Mediterrane Küche auch für Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen empfohlen

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 7. September 2017

In einer aktuellen Veröffentlichung diskutiert die europäische Fachgesellschaft für Nierenerkrankungen die Vor- und Nachteile der mediterranen Ernährung bei Nierenerkrankungen. Ihr Fazit: Auch Menschen mit Nierenerkrankungen können von dieser Kostform profitieren, allerdings sollten insbesondere die Kaliumwerte regelmäßig überwacht werden.

In der traditionellen mediterranen Küche werden wenig Fleisch, jedoch reichlich Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Fisch verzehrt, ergänzt durch Nüsse und hochwertige Öle wie kaltgepresstes Olivenöl. Seit längerem wird diese Art der Ernährung für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen. Auch Menschen mit Nierenerkrankungen können von der Zusammensetzung der mediterranen Ernährung profitieren, schreibt die „European Renal Association – European Dialysis Transplant Association“ (kurz ERA-EDTA). Zu den Vorteilen der mediterranen Küche für Menschen mit Nierenerkrankungen zählen

  • die geringe Eiweißzufuhr: Die durchschnittliche tägliche Eiweißaufnahme bei der mediterranen Kost entspricht ungefähr der Menge (0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht), die nierenkranken Menschen empfohlen wird. Das Eiweiß stammt vor allem aus Gemüse, Fisch und weißem Fleisch.
  • der geringe glykämische Index beziehungsweise die geringe glykämische Last dieser Kostform,
  • die durch diese Ernährung bedingte Verringerung von oxidativem Stress und Entzündungen sowie
  • der vergleichsweise geringe Salz- und Phosphatgehalt der mediterranen Ernährung, der auf die Verwendung frischer Zutaten und die frische Zubereitung der Speisen zurückzuführen ist.

Durch eine mediterrane Ernährung könnten der Funktionsverlust der Niere verlangsamt und die Überlebenschancen von Menschen mit Nierenerkrankungen erhöht werden, folgert die europäische Fachgesellschaft ERA-EDTA.

„Grundsätzlich schließt sich die deutsche Nephrologie dieser Empfehlung an“, bestätigt der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Prof. Jan Galle. „Solange die Kaliumwerte im Normalbereich liegen, spricht vieles dafür, dass Nierenpatienten im Hinblick auf ihr kardiovaskuläres Risiko und auch im Hinblick auf nierenspezifische Problematiken von der mediterranen Diät profitieren. Sie ist phosphatarm – und wir wissen, dass ein hohes Phosphat zu einer höheren Sterblichkeit bei unseren Patienten führt. Sie ist salzarm und kann daher den Blutdruck senken, was für Nierenpatienten bedeutsam ist, um die verbliebene Nierenfunktion noch möglichst lange zu erhalten. Sie ist arm an gesättigten, aber reich an ungesättigten Fettsäuren, die in Fisch oder hochwertigen Ölen enthalten ist. Das führt zu einem guten Lipidspiegel und wirkt sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus.“

Die Tatsache, dass in der traditionellen mediterranen Ernährung aufgrund des hohen Obst- und Gemüseanteils viel Kalium aufgenommen wird, kann allerdings für nierenkranke Menschen problematisch werden. Da hierzu weitere Erkenntnisse fehlen, rät die europäische Fachgesellschaft, die Laborwerte von Menschen mit Nierenerkrankungen, die sich mediterran ernähren, regelmäßig zu kontrollieren. Dies gilt insbesondere für die Serumkaliumwerte. Ideal wäre eine Betreuung durch einen Ernährungsberater, so die ERA-EDTA.

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verfasst von am 7. September 2017 um 06:13

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