Krank durch Functional Food?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Freitag, 25. März 2011

energy drinks
© rynosoft

„Functional Food“ (1) sind Lebensmittel, denen zusätzliche Inhaltsstoffe zugefügt wurden. Sie sollen eine über die Nährfunktion hinausgehende Wirkung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben und werden auch entsprechend beworben. Beispiele hierfür sind speziell mit Vitaminen, Mineralstoffen, bestimmten Fettsäuren oder Ballaststoffen angereicherte oder mit biologisch aktiven Stoffen versetzte Nahrungsmittel. Zur letztgenannten Kategorie zählen unter anderem sekundäre Pflanzenstoffe, Probiotika und spezifisch wirksame Bakterienkulturen. Auch sog. Energydrinks mit Koffein oder anderen pharmakologisch aktiven Substanzen und ACE-Getränke zählen zu den funktionellen Lebensmitteln. Der Zusatz hat jedoch seinen Preis: Functional Food ist meist teurer als vergleichbare natürliche Produkte. Doch für das beworbene Mehr an Gesundheit und/oder Leistungsfähigkeit akzeptieren viele Verbraucher bereitwillig die teureren Preise.

Grundsätzlich dürfen funktionelle Lebensmittel in Europa nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn der Hersteller nachweisen kann, dass der Verzehr des Produkts gesundheitlich unbedenklich ist. Hierzu zählt auch, dass zugesetzte Substanzen keine Allergien auslösen dürfen. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass manche Produkte dieser Kategorie Allergien auslösen können. Und so raten einige Allergologen zur Vorsicht bei Nahrungsmitteln, die mit exotischen Früchten veredelt sind. Die tropische Acerolakirsche, die wegen ihres hohen Vitamin C-Gehalts häufig in sog. ACE-Getränken enthalten ist, kann beispielsweise bei einer bestehenden Latexallergie zu Kreuzreaktionen führen. Auch nach dem Konsum von Produkten mit Zusatz von Drachenfruchtextrakt und Granatapfel wurden Allergien festgestellt. Gewarnt wird außerdem vor Sojazusätzen in Nahrungsmitteln, die in der Vergangenheit bereits häufig Allergien ausgelöst haben. Und dies, obwohl solche Produkte in der Werbung gerade Allergikern empfohlen werden! Dagegen sind pro- und präbiotische Produkte, Zusätze aus Algenöl und Phytosterinen sowie der Saft der Indischen Maulbeere Noni aus allergologischer Sicht unbedenklich.

Getränk ü.a.
© Like_the_Grand_Canyon

Verbraucher sollten außerdem kritisch bezüglich der häufig wissenschaftlich nicht ausreichend belegten Werbeversprechen sein. Bei exzessivem Konsum und einer Überschreitung der maximal sicheren Dosis (sie ist meist nicht auf den Produkten angegeben) besteht die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen. Funktionelle Lebensmittel sind kein Garant für eine bedarfsgerechte Zufuhr. Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) lassen sich Ernährungsfehler nicht durch den Verzehr von funktionellen Lebensmitteln korrigieren. Deshalb beschränken sich auch die Ernährungsempfehlungen der DGE bis zum Vorliegen ausreichender wissenschaftlicher Daten, die die Wirkung funktioneller Lebensmittel belegen, auf eine vollwertige Ernährung mit viel Obst und Gemüse.

(1) funktionelle Lebensmittel, Lebensmittel mit Zusatznutzen

Quellen einblenden

Tipps, wie Sie sich gesund ernähren und trotzdem nicht auf den Genuss beim Essen verzichten müssen, finden Sie hier.

verfasst von am 25. März 2011 um 09:15

Was ist das?

DEBInet-Ernährungsblog - über uns

Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.

Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.

Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung

Der "DEBInet-Ernährungsblog"
ist ein Projekt der


© 2010-2025 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

2 Kommentare zu “Krank durch Functional Food?”

  1. Charly sagt:

    Ich stehe dieser Form von Ernährung, beziehungsweise Ernährungszusatzstoffen sehr kritisch gegenüber, da in diesen „Nahrungsmittel“ doch Stoffe Verarbeitet werden, deren Wechselwirkung nur wenig Langzeituntersuchungen durchgeführt werden.
    Sicher sind auch natürliche Nahrungsstoffe nicht immer ungefährlich, aber mir erscheint es doch logischer, dass sich unser Körper über Jahrtausende an Stoffe besser angeglichen hat, als chemisch entwickelte Stoffe der letzten Jahre.
    Und wie oft mussten gerade in den letzten Jahre schulmedizinische Theorien überarbeitet werden, da sich neue Erkenntnisse Ergaben.
    Nicht alles was wir heute als Richtig erachten, muss sich auch in der Zukunft als Heilsbringer zeigen.
    Gruss Charly

  2. Ernst Miller sagt:

    Irgendwie kommt man doch immer zum selben Schluss – am gesündesten ist es, wenn man das ist, was die Natur uns gibt und zwar so, WIE es die Natur uns gibt. Naturnahre Kost entspricht unseren Genen, das heißt der Körper kann die Nahrung so am besten verarbeiten. Vielleicht mag das ein bisschen aufwändiger sein, aber so viel Zeit muss sein.
    Zum Thema „functional food“ empfehle ich die Lektüre des Buches von Verena Peters „Omega 3 in funktionellen Lebensmitteln“ – http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/160719.html
    Es bezieht sich zwar nur auf den Zusatz von Omega-3-Fettsäuren, aber die Erkenntnisse dürften übertragbar sein.

Kommentar abgeben

Du mußt Dich registrieren, um kommentieren zu können: einloggen