit schlechtem Gewissen, denn Kinderdesserts haben keinen guten Ruf. Schuld daran waren Produkttests, die hohe Gehalte an Fett, Zucker und Kalorien in Kinderdesserts entlarvten. Damit zählten diese Produkte eher zu den Süßigkeiten, können den Geschmackssinn der Kinder ungünstig prägen und die Entstehung von kindlichem Übergewicht begünstigen.
Doch auch die Lebensmittelbranche hat in den letzten Jahren hinzugelernt und ihre Rezepturen überarbeitet. Daher stellt sich die Frage, wie es um die ernährungsphysiologische Qualität der neuen Generation der Kinderdesserts bestellt ist. Für ihren Test hat die Stiftung Warentest 25 Kinderdesserts aus dem Kühlregal ausgewählt, darunter Puddings, Joghurts und Frischkäsezubereitungen namhafter Hersteller sowie Eigenmarken von Supermärkten. Die Preisspanne der Produkte lag zwischen 17 Cent und beachtlichen 1,27 Euro pro 100 Gramm Produkt.
Bei der Bewertung der Produkte lag ein Augenmerk der Prüfer auf deren Nährwertgehalt in Verbindung mit der Portionsgröße. Gute Bewertungen wurden nur vergeben, wenn der Zucker-, Fett- und Kaloriengehalt deutlich unter den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lag, sodass auch noch Spielraum für zusätzliche gesunde Snacks wie Obst blieb. Die Gutachter setzten bei ihrer Bewertung voraus, dass ältere Kinder ab einem Alter von ca. sieben Jahren von Produkten mit kleinerer Portionsgröße (50 bis 60 Gramm) durchaus zwei Portionen verzehren.
Interessanterweise gab es deutliche Unterschiede in den Testergebnissen der verschiedenen Produktgruppen. Spitzenreiter waren mit weitem Abstand Frischkäsezubereitungen. Puddings und Joghurts mit Topping schnitten dagegen aufgrund ihres oftmals hohen Zucker-, Fett- und Kaloriengehalts schlechter ab. Von den 25 getesteten Produkten erhielt knapp die Hälfte (zwölf Produkte) die Bewertung „gut“, darunter acht Frischkäsezubereitungen, drei Puddings und ein Joghurt. Acht Produkte waren nach Ansicht der Prüfer „befriedigend“, vier „ausreichend“ und ein Schokoladenpudding wurde sogar mit „mangelhaft“ bewertet. Dieser Pudding enthielt sechs Mal so viel Kalorien, vier Mal so viel Zucker und 14 Mal so viel Fett wie der Testsieger. Unter den am besten bewerteten Produkten befanden sich verschiedene „Fruchtzwerge“ der Firma Danone, „Monsterbacke“ von Ehrmann, aber auch zwei vergleichsweise günstige Produkte von Aldi Nord und Aldi Süd („Fruchtjuniors“).
Die Stiftung Warentest hat außerdem den Nährwertgehalt verschiedener Kinderdesserts mit jenem ihrer Vorläuferversionen von 2000 verglichen. Hier zeigte sich eine erfreuliche Entwicklung: Einige Produkte enthielten nur noch etwa die Hälfte des ursprünglichen Fettgehalts, ein Drittel weniger Zucker und ein Drittel weniger Kalorien.
Fazit: Wer den lieben Kleinen hin und wieder ein Kinderdessert gönnen (und die eigenen Nerven schonen) möchte, findet bei den Nährwertangaben auf der Produktverpackung Hinweise auf die wahren inneren Werte. Vielleicht ist auch ein Kompromiss möglich, zum Beispiel die Auswahl eines Frischkäsedesserts anstelle von Sahnepudding. Die Stiftung Warentest bleibt jedoch dabei: Selbst gemacht ist am besten. Denn fertige Kinderdesserts enthalten häufig Zusatzstoffe, zugesetzten Zucker und extra Aromen. Hinzu kommt, dass auch bei Fruchtdesserts der Fruchtanteil oftmals verschwindend gering ausfällt. Ein Naturjoghurt mit ungesüßten Früchten oder ein Apfelquark aus unbehandeltem Quark, Apfelmark, gemahlenen Mandeln und Zimt, lassen sich schnell zubereiten, schmecken und enthalten ganz nebenbei wichtige Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und ungesättigte Fettsäuren.
Quellen einblenden
- Stiftung Warentest (2020): Kinderdesserts im Test: Wie gesund sind Fruchtzwerge, Monsterbacke & Co?
verfasst von Dr. oec. troph. Christina Bächle am 20. Oktober 2020 um 06:01
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