Milchschokolade im Ökotest wenig überzeugend

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Zum wiederholten Mal hat Ökotest Milchschokoladen unter die Lupe genommen. Wirklich empfehlen konnten die Prüfer nur zwei von 25 Produkten. Kritikpunkte waren insbesondere Mineralölrückstände sowie mangelnde Kenntnis über Herkunft und Arbeitsbedingungen bei der Kakaoproduktion.

 

Dass wir hierzulande eine Vorliebe für Süßes haben, lässt sich insbesondere in der Vorweihnachtszeit nur schwer bestreiten. Aber hätten Sie gedacht, dass Deutschland gemeinsam mit der Schweiz Spitzenreiter im europäischen Schokoladenkonsum ist? Der deutsche Durchschnittsbürger verzehrt pro Jahr rund 9 Kilogramm Schokolade – was immerhin 90 Standardtafeln entspricht. Am beliebtesten sind hierzulande Milch-, Nougat-, Bitter- und Haselnussschokolade.

Bereits 2017 fanden Ökotest-Prüfer Mineralölrückstände in Schokolade, und auch in Adventskalenderschokolade wurden letztes Jahr Mineralölbestandteile nachgewiesen. Mit dem aktuellen Test wollte Ökotest nachprüfen, ob sich die Situation mittlerweile verbessert hat. Unter den 25 untersuchten Produkten befanden sich Milchschokoladen vom Discounter bis zur Markenschokolade, mit und ohne Bio-Zertifikat. Bewertet wurden Geruch und Geschmack, Kakaogehalt, Laborergebnisse (Mineralöl, Acrylamid, Cadmium, Nickel, Salmonellen) sowie Angaben der Hersteller zur Herkunft und Produktion des enthaltenen Kakaos.

In puncto Geruch, Geschmack und Mundgefühl konnten die meisten Produkte überzeugen. Jede dritte Schokolade erreichte in dieser Kategorie die volle Punktzahl und keine Schokolade wurde sensorisch schlechter als „befriedigend“ eingestuft. Interessanterweise schmeckte den Verkostern auch manche preisgünstige Schokolade aus dem Discounter „gut“ – teilweise sogar deutlich besser als Markenprodukte.

Von den 25 Schokoladen im Test waren 24 mit Mineralölbestandteilen verunreinigt. Erfreulicherweise wurden keine MOAH-Verbindungen (mineral oil aromatic hydrocarbons) mehr nachgewiesen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Jedoch fanden die Prüfer in vier Tafeln ihrer Meinung nach „sehr stark erhöhte“ MOSH-Belastungen (mineral oil saturated hydrocarbons). MOSH-Verbindungen reichern sich im Körper an. Sie wurden bereits beim Menschen in verschiedenen Geweben nachgewiesen, es konnten bislang jedoch keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte damit in Verbindung gebracht werden. Derzeit ist nicht bekannt, ab welcher Exposition es zu schädlichen Auswirkungen beim Menschen kommen kann. Der MOSH-Gehalt von zwei getesteten Schokoladen, „dm Bio Vollmilch Schokolade“ und der „Hachez Dunkle Vollmilch“, überschritt sogar den eigentlich hoch angesetzten Orientierungswert, den die deutschen Lebensmittelämter mit dem Lebensmittelverband Deutschland, also der Industrielobby, festgelegt haben.

Zur Überprüfung der Herkunft und Arbeitsbedingungen bei der Produktion des Kakaos bat Ökotest die Hersteller um aussagekräftige Belege wie Lieferdokumente, Rechnungen und Zertifikate. Ohne komplette Rückverfolgbarkeit der Schokolade sind Verstöße gegen Menschenrechte, Kinderarbeit und illegale Waldrodung laut Ökotest nicht zu erkennen. Nur drei Hersteller konnten ihre Lieferkette bis zum Kakao-Bauern offenlegen; neun Firmen machten keine Angaben zu ihrer Lieferkette.

Fazit: Empfehlen konnten die Prüfer nur die Schokoladen „Rapunzel Dunkle Vollmilch“ und „Ritter Sport Alpenmilch“. Hier stimmten Geschmack, Inhaltsstoffe und die Angaben zur Lieferkette. 16 Schokoladen schnitten mittelmäßig ab, sieben waren sogar „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Schokoladenliebhaber sollten möglichst ein Produkt mit nur geringem Mineralölgehalt wählen, raten die Prüfer.

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verfasst von am 19. Dezember 2019 um 07:19

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