Lebensmittelkennzeichnung: Mit Bewegungsangabe zur Kalorieneinsparung?

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Dienstag, 28. April 2020

Während in Deutschland die Weichen für die Kennzeichnung von Lebensmitteln per NutriScore gestellt werden, verfolgen britische Wissenschaftler einen alternativen Ansatz. Laut ihren Berechnungen ließen sich bis zu 200 Kalorien pro Tag einsparen, wenn Lebensmittel mit einer Bewegungsangabe versehen würden.

Wofür würden Sie sich entscheiden: Um die Energie eines kleinen Schokoriegels zu verbrauchen, müssten Sie etwa 46 Minuten gehen oder 24 Minuten joggen. Bei einem mittelgroßen Apfel wären dagegen lediglich 15-minütiges Gehen beziehungsweise knapp 8-minütiges Joggen erforderlich, um ein Gleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch herzustellen. Sollten Sie zur Gruppe derjenigen zählen, die sich unter diesen Umständen für den Apfel entscheidet, würden Sie das Plädoyer von Prof. Amanda Daley von der Universität Loughborough (England) und ihren Kolleginnen für eine alternative Lebensmittelkennzeichnung unterstützen.

Bislang gibt es kaum Studien zur Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Zeit in Bewegung, die ein Durchschnittsmensch benötigt, um die aufgenommenen Kalorien zu verbrennen (PACE-Kennzeichnung, physical activity calorie equivalent food labeling). Dementsprechend wenig ist darüber bekannt, wie sich die PACE-Kennzeichnung von Lebensmitteln auf die Auswahl, den Einkauf und den Konsum von Lebensmitteln und Getränken auswirkt. Daley und ihre Kollegen fassten die Ergebnisse von 15 bereits publizierten Studien zusammen und schätzten daraus, wie sich die Energieaufnahme pro Tag verändern würde, vorausgesetzt, alle Lebensmittel und Speisen wären mit PACE-Angaben gekennzeichnet.

Durch eine PACE-Angabe wählten Probanden Lebensmittel mit einem im Durchschnitt 65 Kalorien geringeren Energiegehalt. Im Vergleich zu anderen Kennzeichnungsmethoden ließ sich jedoch nicht belegen, dass eine Kennzeichnung mit PACE anderen Methoden überlegen ist. Dasselbe galt für den Einkauf von zuckerhaltigen Getränken. Wurde auf Verpackungen und Lebensmittelanzeigen über PACE informiert, führte dies dazu, dass im Mittel 80 Kalorien weniger verzehrt wurden als bei anderen Kennzeichnungsmethoden oder fehlender Kennzeichnung.

Aus der Annahme, dass die meisten Menschen täglich drei Hauptmahlzeiten (plus zwei Zwischenmahlzeiten) zu sich nehmen und die PACE-Kennzeichnung mit einer durchschnittlichen Energieersparnis von 65 Kalorien einhergeht, folgerten Daley und ihre Kollegen, dass sich durch eine konsequente PACE-Kennzeichnung bis zu 195 Kalorien täglich einsparen ließen (65×3, Zwischenmahlzeiten wurden nicht berücksichtigt). Allerdings war die Anzahl der vorhandenen Studien klein, das Studiendesign heterogen und Alltagsbedingungen (Supermarkt, Restaurant) wurden kaum untersucht. Dies schränkt die Aussagekraft der einzelnen Studien und damit auch der Übersichtsarbeit von Daley und ihren Kollegen ein. Hinzu kommt, dass mit der Zeit ein gewisser Abstumpfungseffekt gegenüber PACE-Angaben zu erwarten ist, was die langfristige Energieersparnis womöglich schmälert.

Dennoch eignet sich diese Strategie – insbesondere im ernährungsberaterischen Kontext – zur Veranschaulichung des Energiegehalts von Lebensmitteln.

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verfasst von am 28. April 2020 um 06:07

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